Listinus Toplisten



LOGBUCH
<<  <  05/2014  >  >>

Freitag 02. Mai 2014

„Mycobacterium marinum“

Unser Standort: Vor Anker im Sorol Atoll, Yap State, Mikronesien

 

Seit heute sieht LA GITANA nun aus wie ein Tomatenfeld in Südspanien (hatten wir schon erwähnt, dass wir von Tomaten träumen?). Mit einem Sonnenschutz wie ihn die Gärtner in Spanien nutzen, wurde unser Schiff rundum abgespannt, damit ja kein Sonnenstrahl zu viel aufs Deck scheint und die Temperaturen unter Deck in die Höhe treibt. Der Unterschied ist deutlich spürbar! Dort wo kein Netz aufgespannt ist, kann man barfuß nicht an Deck laufen, ohne sich die Fußsohlen zu verbrennen. Kein Wunder, dass wir unten Sauna-ähnliche Temperaturen haben. Wetten, jetzt wo wir uns perfekt vor der Sonne geschützt haben, kommt schlechtes Wetter?! Doch bis jetzt ist nichts davon zu sehen, auch der Wind lässt auf sich warten. Westward II bleibt ruhig und geht erst einmal an Land, einen letzten Inselrundgang machen. Auf dem Weg zum Dorf wird Selena von einer riesigen Monitor Echse attackiert, so dass sie sich hinter ihrem Mann verstecken musste, der die Echse mit Kokosnüssen ziemlich erfolglos bewirft. Auf dem Rückweg zum Schiff machen sie bei uns halt und wir halten noch ein schnelles Abschieds-Schwätzchen. Wie sind die Pläne in Palau, wann und wo sehen wir uns wieder, wohin geht ihr in den Philippinen, und die wichtigste Frage: gehen wir heute Abend noch auf Langustenjagd???

 

Den restlichen Tag „vertrödeln“ wir mit weiterer Wäsche waschen, Essen vorbereiten, Essen zubereiten, Spülen, aufräumen, putzen, LA GITANA „verschönern“, Mooring losmachen, Ersatz-GPS zum Laufen bringen, u.v.m. Erst am späten Nachmittag schaffen wir es für eine Stunde ans Außenriff zu fahren und uns die Situation vor Ort bezüglich Langusten-Fang-Möglichkeiten anzuschauen. Wir paddeln übers Riff außerhalb der Lagune und Volker streckt immer wieder den Kopf mit Tauchermaske unter Wasser, um zu schauen, ob es denn hier Korallen oder Fische hat. Hier hätte sich tatsächlich ein Tauchgang gelohnt, aber jetzt ist es zu spät, Westward II fährt morgen nach Palau. Dann müssen wir das eben auf Palau verschieben, wohin wir beim nächsten Wetterfenster auch auf dem Weg sind. Doch das nächste Wetterfenster soll frühestens in einer Woche kommen. Wir haben noch Luft bzw. Proviant für 2 Wochen, dann wird auch bei uns alles knapp oder geht aus. Außerdem sind wir bei Steven zum Geburtstag eingeladen, da müssen wir in Palau sein, meint Michaela.

 

Auf allen Schiffen das gleiche Szenario: die Langustenjäger o.ä. wollen Robinson Crusoe spielen und möglichst lange auf den unbewohnten Atollen bleiben, die weibliche Besatzung drängt zur Weiterfahrt, damit sie endlich mal wieder einen Supermarkt, Internet und sonstige Annehmlichkeiten der Zivilisation zur Verfügung haben. Und wie immer diktieren das Wetter oder Schiffsprobleme den Fahrplan, wie im Falle Westward II. Weltumsegelung ist eben kein Wunschkonzert.

 

Als wir vom Außenriff zurückkommen steht der Plan fest: heute geht es direkt nach Sonnenuntergang mit dem Dinghi an die Nordostseite der großen Insel und zu Fuß weiter ans Außenriff. Das Wasser ist dann zwar schon ziemlich gestiegen, aber die beiden Langustenjäger könnten Glück haben und noch ein paar Langusten sehen. Wäre doch ein nettes Abschiedsgeschenk für Steven. Bevor es losgehen kann, wird auf beiden Schiffen ein schnelles Abendessen auf den Tisch gebracht, denn wer weiß wie lange die beiden auf dem Riffdach herumlaufen werden. Noch in der Dämmerung holt Volker Steven ab, der sein Dinghi schon an Deck hat, und die beiden ziehen los. Endlich auf Langustenjagd! Erst konnte Volker wegen seiner Wunde nicht mit, dann passte die Tide nicht und jetzt passt sie eigentlich auch noch nicht. Doch einmal müssen die beiden es doch versuchen! Ihre Mühen werden leider nicht belohnt, das Wasser ist doch schon viel zu hoch und sie sehen nur eine einzige Languste, die natürlich schnell verschwindet. Die beiden haben hier in Sorol wirklich kein Glück!

 

So könnte man das auch bei Volkers Wunde sagen, wobei das hat wohl nichts mit Glück zu tun, sondern eher mit irgendwelchen Bakterien. Keine Ahnung, was es tatsächlich ist, aber die Wunde ist immer noch nicht verheilt und schließt sich einfach nicht. Immer wieder gibt es offene Stellen und die Wunde suppt, da scheint nichts wirklich zu helfen. Volker ist genervt, weil er keine Schuhe und keine Flossen anziehen kann und weil die Wunde auch nach einem Monat noch schmerzt. Sherry von Soggy Paws schrieb uns eine Mail mit den gleichen Symptomen, nur dass sie noch weitere offene Wunden bekommt, was bei Volker Gottseidank nicht der Fall ist! Sie hat Internet und versucht Informationen über eine mögliche Ursache zu bekommen. Dabei stieß sie auf das „Mycobacterium marinum“, das eine als „fishtank granuloma“ bezeichnete Wundinfektion verursacht und angeblich auf den Inseln von FSM weit verbreitet ist. Um genau zu wissen, ob das auf Volker und Sherry zutrifft, müssten entsprechende Untersuchungen durchgeführt werden. Ob das in Palau möglich ist bezweifeln wir noch stark! Ganz schöner Mist!!!

 

Bild des Tages:

Als gestern noch lange die Sonnenstrahlen der untergehenden Sonne am Himmel zu sehen waren, hätten wir wissen müssen, dass viel Feuchtigkeit in der Luft ist. Solche Sonnenuntergänge bedeuten immer Wetterwechsel, der heute Abend wieder am Himmel zu beobachten war. Vorbei sind die Sternennächte, dafür kamen Wolken und ein wenig Wind!