Unser Standort: 590sm westlich der Kapverden - Tag 5 auf See/ noch 1.590sm bis St. Martin

Auf der Homepage auch die beiden Links mit Positionsreportern beachten

Zwar hat es uns heute in der Früh nochmal erwischt. Denn in Michaelas Wache ging unser Windgeschwindigkeitsanzeiger erneut richtig in die Höhe. Über 40kn haben wir mehrfach gemessen. Das ist immerhin Windstärke 9!! Da macht Segeln überhaupt keinen Spaß mehr!! Bis gegen Mittag hat sich der Wind dann allerdings weitgehend beruhigt und sich für den Tag und die Nacht auf erträglichen 20 bis 30kn eingependelt.

Natürlich ist das immer noch sehr viel Wind. Vor allem im Vergleich zu dem zu dieser Jahreszeit üblichen langjährigen Durchschnitt von 15kn. Dennoch können wir damit jetzt sehr gut leben. Denn inzwischen hat sich vor allem der Seegang deutlich gebessert. Die Kreuzseen sind deutlich geringer geworden. Wir haben jetzt in erster Linie eine mächtige Windsee von 5 bis 6m. Die ist aber nicht so schlimm, da sie sehr langgezogen und gleichmäßig von hinten anrollt. Durch die Verbesserung der Kreuzseen liegt LA GITANA nun wesentlich ruhiger und wir werden nicht mehr so im Schiff umhergeworfen. Es ist nun bedeutend einfacher, sich im Schiff zu bewegen oder z.B. Essen zu machen. Da zeigt sich doch wieder mal, dass es in der Regel nicht so sehr der Wind ist, der einem Segler zu schaffen macht, sondern vielmehr der Seegang.

Und da sich auch das Wolkenbild so langsam wieder auflockert und sogar die Sonne ab und zu hervorschaut, lassen wir LA GITANA die Zügel locker. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit erhöht sich dadurch von ca. 6,5kn in den letzten Tagen um satte 15% auf 7,5kn. Damit nehmen wir Kurs auf ein neues Rekord-Etmal von ca. 180sm. Jaaa, so macht Segeln schon eher Spaß!!

Daher nehmen wir es auch mit Fassung, als wir in der abendlichen Wetterrunde erfahren, dass alle Schiffe um uns herum bereits wieder den normalen Passat von 15 bis 20kn haben. Wir bekommen als Vorhersage, dass wir noch 48 Stunden mit dem verstärkten Passat werden leben müssen. Aber wenn es so ist wie heute, machen wir das gerne. Dann machen wir wenigstens Strecke und LA GITANA liegt relativ ruhig dabei. Und wenn der Wind mal auf 20kn runter geht, haben wir ja eh schon das Gefühl, es sei Windstille. Bei 15kn wären wir jetzt wahrscheinlich richtig frustiert, da uns LA GITANA nach den guten Etmalen der letzten Tage wahrscheinlich viel zu langsam wäre.

Aufgrund der Wetterberuhigung war heute ein recht ruhiger Tag an Bord und wir haben vor allem viel gelesen, gefunkt und gefaulenzt. Auch schön, wenn man mal keine größeren Katastrophen schildern muß.

+++ RUBRIK: Was macht man so auf dem Atlantik? +++

+++ HEUTE: Etmale berechnen

Ein Etmal ist die in 24 Stunden zurückgelegte Strecke. Und ein Etmal ist für Segler ungefähr so wichtig, wie die PS-Zahl eines Autos, das Handicap eines Golfers, die Länge bestimmter Körperteile in cm, etc. In jeder Funkrunde, bei jedem Sundowner geht es dementsprechend auch immer wieder um die Frage, welche Etmale die einzelnen Schiffe schaffen. Und damit natürlich auch um die Frage nach der Qualität von Schiff, Crew und Skipper.

Wir bestimmen unser Etmal wie die meisten anderen auch um 12:00 UTC. Als Etmal verwenden wir die gemäß GPS in den letzten 24 Stunden zurückgelegten Seemeilen. Das ist zwar nicht ganz akkurat, denn eigentlich müßten wir die Entfernung zwischen den beiden Mittagsstandorten zugrunde legen. Da wir aber nahezu kerzengeradeaus segeln, macht es keinen großen Unterschied.

Das erreichbare Etmal auf einer Langfahrtyacht, die in der Regel nur von 2 Personen geführt und nicht am Limit gesegelt wird, hängt allerdings weniger von den Qualitäten der Crew etc., sondern vielmehr von der Länge der Yacht ab. "Länge läuft" heißt es kurz und größere Schiffe müssen daher eigentlich auch größere Etmale machen. Wir bekommen erst langsam ein Bild davon, welche Etmale wir mit LA GITANA erreichen können. Etmale von 150 bis 160sm in den letzten Tagen liessen uns schon vor Entzücken jauchzen. Da wir heute aber wahrscheinlich sogar die 180sm knacken werden, ohne an die Belastungsgrenze ranzugehen, werden wir die nächsten Tage dann sicher noch ein wenig ehrgeizig.

+++ RUBRIK ENDE +++

Bild des Tages:

- Volker auf dem Vorschiff bei der täglichen Kontrolle aller Blöcke, Fallen, Schoten, Niederholer etc. auf Verschleiß, um einen drohenden Bruch frühzeitig zu erkennen.