Hier berichten wir Euch täglich von unserer Weltumseglung!
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Montag 02. Januar 2006
Unser Standort: 210 sm südsüdwestlich von Gran Canaria - Tag 2 auf See/ noch 2.580sm
Auf der Homepage auch die beiden Links mit Positionsreportern beachten
Die Nacht verlief fantastisch. Zumindest, was das Seglerische anbelangt, denn Michaela beklagte sich ein wenig über die starke Schaukelei. Der Wind legte noch einmal eine kleine Mütze zu, wir verkleinerten den Booster etwas und zogen eine leuchtende Schaumspur hinter uns her. Mit bis zu 9kn schossen wir nur so dahin, was uns das für unsere alte Lady fantastische Etmal (in 24 Stunden versegelte Strecke) von 155sm einbrachte. Das sind immerhin 6,5kn Durchschnittsgeschwindigkeit. Geplant hatten wir für die Überquerung mit 5 - 5,5kn. Aber es wird sicher auch noch andere Tage geben.
Als der Wind am Morgen nochmals zulegte, beschlossen wir, das Großsegel ganz wegzunehmen und den Booster nun aufgeklappt als Passatsegel zu setzen. Der Wind kommt derzeit nämlich exakt von hinten. Also war erst einmal Action angesagt. Zunächst wurde der Spibaum vorbereitet und mit zwei Niederholern und Toppnant stabil fixiert. Dann galt es die Schoten, die wir gestern ja nur behelfsmäßig eingehängt hatten, richtig zu befestigen. Unsere größte Sorge war, dass uns das nicht gelingen würde, da die Schothörner im aufgerollten Zustand in unerreichbarer Höhe sind. Wenn wir das Segel aber soweit aufrollen, dass die Schothörner in eine erreichbare Höhe absinken, dann haben wir bei 20-25kn mit 50qm doch eine Menge Tuch draussen, die es mit der Hand zu bändigen gilt. Nach einer Stunde Rumgewurschtel und zahlreichen Hilfstauen, haben wir es dann aber doch hingekriegt.
Und siehe da: Das Segel, mit dem wir bisher so viel experimentieren mußten (auf der Rollanlage, im Bergeschlauch), stabilisiert LA GITANA sofort deutlich. Das Rollen wird erheblich geringer und wir machen platt vor dem Laken bis zu 8kn Fahrt. Und das beste ist: Wir haben sozusagen ein Gaspedal. Wird der Wind zu kräftig, rollen wir einfach ein wenig Tuch weg und führen die Schoten nach. Supersimpel!! Wir sind gespannt, ob wir jetzt tatsächlich nur mit diesem Segel den Atlantik überqueren werden. Im Prinzip ist es ideal, wenn der Wind so kommt, wie er kommen soll. Bloß wozu haben wir dann die restliche Segelgarderobe neu machen lassen, wenn wir mit einem 22 Jahre alten Segel rüberkommen? Als Stützsegel zum Motorsegeln im Mittelmeer??
Ansonsten war geniessen und lesen angesagt, unterbrochen nur von einer akrobatischen Kocheinlage und den obligatorischen Funkrunden.
Aber alles kann natürlich nicht glatt gehen. Seit gestern Nacht haben wir festgestellt, dass ein lautes Wummern aus dem Bereich der Schraube kommt, wenn wir mehr als 6,5kn Fahrt durchs Wasser machen. Zunächst sind wir davon ausgegangen, dass es sich um eine Eigenfrequenzschwingung handelt. Nachdem das Geräusch dann im Laufe des Tages jedoch immer lauter wurde (zumindest in unserer Wahrnehmung), glauben wir daran mittlerweile nicht mehr. Irgendetwas stimmt da unten nicht. Und da wir die Welle nicht blockieren können, werden wir wohl mal die Segel einholen müssen und mit Taucherbrille und Flossen nachsehen. Die Hypothesen schiessen ins Kraut: Erneut ein Fischernetz? Aber kann das eine solche Unwucht erzeugen? Gebrochener Propellerflügel? Da hätten wir aber in etwas wirklich Massives reinfahren müssen. Abgerissener Scherstift? Aber dann dürfte der Propeller keinen Vortrieb mehr erzeugen und auch nicht den Wellengenerator antreiben. Vielleicht wissen wir morgen nach dem Tauchgang ja mehr. Wenn nicht, werden wir wohl die Kapverdischen Inseln anlaufen, um das Problem zu lösen. Denn mit diesen Vibrationen wollen wir nur äußerst ungern noch 2.580sm zurücklegen müssen. Wer weiß, was das für Folgen haben kann?
Bilder des Tages:
- In unserer Freizeit studieren wir schon einmal die Revierführer für die Karibik
- LA GITANA unter Passatbesegelung