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LOGBUCH

Montag 10. März 2014

Flugzeugträger

Unser Standort: Auf dem Weg vom Nukuoro Atoll ins Puluwat Atoll, Mikronesien

 

Noch zu segelnde Strecke: 338sm

Bereits zurückgelegt: 72sm

Etmal: bescheidene 72sm

 

Der wenige Wind und der Gegenstrom blieben uns natürlich erhalten. So dümpelten wir langsam durch die Nacht und konnten noch nicht einmal Kurs steuern, da der Wind in der Nacht immer weiter auf Südost drehte. Eigentlich hätte er ja aus Nordost kommen sollen, so hatten wir ausgebaumt. Und das ganze Gelersch in der Nacht umzubauen, hatten wir einfach keine Lust. Dann eben erst einmal ein wenig Nord machen. Dort scheint es ja ausreichend Wind zu haben, wie wir von den anderen Yachten hören, die in Pohnpei gestartet waren.

 

Zu allem Überfluss hat gestern auch noch unser kleiner Pinnenpilot den Geist aufgegeben. Mit ihm steuern wir normalerweise unsere Windpilot Windfahne an, wenn der Wind so schwach ist wie jetzt. Denn bei scheinbaren Winden von 4-6 Knoten von hinten kommt die Windpilot einfach nicht gut zurecht, sie steuert dann extreme Schlangenlinien.

 

An die haben wir uns dann schon missmutig gewöhnt, als LA GITANA in der Nacht plötzlich völlig aus dem Ruder läuft. Was ist denn nun los? Mit der Taschenlampe schauen wir an der Windpilot nach dem Rechten und siehe da: eine Seeschwalbe hat es sich auf der Windfahne der Windpilot bequem gemacht. Warum fliegen oder auf dem Wasser sitzen, wo einen der Hai zu fressen droht, wenn man die Nacht gemütlich auf einer Segelyacht verbringen kann?

 

Das gönnen wir dem kleinen Kerl auch von ganzem Herzen. Nur ist auf der Windpilot der schlechteste Ort, denn mit seinem Gewicht bringt der Vogel die ohnehin schon delikate Balance unseres stillen Ruderganges völlig aus dem Gleichgewicht. Mehrfach scheuchen wir die Seeschwalbe daher auf und fort. Doch immer wieder landet der freche Kerl genau an derselben Stelle.

 

Inzwischen haben auch ein paar Tölpel LA GITANA im Schein des Mondes als idealen Ruheplatz für die Nacht ausgemacht und fliegen ihre Landemanöver. Es geht zu wie auf dem Deck eines Flugzeugträgers unmittelbar nach einer Schlacht. Immer wieder fliegen die Tölpel an, sehen in der Dunkelheit aber wohl recht schlecht. Daher zielen sie auf etwas Weißes, Helles am Heck: den Windgenerator oder eben die Windfahne der Windpilot. Beides kein wirklich guter Landeplatz! Zum Glück dreht sich der Windgenerator bei dem lauen Lüftchen überhaupt nicht, sonst gäbe es Tölpel-Hack. Doch die nachtblinden Vögel sehen auch die Angelrute, die Besan-Dirk und das Achterstag nicht. Ein ums andere Mal knallen sie dagegen, stürzen aufs Deck und unter der Reling hindurch ins Meer. Sie tun uns schon richtig leid, aber sie probieren es immer wieder und lassen sich auch nicht von Rufen oder Anleuchten mit der Taschenlampe abschrecken. Ruhe kehrt erst wieder ein, nachdem es einer geschafft hat, auf dem Außenborder zu landen, und ein anderer auf dem Solarpaneel sitzt.

 

Als am Morgen die Sonne aufgeht, haben uns unsere blinden Passagiere schon wieder verlassen. Wie sie bei dem wenigen Wind überhaupt in der Luft bleiben können, ist uns ein Rätsel. Wir jedenfalls mühen uns unter Vollzeug nach Kräften, mit drei bis vier Knoten voranzukommen, was uns leider viel zu selten gelingt. Das schlechteste Etmal, an das wir uns erinnern können, ist die Folge.

 

Bild des Tages:

Um sprachlich im Bild zu bleiben: LA GITANA dümpelt auf einem Ententeich.