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Sonntag 14. Juli 2013
Unser Standort: Vor Anker in der Ichepthav Bucht, Anatom, Vanuatu
Die Franzosen sind echt wunderbar. Genau wie bei uns geht es bei jeder zweiten Frage an Tomas darum, ob man dies oder das essen könne, ob es diese oder jene Köstlichkeit hier zu finden, jagen, sammeln gebe. Für die Flughunde (jawoll, auch die kann man anscheinend essen, und sie schmecken angeblich genial. Müssen wir unbedingt noch nachholen!) und die wilden Schweine fehlt uns leider die „Muskete“, wie es auf Bislama schön antiquiert heißt. Aber dass es in den Flüssen hier Süßwasser-Garnelen geben soll, das hat Michel in den ersten 10 Minuten aus Tomas rausbekommen. Und ihn auch gleich noch dazu ermuntert, uns heute bei der Suche nach den leckeren Tierchen zu begleiten.
Und so geht’s dann auch um 09:00 Uhr los. Ein wenig verwundert sind wir zwar, dass sich Tomas an einem Sonntag zu einem solchen Ausflug überreden ließ. Aber recht schnell kommt raus, dass er zu den Sieben-Tages-Adventisten gehört. Und die feiern ihren Sabat am Samstag, was wiederum die zahlreichen Picknicks gestern erklärt.
Tomas führt und wir folgen ihm den Trampelpfad durch den dichten Busch entlang hinauf in die Berge von Aneityum. Immer wieder tun sich Lichtungen auf, wo die Bauern kleine Plantagen angelegt haben: Taro, wilde Ananas, Papaya, Sandelholz und am allerwichtigsten: Kava-Büsche. An einer Stelle sehen wir sogar Terrassenanlagen aus enormen Findlingen aufgeschüttet. Welche Arbeit muss das in dem unwegsamen Gelände gewesen sein. Tomas erklärt uns, dass hier noch in seiner Jugend Sumpf-Taro angebaut wurde und die Terrassen über ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem verfügten. Fast ein wenig schade, dass die Terrassen heute ungenutzt verkommen. Aber scheinbar haben weißes Mehl und importierter Reis die schnell wachsende Wurzelknolle als Nahrungsmittel abgelöst.
Ziemlich weit oben erreichen wir schließlich die Stelle, von der Tomas meint, hier gebe es Süßwsser-Garnelen. Und tatsächlich! Kaum werfen Tomas und sein kleiner Neffe zerdrückte keimende Kokosnuss in den kleinen Pool, kommen von überallher schwarze Schemen angeschossen, um sich die Krümelchen zu schnappen. Praktischen Nebeneffekt der Anfütterung: Nicht nur die Tierchen kommen so aus ihren Verstecken im Laub und unter den Steinen. Nein! Da sie nun auch die schneeweißen Kokosnusskrümel in Scheren halten, sind sie viel leichter zu erkennen.
Und schwupps!, liegt Michel schon im Pool und harpuniert die Krustentiere. Einer nach dem anderen wandert in die Tüte. Als sich immer weniger Tierchen blicken lassen, klettern wir hinauf zum nächsten Pool, dann zum nächsten und wieder zurück und weiter nach unten. Nach dem siebten oder achten Pool ist Michel so durchgefroren, dass er den Speer nicht mehr halten kann. Jetzt ist Volker dran. Rein in den nächsten Pool, Kokosnuss reinwerfen und die Tierchen abschießen. Am Anfang noch mit zahlreichen Fehlschüssen, geht es nach einer Weile ganz manierlich.
Auf dem Rückweg sammeln wir noch jede Menge „Laulu“ ein. Das sind junge Sprosse einer bestimmten Farnart, die blanchiert zu einem sensationellen und würzigem Salat werden. Inselnahrung durch und durch. Man muss nur wissen, was man wo findet. Oder so durch die Gegend stapfen wie Michel und Volker: Während andere die Schönheit der Landschaft oder einer Blüte bewundern, geht den beiden immer nur eine Frage durchs Hirn: „Est-ce que ca se mange?“
Bild des Tages:
Über Stock und Stein durch das Bett eines offensichtlich manchmal reißenden Baches: Kein Weg ist zu beschwerlich, wenn es um lokale Delikatessen geht.