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Sonntag 22. März 2015

Schnorcheln nach Stadtplan

Unser Standort: Wieder mit Bug- und Heckleine fest in unserem Mangrovenloch auf der Pulau Yanggefo, Raja Ampat, Indonesien

 

Die Sonne brennt vom quietscheblauen Himmel, kein Lueftlein regt sich, da gibt es nur eins: ab ins Wasser. Unsere heutige Mission lautet, ein Verzeichnis der residenten Bewohner des Riffes an der Nordwestseite von Yanggefo zu erstellen, einen Stadtplan mit Anwohnerverzeichnis sozusagen.

 

Auch wenn man auf den ersten Blick an Chaos unter Wasser glaubt und unwillkuerlich annimmt, dass alle Fische irgendwie ziemlich plan- und heimatlos durch die Gegend schwimmen, ist genau das Gegenteil der Fall. Zwar gibt es die Migranten wie die grossen Fuesilierschulen, die immer weiter ziehen und kein festes Zuhause haben. Die Mehrheit der Fische ist allerdings stationaer und hat ihr Revier, das auch gegen wesentlich groessere Eindringlinge verbissen verteidigt wird. Wer schon einmal gesehen hat, wie ein kleiner Riffbarsch von zwei oder drei Zentimetern einen zwanzig Zentimeter langen Drueckerfisch angreift und so lange in den Schwanz beisst, bis der Stoerenfried abrueckt, weiss wovon wir reden.

 

Besonders beeindruckend sind auch die Kaempfe zwischen maennlichen Papageienfischen. Wenn sich die zwei Kampfhaehne mit weit aufgerissenen Schnaebeln gegenueber stehen und dann aufeinander einbeissen, scheint es nicht um Spass, sondern wohl eher um Frau oder Land zu gehen.

 

Und so war es heute wirklich sehr amuesant, dasselbe Riff wie gestern abzuschnorcheln und an denselben Korallen diesselben Suesslippen, Papageienfischen, Zackenbarsche und so weiter und so fort zu sehen. So deutlich ist uns das irgendwie noch gar nicht aufgefallen. Und so machen wir uns einen Spass daraus zu prognostizieren, dass an der grossen Hirnkoralle da vorne tatsaechlich wieder ein Pfauenzackenbarsch auf uns warten wird, waehrend hier in der Scharte der ins dunkelblau abfallenden Wand mit Sicherheit eine orientalische Suesslippe in der Stroemung haengen wird. Und haben wir an dieser Stelle nicht gestern auch einen Schwarzspitzenriffhai patrouillieren gesehen?

 

Na wenn das so einfach ist, sind wir jetzt aber sehr gespannt, ob wir den Wobbegong auch wieder an derselben Stelle finden werden. Und tatsaechlich liegt der Faulpelz in fast genau derselben Stellung unter genau derselben Tischkoralle und geniesst das suesse Nichtstun. Schau, schau, der Herr Wobbegong wohnt also hier. Und das sogar regelmaessig. Vielleicht sogar immer. Mal schauen, ob wir ihm in den naechsten Tagen nochmal einen Besuch abstatten. Dann klaert sich die Frage Erstwohnsitz, Zweitwohnsitz oder Ferienwohnung…

 

Bild des Tages:

Selbst auf dem Photo ist der Wobbegong nicht so einfach zu erkennen