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Montag 17. März 2014

Auf den Hund gekommen

Unser Standort: Vor Anker in der Lagune des Puluwat Atolls, Chuuk State, Mikronesien

 

Jetzt sind wir schon seit 4 Tagen hier und waren gerade zweimal an Land. Das geht so nicht, das ist nicht unser Stil, nicht unser Rhythmus. Also hält uns heute nichts mehr an Bord, wir wollen die Leute hier kennenlernen, etwas über ihr Leben, ihre Legenden und Geschichten, ihre Sorgen und Nöte, ihren Humor und vor allem auch über ihre Kanus und die „Navigators“ erfahren.

 

Da hat Volker am Samstag schon die ersten Kontakte geknüpft, als zwei der Kanus vom Fischen auf der Uranie Bank zurückkamen. Also suchen wir heute Tobias auf, der uns nicht nur einen wunderschönen Rainbow Runner geschenkt hatte, sondern auch der Captain (Navigator) eines der Kanus ist und zudem ein notleidendes Fiberglas-Motorboot besitzt. Wir inspizieren das Loch, das er sich in den Bug reingefahren hat, und sehen kein Problem, es mit Glasfasermatten und Epoxidharz zu flicken. Rasch gesellen sich noch andere Leute hinzu, die ebenfalls Fiberglas-Boote oder Wassertanks haben, die eine Reparatur nötig haben. So läuft die SAIL2HELP-Maschine sehr rasch an. Wir schauen uns alles an und geben Anweisungen, wie weit das Gelcoat weggeschliffen werden soll, damit wir morgen bei möglichst vielen Baustellen neue Matten auflaminieren können.

 

Bei unserem Rundgang von Reparaturstelle zu Reparaturstelle begleitet uns eine ganze Armee Kinder. Wieso sind die heute früh denn eigentlich alle nicht in der Schule? Ganz einfach, es gab „regenfrei“. Am Morgen hat es nämlich noch wie aus Eimern gekübelt und, so erklärt es uns ein Lehrer, da die Kinder keine Regenschirme haben und im Regen nass werden, lässt man eben die Schule ausfallen. Ich frage mich, wie die bei den Niederschlagsmengen hier überhaupt ihren Lehrplan durchkriegen? Uns soll‘s Wurscht sein, wir haben schöne Unterhaltung als die Kinder anfangen, ein Lied nach dem anderen zu singen.

 

Eine nette Unterhaltung entspinnt sich dann bei Silvio, den wir fragen, ob wir gegebenenfalls ein „Island Chicken“ also ein freilaufendes Huhn aus Super-Extra-Bio-Bodenhaltung kaufen oder gegen irgendetwas tauschen können. Kein Problem, meint er, er kümmere sich darum. Und da es anscheinend nicht so häufig vorkommt, dass andere Yachten etwas anderes als Bananen von der Insel essen, ist er ganz neugierig, was wir sonst so essen. Schildkröte? Ja, gerne. Kokoskrabben? Hmm, lecker! Duck, also Ente?

 

Daraufhin halten wir ihm einen längeren Vortrag, wie lecker „duck“ doch sei, dass man das in Bayern ganz besonders gerne essen würde und man mit dem Fett auch einen ganz leckeren Brotaufstrich machen könnte. Uns läuft schon richtig das Wasser im Munde zusammen und wir sind großer Hoffnung, dass Silvio tatsächlich ein paar Enten auf der Insel hält und wir völlig überraschend zu einer Canard à l’orange kommen. Wäre ja nicht das erste Mal. Doch irgendwie schaut uns Silvio so komisch an und wir kommen ins Grübeln. Plötzlich kommt es uns und wir fragen sicherheitshalber nach: Ob er denn jetzt wissen wollte, ob wir „duck“ (Ente) oder „dog“, also Hund essen würden? „Dog“ meint er, „puppies“, kleine Welpen also.

 

Das müssen wir dann doch ablehnen. Hund gehört zu dem wenigen, was wir noch nicht probiert haben, scheint aber hierzulande eine große und geschätzte Delikatesse zu sein. Das erklärt dann auch, warum wir so viele Hunde hier gesehen haben. Gut nur, dass wir dieses kleine sprachliche Missverständnis rechtzeitig aufgeklärt haben, sonst hätte uns Silvio möglicherweise einen Schwung frisch gehäutete Welpen angeliefert…

 

Bild des Tages:

Abendessen?!