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Montag 17. November 2008
Unser Standort: Vor Anker im Kanton-Atoll, Phoenix-Islands, Kiribati
In den letzten 6 Monaten hat sich tatsächlich einiges auf Kanton getan. Zwar nicht nur zum Positiven, denn es gibt auch ein wenig Unfrieden an ein paar Stellen - doch davon später mehr - für jetzt wollen wir uns auf das Positive konzentrieren. Während unserer Abwesenheit hat sich auf Kanton nämlich regelrecht eine mobile Gesellschaft entwickelt. Gab es im März noch nur ein Moped und kein Boot, so sind es jetzt drei Mopeds, ein Boot und 2 Aussenborder. Und bald werden es zwei oder drei Boote sein. Und alles Dank der Seegurken-Sammelei!
Als Owen und Biteta im Frühjahr ankamen, brachten sie ihr Moped mit nach Kanton. Kurze Zeit später erbten sie von John dessen GFK-Boot, das Owen in ein Segelkanu umbaute. Inzwischen hat er sich einen 4PS Aussenborder aus Tarawa kommen lassen und ist jetzt der Schrecken der Lagune. Denn Owen jagt rücksichtslos alles, was nicht bei drei auf einem Baum ist. Insbesondere sind die Schildkröten und Eier der Seeschwalben nicht sicher vor ihm und seinem Boot.
Neben Owen hat vor allem auch Naniseni aufgerüstet. Hier zahlt sich tatsächlich eine große Sparsamkeit gegenüber Errungenschaften der Zivilisation wie tragbarer DVD-Player etc. und ein großer Fleiß beim Seegurken sammeln aus. Nicht zuletzt war Bwete ja gemeinsam mit Takoi die erste, die die Jagd der Stachelhäuter als Einkommensquelle nutzte. Alle anderen kamen erst viel später. Aus Sparsamkeit und Fleiß sind bei Bwete und Naniseni inzwischen ein neues Moped und ein gebrauchter Aussenborder (unser alter) geworden. Das Moped haben sie vor allem deswegen angeschafft, damit die 67-jährige Bwete nicht zweimal im Monat mühsam mit dem Fahhrad zu den Stellen radeln muß, wo sie die Seegurken findet. Und außerdem erleichtert das Moped natürlich auch den Transport der Seegurken zurück ins Dorf.
Im Moment ist Naniseni außerdem gerade dabei, ein von der US Air Force 1979 zurückgelassenes GFK Boot - oder sollen wir sagen GFK-Wrack - wieder flott zu machen. Wir haben ihm hierfür einiges an Glasfasermatte und Epoxy-Harz mitgebracht und Volker hat ihm auch eindringlich seine Unterstützung angeboten. Aber Naniseni hat seinen Stolz. Eilig, eilig bevor sich Volker zu sehr in die Renovierung einmischen konnte, baut er lieber alleine nach bestem Wissen und Gewissen an dem Boot rum. Uns bleibt nur übrig zuzuschauen und die Daumen zu drücken, dass es einigermassen wird. In den nächsten Tagen wird wohl der Stapellauf sein und dann wird Naniseni mit dem Boot und dem 10PS Aussenborder am Aussenriff die geliebten Thunfische jagen und Seegurken von der anderen Seite des Atolls transportieren.
Es ist für uns wirklich toll zu sehen, dass es den Menschen hier mit Einsatz, Fleiss und Beharrlichkeit gelungen ist, sich ein ganz kleines bißchen Wohlstand zu schaffen. Sie haben immer noch nicht viel und stellen alles in den Dienst des weiteren Ausbaus des Seegurken-Business. Aber immerhin haben sie in den letzten 6 Monaten so viel mit den Seegurken verdient, dass sie sich die Sammelei etwas vereinfachen können. An anderer Stelle fehlt es weiterhin. Anscheinend ist es einfacher, ein Moped nach Kanton zu bringen als Reis und Mehl. Denn im Juli konnten die Bewohner kein Mehl und Reis auf dem Versorungsschiff kaufen. Das Resultat war, dass sie beinahe 2 Monate lang nur von Fisch und Kokosnuss lebten. Selbst die Kantonesen jammerten darüber, und das will einiges heißen. Und auch jetzt geht Zucker, Reis und Mehl schon wieder zur Neige und die Menschen hoffen, dass das Versorgungsschiff in drei Wochen wieder kommt...
Bild des Tages:
Aufbruch zum Seegurken Sammeln: Nanisenis neues Moped ist vollbeladen. Im Anhänger sind nicht nur Wasser und die Schlafmatten untergebracht, sondern auch Bwete und Tekarere. Donna muß ebenso wie die Jugendlichen Mwanuia und Kaitu mit dem Fahrrad hinterher fahren...