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Samstag 20. Juli 2013
Unser Standort: Vor Anker in Port Resolution, Tanna, Vanuatu
Unser nächstes Ziel Tanna mit dem Vulkan Yasur liegt „nur“ 50sm weiter nördlich. Eine Strecke, die man in europäischen Sommern locker an einem Tag segelt. Hier geht der Tag momentan allerdings nur von 06:30 Uhr bis 17:30, dann muss man spätestens in der nächsten Ankerbucht sein und vor Einbruch der Nacht geankert haben. Für einen vorsichtigen Seemann ist diese Planung eigentlich schon zu knapp, da sie keinen Platz für irgendwelche Überraschungen am neuen Ankerplatz lässt. Denn wer weiß schon, wie eng es da zugeht, wie kompliziert die Riffe tatsächlich zu navigieren sind und wie voll der Ankerplatz ist. Besser also, man ist spätestens eine Stunde vor Sonnenuntergang da, also um 16:30 Uhr.
Und wenn man nun nicht die beste Windvorhersage hat, sondern mit um die oder unter 10kn von hinten kalkulieren muss, braucht man nicht erst um 06:30 Anker aufzugehen. Besser man verlässt die Bucht, die man nun ja schon kennt, bei noch relativ großer Dunkelheit. So hat man auch bei leichten Winden Spielraum nach hinten.
Aus diesem Einmaleins der Seemannschaft ergab sich für uns heute also eine Verabredung mit der Ankerwinsch für 05:30 Uhr, in dunkler Nacht, nur leidlich vom untergehenden Mond erhellt. Damit hätten wir 11 Stunden lang Zeit, die 50 sm zurückzulegen und noch bei einem einigermaßen passablen Sonnenstand anzukommen. Macht einen Schnitt von 4,5 kn. Das sollten wir auch bei wenig Wind bewerkstelligen können.
Die Überfahrt verlief dann auch trotz der noch recht heftigen Dünung unproblematisch und unspektakulär, sieht man von zwei Dingen ab: Zum einem dem Fang eines perfekt für vier Personen geeigneten Wahoos und zum anderem dem immer näher rückenden Vulkan Mount Yasur.
Es war wirklich großes Kino, wie der Vulkan einer kettenrauchenden Eisenbahn gleich vor sich hin paffte: Eine weiße Wolke, noch eine weiße Wolke, dann eine steil aufsteigende schwarze Aschewolke, die sich allmählich in einen Atompilz verwandelte, um anschließend einem rosafarbenen Wölkchen Platz zu machen. Der Vatikan wäre stolz gewesen: Habemus Papam, Habemus Papam! So ging das Stunde um Stunde, Seemeile um Seemeile. Und je näher wir Tanna kamen, desto spektakulärer sahen die Wolken aus, die dieser hoch aktive Vulkan ausspie. Weiß, weiß, rosa, peng, schwarz, hoch, wow! Wir konnten uns gar nicht satt sehen. Wie wird das erst werden, wenn wir keine 100 Meter vom Kraterrand entfernt stehen?
Das Einlaufen in Port Resolution verlief recht unproblematisch und wir sind der einzige Einrumpfer hier im Moment. Neben uns liegt nur die Rehab mit Patricia und Michel. Warum sich gerade sonst keine Monohuller in Port Resolution aufhalten, merken wir nach wenigen Minuten: Noch immer lief enormer Schwell in die Bucht und wir mussten schleunigst einen Heckanker ausbringen, bevor wir an Land pilgerten, um den Ausflug zum Mount Yasur zu organisieren.
Das dauerte dann auch gar nicht lange, denn schon bald war Johnson, seines Zeichens Co-Häuptling, mit seinem Ausleger-Einbaum bei uns längsseits gegangen. Er berichtete uns das, was Legionen von Yachties hier schon erfahren haben: Sein Bruder Stanley, der andere Co-Häuptling des Dorfes, ist der Tourismusbeauftragte und Mann, mit dem man reden muss, um den Ausflug zum Yasur zu organisieren. An Land treffen wir Stanley zwar nicht an, dafür seine Schwester Mere und einen weiteren Bruder namens James. Kein Problem, sie werden Stanley ausrichten, dass wir morgen das Magmaspektakel aus der Nähe begutachten möchten. Wir sollen einfach morgen früh wieder kommen und alles mit Stanley besprechen. Auch gut.
Die Sonne steht nun zwar schon sehr tief, aber die Zeit reicht noch für einen kleinen Bummel durch das propere Dorf von Port Resolution. Überall werden wir angesprochen, ob wir nicht ein paar Zitronen, Grapefruit, Papayas, Frühlingszwiebeln möchten. Und schließlich treffen wir noch eine der französischsprachigen Bewohnerinnen Vanuatus und frönen einem langen Plausch unter einem Baumhaus mit Blick auf LA GITANA, die fröhlich und unbekümmert auf dem Schwell tanzt…
Bild des Tages:
Port Resolution ist zwar eines der „Yachtie-Zentren“ im Südwest-Pazifik, hat trotz des ganzen Trubels aber einen sehr angenehmen Charme bewahrt. Gerne würden wir hier ein wenig länger bleiben.