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Freitag 14. November 2008

Und gleich voller Einsatz

Unser Standort: Vor Anker im Kanton-Atoll, Phoenix-Islands, Kiribati

 

Jetzt sind wir erst vor ein paar Tagen hier in Kanton angekommen und schon sind wir mitten drin. Als hätten Paeniu, Naniseni, Brandon, Riino und Owen nur darauf gewartet, dass wir endlich ankommen. Überall wo wir hinkommen, gibt es natürlich eine Tasse Tee (Ihr erinnert Euch: "Have a seat, have a tea") und dann bittet man uns offen, das eine oder das andere zu reparieren. Man bittet uns offen, quasi direkt heraus, das muß man sich hier in Kiribati wirklich auf der Zunge zergehen lassen.

 

Das System, um etwas zu bitten, ist im traditionellen Kiribati-Kastom verankert und nennt sich "bubuti". Wenn ein i-Kiribati einen anderen für etwas "bubuti", so kann das nicht abgeschlagen werden. So bitten die i-Kiribati untereinander durchaus um Hilfe, aber auch um einen Fisch, den der andere gefangen hat, Schuhe, Blusen, Lavalavas, alles...

 

Das "bubuti"-System wird üblicherweise nicht gegenüber i-Matangs angewandt, es sei denn, der i-Matang beginnt damit. Es gilt als grob unhöflich, einen i-Matang zu "bubuti" - und das heißt letztendlich um irgendetwas zu fragen - und sei es nur um ein kleine Hilfeleistung. Monika und Herwig "spüren" diesen Kastom derzeit noch ganz deutlich, denn sie sind bisher von jeglicher Bitte um Reparatur oder Hilfe verschont geblieben. Die Kantonesen kennen sie einfach noch nicht gut genug. Aber das wird sich sicherlich bald ändern ;-)

 

Bei uns sieht die Sache jedoch ganz anders aus. Donna erklärt uns, dass wir hier auf Kanton nicht mehr als i-Matang gelten. Wir gehören zum Dorf und sind Freunde geworden, daher ist es für sie auch kein Problem mehr, uns direkt um etwas zu bitten. Na, da hoffen wir mal, dass nicht irgendjemand auf die Idee kommt, uns um LA GITANA zu "bubuti". Möglicherweise müßten wir dann doch grob unhöflich sein und Nein sagen.

 

Bild des Tages:

Vier Taschenlampen repariert, eine beim Reparaturversuch kaputt gemacht, defektes Solarpaneel untersucht und Fehlerquelle isoliert, Brandons Generator durchgecheckt und sein Multimeter repariert, Mikrofon des Funkgeräts des Polizisten zum Löten mitgenommen, Naniseni beim Bootsbau Tips gegeben - und natürlich 10 Tassen Tee getrunken: Am Ende eines arbeitsreichen Tages relaxen wir mit Donna und Brandon und ratschen über den ganzen Klatsch und Tratsch, der uns in den letzten 6 Monaten entgangen ist.