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Freitag 17. September 2010
Unser Standort: Vor Anker vor Oinafa, Rotuma, Fiji
Wir nutzen die Gelegenheit, dass im Hauptort von Rotuma, der Government Station, heute Markt ist und machen einen kleinen Ausflug mit dem Inselbus. Während wir gemeinsam mit Wayne an der Sandstrasse, die einmal um die Insel läuft, auf einen Truck mit Bänken hinten drauf warten, kommt ein richtiger Bus ums Eck gebogen. Wir staunen nicht schlecht. Ein richtiger farbenprächtiger Bus auf dieser abgelegenen Insel! Als wir einsteigen, sind wir die Attraktion des Tages. Der ganze Bus macht Bemerkungen, Scherze und lacht. Freundlich schallt uns aus vielen Kehlen ein "Foreksia" entgegen und kaum haben wir Plaatz genommen, erkundigen sich die anderen Passagiere nach dem Woher und Wohin. Seit im Jahr 2007 die Flugverbindungen nach Rotuma eingestellt wurden, verirren sich praktisch keine Palagis mehr hierher.
Schnell erfahren wir, dass wir zwei Wochen früher tatsächlich mit einem Pick Up Truck hätten fahren müssen. Erst seit 14 Tagen sind zwei neue Busse auf der Insel im Einsatz und viele Rotumaner nutzen die neue und bequeme Art sich fortzubewegen, zu einem Ausflug zur Government Station. Immer entlang der Küste geht es 10km nach Westen. Wie in einem großen Strassendorf reiht sich ein Haus ans andere und Richtung Landesinnere steigt undurchdringlicher Regenwald die niedrigen Hügel hinauf. Uns fällt auf, dass viele der Häuser verlassen scheinen und zahlreiche Bananenpalmen und Tarofelder vom Dschungel überwuchert sind. Rotuma leidet unter Bevölkerungsschwund. Nur noch 1.951 Menschen leben auf ihrer Heimatinsel. Mehr als 8.000 haben dagegen ihrer Heimat den Rücken gekehrt und sind nach Fiji, Neuseeland, Australien oder in die USA ausgewandert. Und jawohl. Die Rotumaner sehen Fiji als anderes Land an!
Als wir an einem niedergebrannten Haus vorbeikommen, erzählt mir mein Nebensitzer Polo, dass hier bis vor zwei Monaten ein Deutscher mit seiner rotumanischen Frau lebte. Dann brannte sein Haus ab, der Deutsche wurde verhaftet und nach Fiji gebracht. Was genau vorgefallen ist, können wir nicht in Erfahrung bringen. Zu schade. Wäre wirklich nett gewesen hier einen Deutschen zu treffen.
Nach einer halben Stunde sind wir in der Government Station angekommen. Und sie ist genau das, was der Name sagt. Eine Ansammlung von öffentlichen Behörden. Zoll, Immigration, Polizei, Telekom und Post finden sich hier. Außerdem ist eine der beiden Grundschulen Rotumas und die weiterführende Schule hier angesiedelt. Den Markt haben wir schnell abgeklappert. Auf einem zwei Meter langen Tisch werden ein paar Tomaten, Gurken, Tomaten und Papayas angeboten. Der Kohl und der Salat sind leider schon verkauft. Also nutzen wir die drei Stunden bis zur Rückfahrt zu einem Besuch im Post Office. Hier soll es Internet geben. Und tatsächlich stehen hinter dem Schalter vier Computer mit einer einigermassen schnellen Internetverbindung. Es scheint, als hätte nur das Dorf Oifana den Anschluß an die Entwicklung verloren.
Bei unserer Rückkehr nach Oifana wartet bereits Filipo auf Volker, um mit ihm in die Hügel zu gehen und Früchte zu holen. Während sich Filipo schicke Nike Turnschuhe anzieht, schlapft Volker mit Flip Flops durchs Dickicht. Verkehrte Welt! Der Weg geht weit in den Busch hinein und die Hügel hinauf. Nach einer halben Stunde strammen Fußmarsches tut sich plötzlich eine große Lichtung im Dschungel auf. Hier wurde ein großer Bereich gerodet und zu Ackerland gemacht. Es wachsen Bananen, Papayas, Taro, Kassava, Orangen, Ananas, Gurken, Melonen und Kürbisse. Filipo bedient sich ein wenig von allem, auch wenn es wohl nicht wirklich sein eigenes Feld ist. Volker widerspricht nicht, sondern freut sich über einen mit massig Vitaminen gefüllten Rucksack. Ganz offensichtlich ist Rotuma äußerst fruchtbar. Doch vielen der vor allem älteren Einwohnern ist der lange Weg in den Busch zu beschwerlich. Sie ernähren sich daher lieber von den Bananen und wild wachsenden Taroknollen in der Nähe ihrer Häuer. Oder sie kaufen gleich Makrelen in Dosen. Das finde nicht nur ich schade, sondern auch Filipo. Er klagt darüber, dass die Rotumaner alle Kenntnisse von Landwirtschaft und Fischfang verloren hätten. Der Einzug der Konserve machte das Leben einfach viel bequemer und hier wie überall, gehen die Menschen eben den Weg des geringsten Widerstandes...
Bild des Tages:
Einen so schicken Bus hatten wir auf Rotuma nun nicht erwartet.