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Donnerstag 25. November 2010

Unberührte Wracks

Unser Standort: Vor Anker beim Motu Tar, Maloelap Atoll, Marshall Inseln

 

Aus zwei Gründen haben wir uns Maloelap als Ziel in den Marshall Inseln ausgesucht: zum einen liegt es günstig auf halbem Weg zwischen Majuro und dem nächsten Atoll Ailuk. Zum anderen wegen der Wracks aus dem Zweiten Weltkrieg. Wracktauchen ist in den Marshall Inseln das Ding, wenn man schaut, weshalb die Handvoll Touristen hierher kommen. Dabei bleiben viele der meistens japanischen Taucher in Majuro. Vor Jahren verschlug es manche noch zum größten Schiffsfriedhof der Welt ins Bikini Atoll, wo unter anderem der einzige tauchbare Flugzeugträger der Welt auf den Grund gebombt wurde. Doch die Bikini Divers haben ihren Betrieb mehr oder weniger vollständig eingestellt und man braucht schon beinahe sein eigenes Schiff, um dort zu tauchen. Und dann ist es nicht gerade billig: 100 USD pro Tauchgang möchte die Inselregierung von Bikini als Gebühr. Zu viel für uns! Damit bleibt als Wracktauchziel für einfliegende Touristen noch das Kwajalein Atoll, das einen internationalen Flughafen und eine Tauchbasis hat.

 

Wir wollten unser Glück dagegen in Maloelap versuchen. Doch auf Glück alleine wollten wir uns nicht verlassen, denn in der riesigen Lagune ohne Tauchführer ein Wrack zu finden, ist wie die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Also startete Volker vor unserer Abreise aus Majuro eine ausgiebige Internetrecherche und förderte ein wissenschaftliches Arbeitspapier ans Tageslicht, das alle bekannten Unterwasserrelikte Maloelaps mit GPS Koordinaten auflistet. Sensationell!

 

Und aus diesem Dokument ging hervor, dass eines der unberührtesten Wracks der Marshall Inseln vor der kleinen Insel Ollot auf 10 bis 20 Meter Tiefe liegen soll. Und das Arbeitspapier hat nicht gelogen! Es handelt sich um das Wrack des japanischen Patrouillenbootes "Kaikou Maru", das seit über 60 Jahren nahezu unberührt von Tauchern auf dem Grund liegt. Nur so ist es zu erklären, dass das Wrack noch übervoll ist mit Relikten und Souvenirs aus der Zeit des Untergangs.

 

Selbstverständlich ist das nicht, denn passionierte Wracktaucher haben wohl eine ausgeprägte Sammelleidenschaft und nehmen als Souvenir mit, was nicht niet- und nagelfest ist. Doch zu diesem Wrack haben sich ganz offensichtlich kaum Taucher verirrt. Und wenn, dann haben sie, wie wir auch, zumindest alles an seinem Ort gelassen. Und so war der heutige Tauchgang ein eindrucksvoller Ausflug in die Vergangenheit...

 

Bild des Tages:

 

Der Ruderlageanzeiger im zusammengestürzten Brückenhaus zeigt 25° Grad Backbord Ruderlage an