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LOGBUCH

Samstag 21. Januar 2006

Und ewig grüßt das Murmeltier

Unser Standort: Tag 10 auf See/ noch 766sm bis St. Martin

Auf der Homepage auch die beiden Links mit Positionsreportern beachten

 

Um 11:15 UTC beginnt für uns jeden Tag ein neuer Groundhog-Day. Die Bordroutine hat uns nämlich inzwischen voll im Griff. 11:40 UTC sendet Radio France International dann den Wetterbericht für die Passatroute. Entweder werden 4-6 oder 5-7 Windstärken aus Nordost vorhergesagt. Dazu folgt in der Regel die lapidare Bemerkung, dass mit vereinzelten Squalls zu rechnen ist. Schon erstaunlich, wie sich der immer gleiche Wetterbericht in immer wieder andere Bedingungen vor Ort übersetzt.

 

12:00 UTC Funkrunde mit der Morgi. Wir klagen uns gegenseitig unser Leid oder freuen uns über schöne Erlebnisse der anderen. So hatte die Morgi z.B. vor ein paar Tagen einen 8 bis 10m langen Wal ca. 1 Stunde neben sich schwimmen. Wow! Wir sehen außer fliegenden Fischen und dem einen oder Vogel kein Lebewesen! Anschließend erfolgen Segelmanöver, falls nötig, und wir bringen die Schleppangel aus.

 

Nachdem wir jetzt schon ein wenig etwas geleistet haben, gönnen wir uns ein Frühstück. Heute gab's mal Apfelpfannkuchen. Lecker. Dann beginnt das Freizeitprogramm. Jeder darf tun, wozu er Lust hat. Meistens beschränken sich die Aktivitäten jedoch aufs Lesen oder in einer Ecke sitzen und nachdenken.

 

Der hektische Nachmittag wird dann nochmal von der Wetterrunde und einer weiteren Funkrunde mit der Morgi unterbrochen. Jörg und Micha dagegen erreichen wir leider schon seit Tagen nicht mehr. Schade! Inzwischen ist es 17:00 UTC geworden und der Tag fängt an, sich bereits langsam dem Ende zu zu neigen. Also werden die Vorbereitungen für die große Mahlzeit des Tages, das Abendessen getroffen. Dann holen wir die Schleppangel wieder ein, denn die Nacht bringt langsam herein, verkeilen uns auf unseren Sitzbänken und essen zu Abend.

 

Nach dem Spülen ist der viel zu kurze Tag dann auch schon wieder vorbei und es beginnt langsam die viel zu lange Nacht. Aber heute Nacht werden wir wenigstens mit einem nahezu wolkenfreien Himmel verwöhnt, von dem uns die Sterne zublinzeln.

 

+++ RUBRIK: Was macht man so auf dem Atlantik? +++

+++ HEUTE: Der Schiffshypochonder

 

Segeln, denkt man gemeinhin, ist doch das lautlose Gleiten übers Wasser mit Hilfe des Windes. Denkste! Lautlos ist hier gar nichts. Die Wellen gurgeln, glucksen, rauschen und schlagen immer wieder mit furchtbarem Getöse gegen den Rumpf. Der Wind heult in den Wanten, in der Reling und wo sonst noch.

 

Das Schlimmste sind aber die Geräusche, die LA GITANA entwickelt. Es sind nicht viele. Aber jeden Tag andere. Und wie ein Hypochonder jede kleinste Regung seines Körpers sofort mit einer Krankheit in Verbindung bringt, so assoziiert Volker jedes neue Geräusch mit einem technischen Problem von LA GITANA. Schiffshypochonder eben.

 

Da! Da war es doch gerade wieder. Dieses Knacken! Immer wenn wir uns bei ca. 20 kn Wind nach Backbord überlegen. Wo kommt das denn her? Knack! Da! Michaela, hörst du das auch? Nein?! Anscheinend kommt es vom vorderen Durchgang. Mal hingehen und das Ohr an das Schott legen, ob etwas im Mast die Ursache ist, der ja genau auf diesem Schott steht. Und schon klebt Volkers Ohr am Schott. Und was hört er? Natürlich nichts. Hhmm, kann dann ja wohl nicht so schlimm sein. Aber kaum sitzt er wieder auf der Sitzbank - knack! Wieder aufgesprungen, Ursprung des Geräusches suchen, wieder nichts gefunden. Denn jedesmal, wenn man meint, man habe den Ursprung eingegrenzt, verschwindet das Geräusch. Wie bei einem echten Hypochonder eben. Oder gibt es Hypochonder, die tatsächlich schon an einer eingebildeten Krankheit gestorben sind?

 

Volker ist mit der täglichen Geräusch-Schatzsuche jedenfalls gut beschäftigt. Denn LA GITANA überlegt sich jeden Tag neue Geräusche, die sie von sich gibt. Für einen Sound-Designer vom Film, wäre das hier das wahre Paradies! Bisher hat sich keines der Geräusche mit irgendeinem technischen Problem in Verbindung bringen lassen und verschwindet in der Regel spätestens nach 2 Tagen wieder. Damit könnten wir ja entspannt und mit Großmut über die Geräuschkulisse hinweg sehen. Allein Volker kann sich hier nicht der Entspannung hingeben.

 

Knirsch! Da! Da war doch schon wieder ein Geräusch. Und schont geht die Suche wieder von vorne los...

 

+++ RUBRIK ENDE +++

 

Bilder des Tages:

- Ein dramatischer Sonnenaufgang kündigt einen neuen Groundhog-Day an

-Passatwölkchen im Sonnenaufgang