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Montag 02. Dezember 2013
Unser Standort: Vor Anker in der Südbucht von Masamasa Island, Shortlands, Salomoninseln
Um uns herum liegt ein wahres Inselparadies. Sieben grün bewachsene Eilande im Umkreis von fünf Seemeilen und von jeder leuchten uns mehrere Sandstrände und türkisfarbenes Wasser an. „Kommt, entdeckt uns!“ rufen sie uns zu. Und da heute die Sonne scheint und wir gestern den ersten Advent mit einem leckeren Barbecue begangen hatten, geben wir uns gerne dem Lockruf der Inselchen hin.
Vor der einen machen wir einen Driftschnorchelgang, bei dem wir mit fünf Knoten über die Korallen hinweggeblasen werden. Bei der nächsten spazieren wir den Strand entlang und der Sand zwischen unseren Zehen ist schneeweiß und fein wie Puderzucker. Nicht nur uns gefällt dieser Strand, Spuren bis weit über die Hochwassermarke hinaus zeigen, dass hier heute Nacht ein paar Schildkröten zum Eier legen an Land gekommen sind. Wir verwischen die Spuren und Nester so gut es geht, um nur ja keinem Local die Chance zu geben, die Eier zu finden. Ja, im Pazifik werden nicht nur Schildkröten, sondern auch deren Eier mit großem Appetit gegessen.
Weiter geht’s zur nächsten Insel, die Schleppangel immer hinter dem Dinghi herziehend. Hier finden wir am Strand Unmengen angeschwemmter Porzellanschnecken, so viele, dass wir sie gar nicht in den bloßen Händen tragen können. Über die zahlreichen Riffe, auf denen sich der langgezogene Schwell von jenseits des Äquators bricht, fahren wir zur größten Insel. Dort soll es, so hatte uns gestern Trevor, der Kastom Owner der Insel, berichtet, eine große Menge Riesenmuscheln geben. Tatsächlich werden wir fündig, allerdings nicht ganz so wie erwartet.
Anstatt lebende Tridacna Gigas im Wasser bestaunen zu können, trauen wir unseren Augen kaum: Auf einer Inselseite sind dutzendweise die leeren Schalen der Riesenmuscheln fein säuberlich in Reih und Glied aufgereiht. Wer all diese Muscheln abgeschlachtet hat und zu welchem Zweck, wissen wir nicht. Hier lagern allerdings solche Unmengen an leeren Schalen, dass man schon an Fischerei im quasi-industriellen Maßstab denken muss. Entweder waren hier irgendwann mal asiatische Fischer, die die Muscheln aus dem Meer geholt und an dieser Stelle ausgelöst haben. Eine andere Erklärung könnte sein, dass die Muscheln aus der Zeit stammen, in der aus den Schalen noch das wertvolle „Shell Money“ gemacht wurde. Und als Neuzeit und Kommerz Einzug hielten und statt „Shell Money“ plötzlich Solomon Dollar gefragt waren, hat man die Schalen einfach hier liegen gelassen. Vielleicht taucht ja nochmal ein Shortlander auf, den wir dazu befragen können.
Etwas überraschend sind wir hier nämlich völlig alleine. Mit Ausnahme von Trevor, der gestern hier beim Fischen war, haben wir noch keine Menschenseele zu Gesicht bekommen. Auch nicht so schlecht. Es ist auch mal wieder schön, einen einsamen Ankerplatz zu haben, wo nicht jede Stunde ein Kanu vorbeikommt.
Am Nachmittag sitzen wir schließlich unter unserem Sonnensegel auf dem Vorschiff (jawohl, das wurde inzwischen wieder genäht), blicken versonnen den farbenprächtigen Papageien und Amazonen sowie den weißen Kakadus nach, die kreischend ihre Pirouetten in der stillen Luft drehen. Unten am Strand klettern meterlange, grün schillernde Warane aus den Bäumen und gehen mit schnellen Bewegungen auf Jagd. Hinter uns schäumt das Wasser, als ein Schwarm Bonitos im Sonnenuntergang einen „Bait Ball“, einen Sardinenschwarm hungrig attackiert. Wann, wenn nicht jetzt, ist der Moment zu dem man sagt, verweile doch, Du bist so schön. Genau jetzt und genau hier, im Inselparadies der Shortlands.
Bild des Tages:
Südseeidylle, die man in der Südsee gar nicht so oft findet, wie man denkt.