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Freitag 12. Juli 2013

Der lange Marsch

Unser Standort: Vor Anker in der Ichepthav Bucht, Anatom, Vanuatu

 

Mann, mann, mann. Hier kriegste echt ne Depression. Auf einen schönen und sonnigen Tag folgen wieder drei Tage mit permanentem Regen. Dazu ist es unangenehm frisch hier. Das Wasser hat gerade einmal 24°C und die Lufttemperatur sinkt Nachts auf unter 18°C. Wir haben immer noch die warmen Steppdecken im Einsatz. Und das, obwohl wir in den Tropen sind.

 

Heute ist wieder keiner von den sonnigen Tagen. Dafür bemüht sich die Bucht mit aller Macht, den Marquesas Ankerplätzen zu ähneln. Aus dem Tal vor uns kommen Fallböen mit über 30 Knoten geschossen. Und von der Seite läuft ein Schwell von 1 Meter in die Bucht. Nach einer unruhigen Nacht, bringen wir also erst mal einen Heckanker aus. Ahh, ist das schön, wie ruhig es jetzt ist.

 

Ansonsten warten wir darauf, dass es irgendwann mal aufhört zu regnen. Als das nicht der Fall ist, ziehen wir uns das Ölzeug an und gehen am Nachmittag trotzdem an Land. In dem Tal voraus befinden sich zahlreiche Pflanzungen mit Bananen, Papayas, Mangobäumen und Taro. An einer Stelle liegt ein Einbaum im Werden, der gerade aus einem umgehakten Baumstamm herausgezimmert wird. Zu sehen ist keine Menschenseele.

 

Erst als wir zurück am Strand sind und ein wenig auf dem Riff rumlaufen, kommen uns zwei Frauen entgegen. Die eine ist noch relativ jung und hat ein zweijähriges Kind auf dem Arm, die andere ist schon älter, aber sehr freundlich und spricht ausgezeichnet Englisch. Wir fragen nach wohin und woher und wo es hier ein Dorf oder eine Siedlung gibt und erfahren, dass die Ältere gerade zu Fuß von Mystery Island kommt! Wahnsinn!! Das sind bestimmt 30 Kilometer!!! Auf kaum zu erkennenden und matschigen, glitschigen, felsigen, unwegsamen Trampelpfaden!!!! Das Ganze natürlich in Flip-Flops.

 

Die Dame war auf Mystery Island, um Souvenirs an die Kreuzfahrt-Touristen zu verkaufen. Eigentlich hätte nach dem gestrigen Schiff heute schon das nächste anlanden sollen. Doch das Wetter war wohl zu schlecht und so hat der Kapitän kurzerhand entschieden, nicht anzuhalten, sondern einmal um die Insel rumzufahren. Kein Geschäft also heute für unsere Dame.

 

Und obwohl sie die ganze Wegstrecke in den Knochen hat, ist sie noch supergut gelaunt und schlägt sich plötzlich in die Büsche. Kurz darauf kommt sie mit einem Riesenbüschel Grünzeug zurück und drückt es uns freudestrahlend in die Hand. Wasserkresse ist das! Und das wird einen schönen Salat geben. Wir bieten den beiden Damen an, dass wir sie mit dem Dinghi zu ihrer Siedlung in die nächste Bucht fahren, doch sie lehnen dankend ab. Wer weiß, vielleicht halten sie uns ja für „Blackbirder“…

 

Bild des Tages:

Zuviel versprochen? Die Szenerie hier erinnert doch ein wenig an die Marquesas, auch wenn die großen steilen Felsen fehlen.