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Mittwoch 29. September 2010
Unser Standort: Vor Anker vor Vaiaku, Funafuti Atoll, Tuvalu
Unser Bild vom paradiesischen Tuvalu hat heute einen schweren Kratzer erhalten. Nicht dass wir geglaubt hätten, dass hier alles rosig ist. Doch die Geschichte, die wir heute erfuhren, hat eine andere Dimension. Aber vielleicht war es auch nicht anders zu erwarten, wenn man zu viele Menschen (5.000) über zu lange Zeit (lebenslang) auf zu kleinem Raum (einem Atoll) zusammenpfercht.
Die Geschichte erzählte uns Molomolo als er heute zusammen mit Faapusi und deren Kousine Ma'amele für Muffins und Orangensaft bei uns zu Gast an Bord war. Letzten Samstag Abend, die Wahlen in Tuvalu waren gerade gelaufen und die neu gewählten Parlamentarier machten sich daran, eine neue Regierung zu bilden, wurde Faapusi plötzlich ein Messer an die Kehle gehalten. Das Messer lag in der Hand eines Kousins zweiten Grades und er war außer sich, dass Ionatanas Familie nicht den gleichen Kandidaten wie er gewählt hatte.
Dazu muß man wissen, dass drei Verwandte von Ionatana und Molomolo für das Parlament kandidiert haben. Zwei davon waren Kousins ersten Grades, einer (nämlich Enele) Kousin zweiten Grades. Enele wiederum ist ein Kousin ersten Grades des Messermannes. Und selbstverständlich hat der Messermann Enele, also seinen nächsten Verwandten gewählt. Und ebenso selbstverständlich haben Ionatana und Molomolo auch einen der engsten Verwandten gewählt - und damit eben nicht Enele, was den Messermann so in Rage brachte. Nun sitzt er im Knast und kann sein Mütchen kühlen, Faapusi ist zum Glück nichts passiert.
Natürlich sind hier in Tuvalu die Wahlen geheim, doch anscheinend macht niemand ein großes Geheimnis daraus, wenn er gewählt hat. Wozu auch? Den meisten ist wahrscheinlich ohnehin klar, dass jeder einen der nächsten Verwandten wählt.
Ansonsten erfahren wir von Molomolo, dass seit unserem Besuch in Nukufetau keine weitere Yacht ihren Weg dorthin gefunden hat. Wir dagegen sind weitgehend bereit, morgen rüber zu segeln. Das Permit haben wir in Händen und einen ersten Passagier haben wir auch schon "aufgebrummt" bekommen. Ein Bruder von Molomolo, der als Seemann arbeitet und auf seine nächste Crewposition wartet, möchte mit uns hin und wieder zurück segeln, um seine Frau und seinen Sohn zu sehen. Machen wir doch gerne, solange er nicht einen Raummeter Bauholz oder ein Auto mitnehmen möchte.
Bild des Tages:
Während Molomolo die Geschichte mit dem Messer am Hals erzählt, ruht sich Faapusi im Schatten unseres Sonnensegels aus