Listinus Toplisten



LOGBUCH
<<  <  11/2010  >  >>

Samstag 06. November 2010

Wie Weihnachten

Unser Standort: An einer Mooring in "Downtown" Majuro, Marshall Inseln

 

Kein Wunder, dass amerikanische Segler in Majuro oftmals länger hängen bleiben. Es ist zwar nicht so schön hier. Aber sehr "convenient", sehr bequem. Im Supermarkt gibt es viele amerikanische Produkte - und was es nicht gibt, läßt man sich eben mit der Post schicken. Da ist es wirklich von großem Vorteil, dass Majuro wie ein Kontinentalamerikanisches Postamt bedient wird. Die Postgebühren sind extrem niedrig und die Lieferungen erfolgen ratz-fatz.

 

Aber auch wir kommen heute in den Genuß dieses sensationellen Dienstes. Denn heute können wir schon das letzte unserer beiden Pakete auf der Post abholen. Geschickt wurde es erst letzten Samstag von Kalifornien aus. Nur eine Woche dauerte der Transport hierher bei unschlagbaren USD 18 für ein Gewicht bis 20kg! Volker freut sich wie ein Schneekönig, als er das Paket heute in Empfang nimmt. Der Zollbeamte will auch nicht schauen, was drin ist. Der Begriff "Yacht in Transit" genügt, dass wir praktisch alles zollfrei einführen dürfen. Es ist wie an Weihnachten.

 

Jetzt haben wir alle unsere Erstzteile: die neue Pumpe fürs Bord-WC, die neue Wifi-Antenne, die neue Batterie fürs Satellitentelefon und die neuen Ladegeräte für den Laptop. Und hier zeigt sich tatsächlich, was wir vermutet hatten. Mit den neuen Ladegeräten lädt der Laptop wieder einwandfrei. Bei den alten ist ganz offensichtlich nur der "Identifikations-Chip" von Dell abgeraucht! Eigentlich ein Grund, in Zukunft keinen Dell-Rechner mehr zu kaufen...

 

Bild des Tages:

 

Die Marshall Inseln unterhalten eine nicht unerhebliche, eigene Fangflotte von riesigen Fischtrawlern, die mit Ringwadennetzen Tunfische jagen. Anders als bei der Schlepp-, Treib- oder Stellnetzfischerei ziehen die sogenannten Purseiner (Bild des Tages) mit Hilfe eines kleinen, aber stark motorisierten Beibootes kreisförmig ein langes Netz um einen georteten Fischschwarm. Ist das Netz im Kreis geschlossen, wird es mit einer Leine und hydraulischen Winschen in der Tiefe zusammengezogen, so dass es wie eine Tasche (Purse) die Tunfische umschliesst, die nun nur noch über die Heckrampe an Bord gezogen werden müssen. An den Beifang in Form von Delphinen und Haien, die große Tunfischschwärme oftmals begleiten, denken wir lieber nicht.

 

Hier in der Lagune von Majuro schlagen die Purseiner dann nach Wochen auf See ihre wertvolle Fracht auf Tiefkühlschiffe um, die die Größe von Containerschiffen erreichen. Mit diesen Kühlschiffen werden die tiefgefrorenen Tunfische in die Abnehmerländer, vorwiegend Japan und andere asiatische Staaten, transportiert. Nach ein paar Tagen zum Umladen und Bunkern sind die Purseiner dann auch schon wieder auf der hohen See, um weiteren Tunfisch heranzuschaffen.

 

Im Moment liegen in der Lagune von Majuro vier große Tiefkühlschiffe. Wir sind überzeugt, dass jedes von ihnen mindestens 2.000 Tonnen Tunfisch aufnehmen kann. Bei einem durchschnittlichen Fischgewicht von 100kg sind das 20.000 Fische! Und die Kühlschiffe liegen auch nur ein paar Tage hier, dann sind sie voll und fahren zu ihrem Zielhafen!! Wie viel Tunfisch hier in einem Jahr gefangen und umgeschlagen wird, kann man sich überhaupt nicht vorstellen!!! Kein Wunder, dass bei solchen unfassbaren Mengen die Weltmeere leergefischt sind. Aber als ob das noch nicht genug wäre, sehen wir einige Purseiner, die einen Helikopter an Bord haben, mit dem sich Tunfischschwärme noch schneller, effizienter und besser aufspüren lassen können.

 

Die Flotte muss sich eben rechnen. Und wer in den nächsten Jahren mit seinem Trawler nicht in die Gewinnzone kommt, macht überhaupt kein Geschäft mehr. Denn dann wird es ganz einfach keinen Fisch mehr geben. Also fischen sie jetzt, was das Zeug hält. Nach mir die Sintflut...