Hier berichten wir Euch täglich von unserer Weltumseglung!
- Unsere aktuelle Position über Winlink (Satellitenfoto)
- Unsere aktuelle Position und bisherige Route über YOTREPS
- Unsere aktuelle Position und bisherige Route über Shiptrak
Donnerstag 05. März 2015
Unser Standort: Vor Anker in einem Gebiet von Rock Islands im Nordwesten der Kabui Bay, Raja Ampat, Indonesien
Den gestrigen Anmerkungen zum Ankergeschirr zum Trotz fanden wir einen tollen Ankerplatz mit ausnahmsweise mal nur 15 Metern Wassertiefe und topp haltendem Sand oder Mud. Ist ja nicht so, dass wir nicht lieber auf 10 als auf 30 Metern ankern. Das geht hier in Raja Ampat aber halt nur äußerst selten.
Das Wetter ist zwar regnerisch und es tröpfelt immer wieder beständig den ganzen Tag lang, aber unsere Entdeckungsfahrt durch die Rock Islands rund um unseren Ankerplatz lassen wir uns nicht nehmen. Und so sind wir fünf Stunden mit dem Dinghi unterwegs, fahren in jede Bucht, durch jede Felsöffnung, jeden Kanal entlang.
Die Szenerie ist wie aus dem Erdurzeitalter. Schlammig-braunes Wasser voller Gerbstoffe, am Ufer stehen die Mangroven dicht an dicht, wo die steil aufragenden Felswände kleine Schlammflächen zugelassen haben. Manchmal scheint das Wasser metertief zu sein, an anderen Stellen kommen wir nur mit den Paddeln stakend weiter. Manche Durchbrüche zwischen den Felswänden sind kaum 10 Meter breit, an anderen bilden sich weite Tümpel, in denen man super ankern könnte, wäre es nur tief genug hier rein zu kommen. Über unsere Köpfe hinweg fliegen Hornbills, die hiesige Tukanart, kreischende und zeternde Papageien und Schmetterlinge so schwarz und groß wie Amseln. Keinerlei Anzeichen sind zu erkennen, dass hier jemals Menschen herkommen.
Als wir im tiefsten Einschnitt in einem Mangrovenkanal angekommen sind, versuchen dunkle Wolken von Moskitos uns nicht auszusaugen, sondern gleich als Ganzes wegzutragen. Wir wehren uns durch Um-uns-schlagen von Handtüchern. Ein blutiges Gemetzel, denn jeder Moskito, den wir erschlagen, ist bereits gesättigt von unserem Blut. Wir sehen aus, als hätten wir gerade ein Kettensägenmassaker hinter uns.
Die Attacke aus der Luft lässt uns schnell aus dem tiefsten Mangrovensumpf flüchten. Als Belohnung finden wir den Zugang zur verlorenen Welt durch einen halb zusammengebrochenen Kalksteinbogen. Mit uns schwimmt eine Qualle so groß wie ein Medizinball in den tief eingeschnittenen Kanal. Wir drehen Runde um Runde um eine kleine und kleinste Pilzinseln, die auf ihren dünnen Beinchen stehen und so fragil wirken, als würden sie jeden Moment umkippen.
Wir können gar nicht genug bekommen. Hinter jeder Ecke wartet eine neue dramatische Aussicht, ein weiterer Kanal, ein neuer Tümpel zum Entdecken. Wir fahren weiter, immer weiter durch das Labyrinth der Rock Islands, immer tiefer hinein, noch eine Biegung, noch ein Abzweig. Ob wir da jemals wieder rausfinden?
Bild des Tages:
Am Eingang zur verlorenen Welt.