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Mittwoch 25. Dezember 2013
Unser Standort: Vor Anker vor dem Dorf Bosoria, Nuguria Atoll, Papua Neuguinea
Geschniegelt und gebügelt gehen wir heute am frühen Morgen an Land, schließlich sollen um sieben Uhr die Weihnachtsfeierlichkeiten starten. Als Örtlichkeit ist der Platz hinter der Wharf auserkoren, vor der wir derzeit ankern. Doch schon vom Schiff aus kam es uns so vor, als wäre da nicht viel vorbereitet und dekoriert.
Der Eindruck verfestigt sich, als wir an Land ankommen. Es ist fast totenstill im Dorf, nur ein paar vereinzelte Kinder sind zu sehen. Ja wo sind sie denn alle hin? Es dauert eine ganze Weile, bis wir eine Hütte finden, vor der ein paar Erwachsene sitzen. „Weihnachtsfeier? Ach so, ja, wir haben gestern die ganze Nacht gefeiert und Weihnachtslieder gesungen und jetzt sind alle müde, daher haben wir die Feier auf morgen verschoben.“ Pazifik live, hier schafft man es sogar, spontan eine Weihnachtsfeier zu verschieben.
Anstatt zu feiern, gibt es also ein anderes Programm. Der oberste Häuptling hat in der Nacht extra für Weihnachten einige Liter Benzin spendiert und das Tambu über die Naturschutzinseln aufgehoben. Zum Fest sollen Jagdtrupps losziehen und Schildkröten, Seevögel und deren Eier dort fangen. Atua und David haben den Auftrag, ins unbewohnte Pahuna-Atoll zu fahren und dort ein Dutzend Schildkröten einzusammeln. Das ist Volkers große Chance, denn das Atoll steht auf der Wunschliste für einen Besuch mit LA GITANA. Allerdings sind die Locals unterschiedlicher Meinung, ob der Pass nun für eine Yacht schiffbar ist oder nicht.
So kommt Volker zu einem der absoluten Highlight-Tage unserer Weltumsegelung. Mit sieben verwegen und entschlossen aussehenden Jungs geht es mit dem Bananaboat und Doppel-Außenborder mit insgesamt 80 PS ins 15 Seemeilen entfernte Pa‘una. Allein die Überfahrt übers offene Meer mit zig Tunfischschwärmen und Begleitdelphinen wäre schon ein Top-Event für sich. Das ist jedoch nichts gegen den Besuch im Atoll, das nur selten Menschen sieht.
Erster Stopp ist ein Motu, auf dem ein riesige Kolonie Seeschwalben brütet. In Nullkommanichts haben die Locals ein paar Taschen voll mit Eiern gesammelt und die Hände voll mit zappelnden Jungvögeln, die es zur Mittagszeit vom Grill geben soll. Dann geht es weiter ganz in den Norden des Atolls zur Hauptinsel, wo den Rest des Jahres Jagen und Fischen Tambu sind. Von David, Alois und Volker werden hier drei immens große Kokoskrabben aufgetrieben und ausgebuddelt - ein besonderes Geschenk des Häuptlings an uns. Auf dem Rückweg zum Landeplatz entdeckt David ein Schildkrötengelege und nach kurzer Suche sind die Eier gefunden und ausgegraben. Auch dies ist eine besondere Delikatesse für die Nugurianer, die es nur selten gibt. Ein zweites und drittes Nest bleibt zu unserer Freude unbeachtet. David meint, wir haben genug Eier und man muss ja nicht mehr nehmen, als man braucht. Ein sehr löblicher Ansatz.
Inzwischen haben sich die anderen Jungs fertig gemacht, um übers Außenriff zu fahren und dort im freien Wasser Schildkröten zu fangen. Kaum sind wir mit Flossen und Taucherbrillen im Wasser, werden wir schon von einem knappen Dutzend neugieriger Schildkröten umringt. Doch so einfach lassen sich die Reptilien nicht fangen. Die Jungs müssen vielmehr schlafende Schildkröte auf dem Grund des steil abfallenden Riffs ausmachen. Dabei ist das Wasser so klar, dass man knapp 25 Meter tief sieht. Ist dann eine ruhende Schildkröte entdeckt, tauchen die Jungs bis auf 20 oder 25 Meter hinab und packen das Tier von hinten. Mit der wild um sich schlagenden Schildkröte im Schwitzkasten müssen sie dann wieder auftauchen, was das arme Tier überhaupt nicht goutiert. Und so entspinnt sich ein intensiver Kampf zwischen dem Taucher, der nach oben will, weil ihm die Luft ausgeht und der Schildkröte, die das verhindern möchte.
Nach neun Schildkröten ist Schluss. Das Boot ist voll und die Jungs sind ausgepowert, weil nicht jeder Abstieg zum Erfolg führt. Am Strand gibt es als Stärkung jetzt die Seeschwalben und ein paar Kokosnüsse und dann treten wir die Rückreise an. Etwas nervös macht mich, dass die Tanks nun zu drei Vierteln leer sind. Wie soll das denn für die Rückfahrt reichen?
Atua und David beschwichtigen aber. Keine Sorge, wir sind ja mit zwei Motoren hier hoch gefahren, auf dem Rückweg wird nur ein Motor laufen und wir fahren langsam. Na, das glaube ich erst, wenn ich es sehe. Und natürlich kommt es wie es kommen muss: der Sprit reicht nicht für die komplette Strecke zurück. Als nur noch ein Liter übrig ist, fahren wir aufs Riff des Atolls und staken uns Richtung Heimat. Der Liter Sprit wird aufgespart, um drei große Pässe zu überqueren. Der Rest der Strecke ist Handarbeit. Anstatt wie angekündigt, am Nachmittag zurück zu sein, ist es daher bereits einige Stunden dunkel, als wir in Bosoria ankommen und die Beute ausladen. Ein Tag, der eigentlich nicht in ein einzelnes Logbuch passt, geht spät, sehr spät zu Ende…
Bild des Tages:
Die Jungs kennen nichts: im Vorbeigehen wird in der Seeschwalbenkolonie kurz mal das Mittagessen eingesammelt. Und allen Unkenrufen zum Trotz schmecken die Vögel lecker und sind auch sehr zart.