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Dienstag 17. März 2015
Unser Standort: Vor Anker und mit Heckleine an Land fest in einer anderen namenlosen Bucht im Südwesten von Batanta, Raja Ampat, Indonesien
Was ein Glück haben wir keinen Pakt mit dem Teufel geschlossen, sonst wäre es schon lange um uns geschehen. Denn zwischen Aufstehen, Zähne putzen und Frühstück haben wir mal wieder alle Pläne über den Haufen geworfen. Was sollen wir das Risiko eingehen, dass es an der Süd- und Westküste von Halmahera nichts zu sehen gibt, wenn wir den Rückweg in die Philippinen genauso gut durch Raja Ampat hindurch antreten können? Also werden wir nicht weiter Richtung Westsüdwest und dann nach Norden segeln, sondern erst nach Norden und dann nach Nordosten. Im Prinzip denselben Weg, den wir hierhergekommen sind. Nur dass wir uns auf dem Rückweg ein paar Orte anschauen werden, an denen wir bisher vorbeigesegelt - oder besser vorbeimotort - sind.
Hier in Raja Ampat wissen wir wenigstens, dass wir noch ein paar einsame Ankerplätze mit phantastischem Tauchen und Schnorcheln finden werden. Das ist ein solcher Traum hier, dass es nicht besser werden kann.
Nachdem damit das Managementprogramm für den heutigen Tag abgearbeitet ist, geht es zum zweiten Muck Dive Tauchgang. Nach den grandiosen Fundstücken gestern, waren die Erwartungen entsprechend hoch. Das Auge ist nun ja schon ein wenig eingeübt, wir kennen das Revier und sind zuversichtlich, einen der "Big Five" zu finden. Ähnlich wie bei der Wildtiersafari in Afrika gibt es auch beim Muck Diving eine richtige Hit-Liste der Tiere, die man unbedingt entdecken möchte. Und das sind natürlich immer die am besten getarnten, seltensten, scheusten. Die Liste wird getoppt von ein paar Kopffüßlern, dem Wonderpus, dem Mimic Octopus sowie dem Blauring-Oktopus. Dicht dahinter folgen Zwergseepferdchen, Geisterpfeifenfisch, Zwerganglerfisch sowie Kaisershrimps, die auf Nacktschnecken und Seewalzen leben. Die meisten dieser Tierchen sind kaum länger als zwei Zentimeter, manche deutlich kleiner als ein Zentimeter. Vielleicht sollten sie nicht "Big Five", sondern "Tiny Five" heißen.
Von den "Tiny Five" entdecken wir aber leider keine, die sind entweder zu gut versteckt, zu schnell in irgendeinem Loch - oder vielleicht einfach heute nicht hier wo wir gerade tauchen. Dass der Tauchgang dennoch zu einem vollen Erfolg wird, liegt an der Vielzahl neuer Nacktschnecken, Gobys, Blennys, blinder Pistolenkrebse etc., die wir zu Gesicht bekommen. Man sieht definitiv andere Dinge beim Muck Diving, allerdings glaube ich nicht, dass wir gänzlich auf das "normale" Tauchen mit vielen Fischen und farbenfrohen Riffen verzichten möchten. Aber es ist ein nettes Abwechslungsprogramm und die Suche und Hoffnung, etwas Außergewöhnliches zu entdecken, macht den halben Reiz aus.
Am Nachmittag verlegen wir uns dann zwei Buchten weiter nach Westen. Hier soll es weitere Muck Diving Spots geben, die wir uns dann morgen reinpfeifen werden. Für heute Abend steht allerdings noch eine Lektion in Sachen Naturverbundenheit an.
Kaum ist es nämlich dunkel und die Lampen im Cockpit sowie in der Kombüse sind die einzigen Lichter außer den Sternen, werden wir überfallen. Überfallen von einem ganzen Geschwader winziger fliegender Ameisen, die LA GITANA als neue Heimat auserkoren haben. Und die Biester sind so winzig, dass sie einfach durch die Moskitogitter durchschlüpfen und sich zu schwarzen Wolken vor den Lampen ballen. Irgendwie haben wir die Invasion erst mitbekommen, als schon Zillionen der Insekten im Schiff rumschwirrten. Was machen wir denn jetzt?
Hektisch machen wir alle Lichter aus und schließen alle Luken. Dann rücken wir den Ameisen mit Insektenspray auf die Pelle, was zum Glück gut hilft. Aber wie kochen wir nun? Im Dunkeln? Mit geschlossenen Luken? Sind 32° im Schiff nicht schon heiß genug?? So schön es ist, nah dran zu sein an der Natur, manchmal ist es einfach zu viel Natur…
Bild des Tages:
Diese Partnergarnele lebt auf einer Drahtkoralle und misst vielleicht einen halben Zentimeter.