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Dienstag 14. September 2010

Die Erlösung

Unser Standort: Vor Anker in Rotuma, Fiji

 

280sm in 51 Stunden - heute um 11:00 Uhr sind wir in Rotuma angekommen. Es war ein schneller Ritt am Wind, viel schneller als wir erwartet hatten. Dafür aber auch einiges anstrengender als erwartet. Wenigstens war die zweite Hälfte der letzten Nacht einigermassen ruhig, nachdem der Wind wieder auf das "Normalmaß" von 15kn zurückgegangen war. Mit Sonnenaufgang kam dann auch Rotuma in Sicht. Zunächst nur als kaum erkennbarer dunkelgrauer Streifen am hellgrauen Horizont, der kaum über die Wellen ragt. Doch mit jeder Seemeile wurde unser Ziel deutlicher, höher, grüner und die Stimmung an Bord stieg wie bei jedem Landfall.

 

Es ist für uns nach wie vor etwas Besonderes, wenn nach ein paar Tagen auf See eine Insel vor uns aus dem Meer auftaucht. Zwar ist es in Zeiten von GPS weniger spannend, ob man die Insel auch wirklich findet. Doch die Verheißung, die von den neuen Zielen sirenengleich hinaus zu uns aufs offene Meer klingt, läßt die Aufregung an Bord spürbar steigen. Wie wird wohl der Ankerplatz in Rotuma sein? Ist die sehr offen Bucht ausreichend gegen Schwell geschützt? Wie sind die Menschen vor Ort? Überschwänglich freundlich wie die Fijianer oder zurückhaltend gastfreundlich, wie es sich für die hier lebenden Polynesier eigentlich gehört? Welche neue Erfahrungen werden wir hier machen, welche neuen Abenteuer erleben?

 

Diese Gedanken gehen uns durch den Kopf, als schon das erste Abenteuer auf uns zukommt, nein besser - auf uns zuschwimmt. Vier Seemeilen vor Rotuma begleitet uns ein sechs Meter langer Walhai für eine kurze Weile. Ganz deutlich können wir sein Riesenmaul und den weiß gepunkteten, gerippten Rücken im klaren Blau des Pazifiks erkennen. Ein Novum für uns. 23.000sm im Kielwasser und der erste Walhai! Das verspricht gutes fürs Tauchen und Schnorcheln in Rotuma.

 

Die Ansteuerung des Ankerplatzes ist einfach, unter Segeln runden wir die zwei im Nordwesten vorgelagerten Inseln und nehmen Kurs auf das Pier für das Frachtschiff. Schon in 30m Tiefe können wir die Korallen auf dem Grund ausmachen, so klar ist das Wasser hier. Voraus leuchtet es türkisgrün und die Tropikbirds und Feenseeschwalben, die uns begleiten haben grüne Bäuche. Langsam schlängeln wir uns zwischen den vereinzelten Korallenblöcken hindurch und versuchen uns so weit es geht, in die kleine Bucht hinter der Pier zu zwängen. Hier sollten wir am besten gegen den Schwell geschützt sein, der hinter uns tosend auf das Saumriff donnert. Als schließlich der Anker auf 3m fällt, wartet schon eine ganze Armee an Offiziellen auf uns, um den Papierkrieg zu kämpfen.

 

Wir vertrösten sie um eine Stunde, bis wir das Dingi startklar gemacht haben. Pünktlich sind sie wieder mit 4 Pick Up Trucks zurück. Quarantäne, Immigration, Zoll und die Polizei. Auch so weit von Fijis Festland entfernt will alles seine Richtigkeit haben. Die meisten der Offiziellen sind jedoch vergeblich gekommen, denn wir haben ja eine interne Klarierung hierher. Alles geht schnell, nur ein Formular muß ausgefüllt werden. "How do you like Rotuma?", fragt der Mann von der Quarantäne. Ich glaube, wir werden es lieben...

 

Bild des Tages:

 

Die Erlösung von den Seestrapazen naht, Rotuma ist zum Greifen nahe.