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Dienstag 15. Januar 2008
Unser Standort: Vor Anker in der Baie d'Anaho, Nuku Hiva, Marquesas, Französisch Polynesien
Wer in den Marquesas ist, muß einfach Melville und Stevenson gelesen haben. Die beiden sind die berühmtesten Schrifsteller, die einige Zeit hier verbracht und die Insel und ihre Einwohner im 19. Jahrhundert beschrieben haben. Während Herman Melville, der Autor von Moby Dick, einige Zeit im Tal von Taipivai verbrachte, wo auch sein gleichnamiger Roman Taipi spielt, lag Stevenson mit seiner gecharterten Yacht hier in Anaho.
Doch nicht unbedingt die Baie d'Anaho war für Stevenson, den Autor der Schatzinsel, die herausragende Bucht. Er war vielmehr von der Nachbarbucht Hatiheu begeistert. Grund genug für Volker, heute eine kleine Wanderung über den Pass dorthin zu unternehmen. Michaela verweigert den Landgang, denn sie wurde gestern wieder so brutal von den Nonos und Moskitos verstochen... Da bleibt sie lieber an Bord, und zaubert Mangokompott und frischen Zitronensirup aus den Früchten, die wir gestern eingesammelt hatten. Dem Skipper soll's recht sein ;-)
Der wahrscheinlich jahrhundertealte Fußweg führt steil an der Flanke der die Bucht umschließenden Berge hinauf. Es geht größtenteils durch dichtes Unterholz, nur hin und wieder ist eine Stelle gerodet und wird auch noch heute von den wenigen Bewohner Anahos landwirtschaftlich genutzt. Im Dickicht tauchen immer wieder die Pae-Pae, die Steinplattformen der früheren Häuser auf und zeugen von der ehemals großen Bevölkerung hier. Es ist wirklich ein Drama, welche Entvölkerung sich hier in den Marquesas ab Beginn des 19. Jahrhunderts abgespielt hat.
Nach schweisstreibenden 45 Minuten ist der Pass erreicht und ich habe einen fantastischen Blick auf die Bucht von Anaho. Doch keine Zeit zu verweilen, es geht gleich mit dem Abstieg nach Hatiheu weiter. Der Trampelpfad führt unter tausenden Mangobäumen durch, die alle so voll Früchte hängen, dass die Äste beinahe brechen! Haben wir schon erwähnt, dass die Marquesas dem Paradies bzw. dem Schlaraffenland sehr nahe kommen? Ich glaube schon, oder?
Das Dorf Hatiheu ist dann eine kleine Überraschung! Alles geht so modern zu wie in Taiohae, die Strassen sind asphaltiert, es gibt Strassenbeleuchtung, eine propere Schule, eine kleine Mairie, eine Postagentur und sogar einen kleinen Krämerladen. Autos fahren von links nach rechts und die Kinder auf Mountainbikes durch die Gegend. Alles in allem zwar schön, aber nicht so pittoresk und gleichzeitig morbid wie Anaho. Also wieder zurück über den Weg, auf dem die Bewohner von Anaho ihre Früchte mit Pferden transportieren. Wie lange werden sich die letzten Einwohner wohl in diesem abgeschnittenen Tal halten können und wollen?
Bild des Tages:
Hatiheu ist ein hübsches, aufgeräumtes kleines Dorf an der Nordküste Nuku Hivas. Im Unterschied zum benachbarten Anaho sind hier alle Annehmlichkeiten der Zivilisation zu finden