Listinus Toplisten



LOGBUCH
<<  <  09/2009  >  >>

Mittwoch 09. September 2009

Wellenreiten in der Waschmaschine

Unser Standort: Segeln von der Bay of Islands, Vanua Balavu, zurück nach Savusavu, Vanua Levu, Fiji

 

Wären nicht Winfried & Ute in Savusavu, die unsere Ersatzteile an Bord haben, wären wir bei dem Wetterbericht wahrscheinlich heute nicht los. Auf der anderen Seite sind 20 Kn Wind von hinten kein Problem für LA GITANA – im Gegenteil, mit weniger als 20Kn rollt das Schiff erbärmlich und ist auch kein Vergnügen. Doch wir hatten eine leise Vorahnung, dass es bei 20Kn nicht bleiben wird. Egal wie, wir müssen los, denn die nächsten Tage soll es noch mehr Wind geben und noch höhere Wellen und das wollen wir uns schon gar nicht antun. Also nichts wie los! Anker auf und gegen 14:00 Uhr sind wir am Pass. Der Wind und die Welle in der Lagune sind schon nicht von schlechten Eltern. Was wird uns wohl auf See erwarten? Sicherheitshalber setzen wir das Groß im zweiten Reff und die Genua sogar im dritten Reff.

 

Kaum sind wir aus dem Pass erleben wir unsere erste Böe und die hat gleich 27Kn Wind. Wussten wir es doch! Von wegen 20Kn! Wir sind froh, dass wir so wenig Segel gesetzt haben! Das wenige Tuch lässt LA GITANA nicht weniger schnell über die Wellen gleiten. Noch sind wir in der Abdeckung der Inseln in der Lau Gruppe, die die Wellen flach halten und die Dünung blocken. 3 Stunden herlichstes Segeln mit 7-8 Knoten über Grund. Wir segeln fast mit Rumpfgeschwindigkeit! Fantastisch!!! Keine Angst, die Wirklichkeit holte uns schnell ein und die plötzlich auftretende Dünung bescherte uns ein fiese Kreuzsee. Können die Wellen wenigstens nicht einmal aus der gleichen Richtung kommen???

 

Hier im Pazifik scheinbar nicht. Die Wellen werden mit der Zeit ebenfalls immer höher und bauen sich mit der Dünung zu Wellenbergen auf, die uns von der Seite her fast umwerfen. Doch wir sind unglaublich schnell. Mit konstanten 7,5-8,5 Knoten schießen wir durchs Wasser und LA GITANA scheint es richtig Spaß zu machen. Als wir den Kurs auf Savusavu ändern und der Wind nun gänzlich von hinten kommt, surft LA GITANA die Wellen mit bis zu 11,8 Knoten hinab, so dass es unter uns nur so sprudelt und gurgelt. Dafür lässt uns die Kreuzsee schmerzhaft durch das Schiff fliegen und wir können morgen sicher einige blaue Flecken zählen. Die Wellen schaukeln LA GITANA mächtig durch und wir fühlen uns wie in einer Waschmaschine!

 

Gut, dass es Nacht ist und wir die Wellenhöhe nicht erkennen könnnen. Es reicht, wenn wir sie auf Höhe unserer Solarpanele an der Reling auftauchen sehen und unter uns brechen hören. Als der Mond aufgeht und die weissen Schaumkronen aufblitzen lassen, wird uns richtig mulmig zumute. Wir merken, dass wir schon lange nicht mehr bei so viel Wind gesegelt sind, auch nicht vor dem Wind. Als es noch anfängt zu regnen, wird es noch kälter als es ohnehin schon war. Da werden Erinnerungen an unsere Atlantiküberquerung wach...

 

An Schlaf ist bei diesem Segeltörn überhaupt nicht zu denken. Wir wechseln uns dieses Mal alle 2 Stunden ab und jeder versucht sich wenigstens auszuruhen und in der Koje zu wärmen. Es sind ja nur ein paar Stunden, sagen wir uns immer wieder, denn wir sind so schnell, dass wir noch vor Sonnenaufgang die Bucht von Savusavu erreichen. Bereits um halb fünf muss Michaela den Skipper für die Passdurchfahrt wecken und wir schleichen nur mit Groß durch die Bucht bis die Sonne aufgeht und wir an die Mooring können. Das war definitiv bisher einer unserer schnellsten Törns!

 

Bild des Tages:

Wie schon auf dem Atlantik hatten wir eine schlimme Kreuzsee, die die Wellen zu Berge werden ließ und uns wie in einer Waschmaschine durchs Schiff schleudern. Doch es war unser schnellster Segeltörn bisher!