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LOGBUCH

Mittwoch 25. Januar 2006

Mathematik des Ankommens

Unser Standort: Tag 14 auf See/ noch 91sm bis St. Martin

Auf der Homepage auch die beiden Links mit Positionsreportern beachten

 

Wir kommen uns vor, als ob wir in einer klassischen Funktion der Mathematik mit den folgenden Parametern gefangen wären: y = f(t)

y = Entfernung bis St. Martin

t = Zeit seit Ablegen auf Sal

f(t)=1/t - damit gilt:

y = 1/t

 

Mit Limes von t gegen unendlich ergibt sich daraus, dass wir uns St. Martin zwar asymptotisch annähern, es aber nie erreichen werden, sondern bis zum St. Nimmerleins-Tag in der Flaute vor der Karibik rumdümpeln werden. Klingt doof, ist aber so. Denn leider verringert sich die Windgeschwindigkeit w und damit die Bootsgeschwindigkeit v mit steigendem t.

 

Auf Deutsch: Der Wind läßt immer mehr nach, inzwischen haben wir schon regelmäßig nicht einmal mehr 15kn und wir verhungern kurz vor dem Ziel. Dafür dürfen wir all das noch erleben, was zu einer schönen und geruhsamen Atlantiküberquerung eigentlich dazu gehören sollte:

 

1.) Ruhiges Meer: Windsee gibt es logischerweise nur noch im Zentimeter-Bereich und auch die Dünung ist inzwischen auf maximal einen halben Meter zurückgegangen. Damit hat das Geschaukel nun endlich ein absolutes Ende gefunden. So könnte man es natürlich gemütlich während der Überfahrt aushalten. Allerdings käme man wahrscheinlich wirklich nie an.

 

2.) Samtige Sternennacht: Die Luft ist so warm wie das Wasser - 26°C. Über uns prangt ein unbeschreiblicher Sternenhimmel. Es funkelt, glitzert und strahlt und es ist einfach paradiesisch im Cockpit zu sitzen und den Blick und die Gedanken in die Unendlichkeit schweifen zu lassen.

 

3.) Keine Schauer oder Squalls: Noch nicht einmal die sonst nachts übliche Windzunahme oder die jede Nacht aufgetretenen Squalls finden heute statt und sorgen für ein wenig Vortrieb. Gemach, gemach, genießt die Ruhe, scheint uns jemand sagen zu wollen.

 

4.) Anglerglück: Fast jedenfalls. Denn heute wurden uns in einem jagenden Makrelenschwarm glatt 2 Köder einfach von der Angel abgerissen. Urplötzlich saust die Schnur aus, die Angel biegt sich um fast 90°. Aber als wir die Bremse reinhauen jedesmal das gleiche Ergebnis: Ein kurzer heftiger Ruck, dann gar nichts mehr. Beide Male war das Stahlvorfach der vorgefertigten Angelhaken einfach vom Haken abgegangen. Ab sofort werden nur noch Haken eingesetzt, die wir selbst montiert haben.

 

5.) Ständiger Segelwechsel: Nachdem wir nun 3.000sm nur unter Passatsegel zurückgelegt hatten, bekamen wir heute noch unsere Dosis an Segelwechselarbeit. Um allen Speed aus LA GITANA rauszuholen experimentierten wir nämlich mit allen möglichen Segelführungen. Zunächst setzten wir zusätzlich zum Passatsegel das Großsegel. Das brachte zwar ein bißchen Geschwindigkeitszuwachs, für unseren Geschmack jedoch nicht genug. Also zusätzlich noch den Besan rauf. Ah ja, das bringt jetzt in Summe doch einen halben Knoten. Leider wird der Wind dann so schwach, dass das Großsegel in der Restdünung trotz Bullenstander kräftig hin und her schlägt. Also Großsegel wieder bergen. Zwischendurch frischt es dann wieder ein wenig auf und LA GITANA wird unter Passatsegel und Besan so luvgierig, dass Harry es nicht mehr schafft, vernünftig zu steuern. Also Besan auch wieder weg. Dann dreht der Wind auf Südost und wir müssen das Passatsegel schiften, d.h. den Spibaum auf die andere Seite nehmen. Toll, so ein Sportprogramm. Nach drei Stunden Manöver ist Volker erstmal bedient und völlig durchgeschwitzt. Schluß! Jetzt bleibt das Passatsegel oben. Und zwar alleine!

 

Aber was machen wir nun mit den verbleibenden 90sm bis St. Martin? Sollen wir es aussegeln? Damit gibt es natürlich morgen keinen Landfall oder wenn, dann höchstens mitten in der Nacht. Oder sollen wir die Eisengenua nun doch anwerfen und vollends motoren. Das hieße aber 16 Stunden Dieselgetöse. Und dunkel wäre es dann doch auch wieder bei Ankunft in St. Martin. Wir werden das gleich mal beim Wachwechsel besprechen...

 

+++ RUBRIK: Was macht man so auf dem Atlantik? +++

+++ HEUTE: Eier wenden

 

Um unseren Cholesterin-Haushalt ausgeglichen zu halten, sind wir aus Puerto de Mogan mit 64 frischen Eiern aufgebrochen. Unter Seglern kursieren dabei unzählige Methoden, wie man Eier nun über längere Zeit (d.h. drei Monate und mehr) frisch und geniessbar hält. Das Spektrum reicht dabei von mit Vaseline eincremen bis zu leicht ankochen.

 

Einer der Tips ist dabei, die Eier alle paar Tage zu wenden. Wahrscheinlich um zu verhindern, dass der Dotter sich schwerkraftbedingt auf einer Seite der Schale festsetzt. Egal wie, schaden kann's ja nichts. Also wenden wir alle paar Tage unsere Eier.

 

+++ RUBRIK ENDE +++

 

Bild des Tages:

Still und starr ruht die See...