Listinus Toplisten



LOGBUCH

Mittwoch 11. März 2015

Die Tanken-Tortur in Indonesien

Unser Standort: Vor Anker in Sorong, dem Höllenloch von Papua, Indonesien

 

Briliant war die Nacht nicht gerade. Ganz offensichtlich macht sich eine der Fähren, die hier im Viertelstunden-Takt rein- und rausfährt einen Spaß daraus, supernah an uns vorbeizufahren. Und das Ding macht eine Welle, auf der kannst Du den Big Wave Surf Contest verbringen. Regelmäßige (Wellen-)Schläge unters Heck sorgten daher für Durchschlafstörungen.

 

Doch es hilft alles nichts. Um 10 Uhr sind wir verabredet, um Diesel und Benzin zu bunkern. Davor noch eine schnelle SMS an Anita von Imigrasi, ob denn das Netzwerk heute gehen würde. Sie antwortet, dass heute nichts geht, aber vielleicht morgen. Versprechen könne sie es aber nicht. Immerhin antwortet sie, ist ja schon einmal ein Anfang, ein kleiner Fuß in der Türe.

 

Diesel und Benzin in Indonesien zu erhalten, ist so eine Sache. Bis vor kurzer Zeit waren die Treibstoffe von der Regierung stark subventioniert und deren Abgabe daher genauestens kontrolliert. In jedem Ort gab bzw. gibt es immer nur eine Tankstelle (staatlich natürlich, andere haben wir ohnehin noch nicht gesehen), an der Treibstoffe überhaupt in Kanister abgegeben wird. Damit sollte der Schwarzhandel unterbunden werden. Außerdem sollten die Subventionen den Indonesiern zu Gute kommen, weshalb die Abgabe an Nicht-Indonesier eigentlich nicht möglich war. Daher benötigt man an den meisten Orten einen Mittelsmann oder Agenten, der für einen den subventionierten Sprit kauft, die Tankstelle, die Polizei und/oder das Militär schmiert und einem den Treibstoff mit einem dreißigprozentigen Aufschlag weiterverkauft.

 

In Sangihe ging das ohne Aufschlag, was sehr schön war, da wir nur den Einheimischenpreis von 45 Eurocent pro Liter zahlen mussten. Ohne Marsellos Überredungskünste hätten wir allerdings überhaupt nichts bekommen. Also brauchten wir schon da einen Mittelsmann. Und das, obwohl die Subventionen inzwischen fast völlig zusammengestrichen wurden. Aber Indonesien ist ein Land mit massivem Beharrungsvermögen und einem echten Faible für Vorschriften, Papiere, Durchschläge, Genehmigungen im Speziellen und Bürokratie im Allgemeinen.

 

Unser Mittelsmann in Sorong heißt Jems und wurde uns wärmstens von Paul und Lisa von Lorelei empfohlen. Tipps wie seine Telefonnummer werden in diesem Teil von Indonesien wie Goldschätze unter Yachten gehandelt. Wir hatten bereits vorgestern Kontakt mit Jems per SMS aufgenommen und ihn gestern zufällig getroffen. Genauer gesagt hat er uns getroffen, als wir zurück zum Pelabuhan Ikan, dem Fischereihafen kamen, wo unser Dinghi lag.

 

Heute wartet Jems schon, als wir ihm am Vormittag unsere 11 Kanister ans Dock bringen. Die wird er uns füllen und noch fünf weitere seiner eigenen, die wir dann in den Dieseltank kippen. Keinerlei Vorkasse, alles easy, in einer Stunde sollen die vollen Kanister wieder am Dock für uns stehen. Dass es dann knapp drei Stunden dauert, ist zu verschmerzen. Immer noch genug Zeit, die 200 Liter Diesel und 160 Liter Benzin in den Tank zu füllen bzw. seesicher zu verstauen und wieder festzulaschen. Die vorherrschende Flaute in Raja Ampat und unsere ausgiebigen Tauch- und Dinghiausflüge haben für reichlich Flaute in unseren Tanks und nun für Flaute in unserem Portemonnaie geführt. Aber wir können ja schlecht nur an Bord sitzen und aus dem Cockpit rausblinzeln, oder?

 

Jems ist ein wirklich sympathischer junger Bursche, der ausgezeichnetes Englisch spricht (eine echte Seltenheit hier!), freundlich, lustig, neugierig und einfach hilfsbereit ist. Er erklärt sich sofort bereit, uns morgen mit dem Moped zu weiteren Besorgungen zu fahren. Das nutzen wir doch gerne, denn mit den Mopeds kommt man hier am einfachsten und schnellsten von A nach B.

 

Bild des Tages:

Sitting on the dock of the bay…