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Mittwoch 04. Dezember 2013

Hilfreicher Herman

Unser Standort: Vor Anker in der Lagune der Government Station Taro, Choiseul Bay, Choiseul, Salomoninseln

 

Gestern haben wir richtig dämlich aus der Wäsche geschaut, als uns klar wurde, dass es hier keine Bank gibt, die Geld wechseln wird. Was nun? Erstmal warten und um Hilfe fragen. Als erstes nahm uns Philip unter seine Fittiche. Mit seinen vom Betelnusssaft blutroten Zähnen strahlt er uns, als wir ihn fragen, wo man hier Diesel kaufen könne. „My auntie sells Diesel! She is the only one.“

 

Gut, dann fragen wir doch “Auntie” mal, was der Liter Diesel kosten soll und ob sie gegebenenfalls auch Euro oder US-Dollar akzeptiert. Die erste Frage wird nach einem Händeschütteln von „Auntie“ Amata präzise und einfach beantwortet: 17 Salomondollar, knapp 2 Euro soll der Liter Wind aus der Dose kosten. Autsch! Und wie sieht’s aus, wenn wir viel abnehmen? Gibt es Großkundenrabatt? Nein, lächelt uns Auntie Amata fröhlich an, ein Liter oder hundert ist egal. Und nein leider auch zur zweiten Frage, der nach den Devisen. Na super, das haben wir uns ja schön ausgedacht hierher nach Taro zu segeln.

 

Doch Philip weiß Rat. Auf dem Weg zu einem weiteren Bankagenten quatscht er einen gewissen Herman an und erklärt ihm dass wir 1.500 Salomondollar gegen Devisen tauschen möchten. Und das setzt das typische südpazifische Schweigen mit schwach ausgeprägtem Aktivitätsniveau ein.

 

Das soll jetzt nicht heißen, dass nichts passieren würde. Im Gegenteil. Nur läuft das eben grundsätzlich anders als bei uns. Hier wird nicht viel drüber geredet und dann eine Mega-Hektik veranstaltet mit tausenden Rückfragen. Nein, Herman hat die wichtigen Informationen erhalten: wir haben Euro und möchten 1.500 Salomondollar. Und dieses Problem löst er jetzt.

 

Beim Agenten der ANZ Bank stehen wir daneben, während Herman und der Agent etwas ausbaldowern. Im Pijin verstehen wir immer wieder ein paar Wörter. Von „Account“, „transfer“, „savings“ und so weiter ist die Rede. Und nach einigen SMS hin und her (Banking geht hier in den pazifischen Inseln fast überall per SMS), hält uns Philip freudestrahlend einen Bündel Geldscheine entgegen. Problem eins ist schon einmal gelöst. Es ist nämlich gar nicht so einfach, jemanden aufzutreiben, der eine Summe von 1.500 SBD besitzt oder schnell flüssig machen kann. Jetzt müssen wir nur noch klären wie wir das Ganze in Euro oder USD tauschen.

 

Doch auch da weiß Herman Rat. Er hat Bekannte, die in Honiara in einer Bank arbeiten und die ruft er jetzt an, um den aktuellen Wechselkurs in Erfahrung zu bringen. Und der passt auch weitgehend zu dem, zu dem wir die letzten Wochen getauscht haben. Dann gibt es noch eine kleine Diskussion zwischen Herman und uns über seine Kommission, die aber schnell beendet ist. Dank Herman sind wir nun stolzer Besitzer von 1.500 SBD und können uns um den Dieselerwerb kümmern. Glück muss der Mensch haben.

 

Überhaupt entpuppt sich Herman als überaus hilfreich. Es gefällt ihm, dass wir Deutsche sind, denn seinen Namen hat er nach einem deutschen katholischen Priester erhalten, der auf seiner Heimatinsel Malaita die Gemeinde umsorgte. Er möchte alles über Deutschland wissen. Dabei ist er ohnehin gut informiert, denn Herman ist der Direktor der Oberschule hier am Ort. Der einzigen und größten in diesem Teil der Salomonen.

 

Als Herman ein paar Minuten Zeit hat nachzudenken, kommt er noch auf die glorreiche Idee, dass er uns den Diesel ja wahrscheinlich günstiger besorgen könne. Auf der anderen Seite der Choiseul Bay ist nämlich ein Logging Camp im Aufbau. Und wenn er die Jungs dort herquatschen könne, dann würden wir den Diesel sicher noch ein paar Dollar billiger erhalten. Wir sollen ihm zwei Stunden Zeit geben.

 

Eigentlich wollten wir ja nicht den halben Tag warten, um dann erst spät am Abend Diesel zu bunkern. Aber um ein paar Dollar zu sparen, die wir dann in Obst und Gemüse investieren können, fassen wir uns mal in Geduld. Und tatsächlich, gerade als Volker unruhig zu werden begann, hält ein Speedboot auf uns zu, drin ein grinsender und reichlich angetrunkener Herman, zwei weitere Jungs und acht große Kanister. Diesellieferung frei Haus und Herman hatte auch noch den doppelten Spaß, da er nicht nur ein paar Bier mit den Jungs vom Camp hat zwitschern müssen/dürfen, um sie herzuquatschen, sondern auch noch an Bord einer Yacht durfte.

 

Als kleines Dankeschön darf Volker mit Herman auf ein paar Bier ins Seaview gehen. Wobei, das „darf“ ist eher ein „muss“. Denn Kühlschrank gibt es in der Trinkha(ö)lle keinen, das Bier hat Umgebungstemperatur – und die liegt heute bei 35°C!! Dafür sind die Lehrerkollegen von Herman da und freuen sich riesig über den Weißen, der mit ihnen trinkt. Ob sie sich allerdings morgen noch daran erinnern werden, steht in den Sternen. Die Kollegen, inklusive Direktor, sind voll wie die Haubitzen.

 

Bild des Tages:

Taro’s Watering Hole sieht von Weitem deutlich besser aus als von nah. Aber der Besitzer war so freundlich, auf unser Dinghi aufzupassen, welches wir an seiner Treppe anbinden konnten und die SolBrew-Flaschen mit den Zähnen aufzumachen…