Hier berichten wir Euch täglich von unserer Weltumseglung!
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Sonntag 11. Mai 2014
Unser Standort: Auf dem Weg vom Sorol Atoll nach Palau, Mikronesien
Noch zu segeln: 237sm
Bereits zurückgelegt: 126sm
Abfahrt oder keine Abfahrt, das ist heute Morgen die große Frage. Der Wetterbericht sagt leichten bis moderaten Wind für die nächsten 3 Tage vorher, aber… auch schlechtes Wetter ab morgen. Aber was da genau kommt, zeigen die Grib-Files natürlich nicht und der Spot-Forecast sagt auch nur Regen. Die Wetterfrösche aus Guam sagen nach wie vor, dass mehrere Passatwind-Störungen auf dem Weg von den Marshallinseln nach Westen sind. Eine ist bereits in Pohnpei, die aus Chuuck hatten wir gestern über uns ergehen lassen müssen. D.h. aber auch, dass mindestens noch zwei weitere auf dem Weg nach Westen sind und wir nicht wissen, wie schnell sie ziehen und wann sie uns erwischen. Heißt schlechtes Wetter auf der Strecke mit Squalls, Gewittern und allem was so dazu gehört. Sollen wir uns das wirklich antun?
Wir schauen uns tief in die Augen und beschließen es optimistisch zu sehen und bereiten in Windeseile LA GITANA vollends für die Seereise vor. Eine letzte Abkühlung im erfrischenden Wasser und dann geht es am späten Vormittag Anker auf. Um die Mittagszeit sind wir durch den Pass, der eigentlich keiner ist, sondern nur eine kleine Delle im Außenriff, und können Segel setzen. 10 Knoten Wind aus Nordost begrüßen uns auf See, der Pazifik macht seinem Namen endlich mal alle Ehre und ist so ruhig, wie wir ihn noch nie gesehen haben. Zumindest nicht hier im Westen. So nutzen wir die Ruhe und füllen noch schnell die Trinkwasserflaschen, als plötzlich der Bilgepumpen-Alarm losgeht. Nun, nichts Besonderes, es hat viel geregnet und wir schaukeln, alles normal. Keine 2 Minuten später geht der Motor-Alarm los. DAS ist NICHT normal! Hektik macht sich breit und Volker stellt sofort den Motor ab. Motor überhitzt! Sch… Wie kann das denn passieren? Hoffentlich ist nicht die Wasserpumpe defekt o.ä., denn der Seewasserfilter ist voll, funktioniert also. Bevor wir irgendetwas unternehmen können, müssen wir zunächst abwarten bis der Motor abgekühlt ist. Banges Warten! So stellt man sich doch den perfekten Start für eine 360sm lange Segeltörn vor. Das wär’s jetzt, wenn wir ausgerechnet für Palau keinen Motor mehr hätten, den wir für die lange und enge Riffdurchfahrt nutzen können. Keine Ahnung, wie wir dann dort in die Lagune kommen.
Wenigstens der Wind hat uns nicht im Stich gelassen und wir haben herrlichste Segelbedingungen. Wenig Welle, Raumschotskurs mit 5-6 Knoten Fahrt, die Sonne lacht vom Himmel und wir ignorieren die dunklen Wolken im Osten einfach fürs erste. Als der Motor soweit abgekühlt ist, dass Volker die Ursache der Überhitzung überprüfen kann, stellt er schnell fest, dass sämtliches Kühlwasser fehlt. Hm, das hatten wir schon einmal. Kann sein, dass es durch die Überhitzung verdampft ist oder aber dass es die Ursache für die Überhitzung ist. Nämlich dann, wenn wieder einmal der Schlauch vom Warmwasserboiler abgerutscht ist und die Kühlflüssigkeit vom Motor anstatt durch den Boiler in die Bilge gepumpt wurde. Würde auch erklären, warum kurz vorher die Bilgepumpe angesprungen war. Da der Boiler wegen „Überfüllung der Backskiste“ nicht zugänglich ist, können wir die Schlauchanschlüsse dort nicht überprüfen. Zumindest nicht auf See. Stattdessen schließen wir die Ventile, die vom Motorkühlkreislauf zum Boiler führen und füllen den Wärmetauscher mit neuer Kühlflüssigkeit auf. Jetzt können wir den Motor testen. Überhitzt er nicht mehr, war mit ziemlicher Sicherheit der altbekannte Schlauch am Boiler das Problem. Überhitzt er wieder, haben wir ein großes Problem an der Backe!
Wir starten den Motor und zittern die nächsten 15 Minuten, was die Temperaturanzeige des Motors uns anzeigen wird. Uff, noch einmal Glück gehabt, denn die Temperatur bleibt normal. Wir lassen den Motor 1 Stunde laufen und nichts passiert, die Temperatur bleibt dauerhaft normal. HURRA! Problem zwar nicht 100% gelöst, aber wir haben wieder einen Motor, der uns nach Palau und in den Hafen bringen wird. Dort sehen wir dann weiter. Fürs erste sind wir also auch ohne Wind wieder manövrierfähig und können aufatmen. Den restlichen Nachmittag verbringen wir mit Segeln vom Feinsten. Der Wind frischt auf und wir rauschen mit 7-8 Knoten dahin. LA GITANA ist noch nie so schnell gesegelt, meinen wir. Aber wahrscheinlich liegt es einfach daran, dass wir selten oder nie solch idealen Bedingungen hatten. Oder aber unserer alten Lady ist die Abspeckkur der letzten Monate gut bekommen. Inzwischen ist Proviant, Diesel und Gas nämlich auf dem absoluten Minimum. Und so geht’s dann: In Rauschefahrt nach Palau und schon ist die Schlechtwetterprognose vergessen.
Am Abend frischt der Wind weiter auf und wir haben statt der vorhergesagten 13 Knoten jetzt 20 Knoten Wind von hinten, der uns mit 9 Knoten (!!!) durch die Wellen schießen lässt. Unser Schiff liegt wie festgenagelt in der Welle und bewegt sich kaum. So könnte es doch die ganze Strecke gehen, das wäre einfach wunderbar! Geht es aber nicht. Auch klar. Kurz nach dem ersten Wachwechsel erwischt uns der zweite Squall, der dieses Mal noch mehr Wind in sich hat und wir müssen den Besan bergen. Noch haben wir Glück und können trotz der Winddrehungen einigermaßen Kurs halten. Doch was sich vor uns am Himmel zusammenbraut, gefällt uns gar nicht. Eine einzige schwarze Wand baut sich vor uns auf, die sich recht schnell immer mehr in alle Richtungen ausbreitet. Drei Stunden lang quälen wir uns mit dem nächsten Squall ab, der den Wind ziemlich gekillt hat. Und jetzt wo es hell wird, hat es gar keinen segelbaren Wind mehr und Michaela muss von Hand steuern, da es keiner der „dritten Steuermänner“ mehr schafft. Dann springt plötzlich wie auf Knopfdruck der Wind um und kommt aus Südwest! Das hat gerade noch gefehlt. Jetzt haben wir genau das Mistwetter, das vorhergesagt war. Und wir sind mitten drin!
Bild des Tages:
Dieser junge Tölpel suchte wohl eine Mitfahrgelegenheit, um sich ein bisschen auszuruhen. Schließlich sind wir ebenfalls so schnell geflogen wie er, nur dass wir nicht auf dem Weg nach Sorol, seiner mutmaßlichen Heimat waren. So musste er wieder alleine heimfliegen – bye bye Sorol!
