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Samstag 06. Juli 2013

Back in Paradise

Unser Standort: Vor Anker in der Bucht von Anelghowhat, Aneityum, Vanuatu

 

So richtig gemütlich war die letzte Nacht auf See nicht gerade. Der Pazifik ist ein großer, ein sehr großer Ozean und Starkwinde, Squalls und Stürme in weit entfernten Gegenden senden ihre Spuren durch den ganzen Ozean – und zwar in Form von Schwell. Groß und klein, kurz und lang, von Ost, West, Süd und Nord. Obwohl – beziehungsweise wahrscheinlich gerade – weil wir wenig Wind hatten, würfelten die zig durcheinanderlaufenden Wellensysteme LA GITANA kräftig durcheinander.

 

Doch ein herrlicher letzter Tag auf See entschädigte für die Strapazen der letzten Woche. Wie meinte Detlev noch am Funk dazu: wir könnten stolz sein, wie wir LA GITANA konsequent nach Norden geprügelt hätten, um dem Tief erfolgreich auszuweichen. Man hätte ansonsten auch ein paar Grad abfallen und den Kern des Tiefs in Kauf nehmen können. Doch das war uns zu riskant. Schwamm drüber. Unsere Gehirne fangen bereits wieder an, den Törn von „ganz schrecklich und brutal anstrengend“ in „na so fürchterlich war’s doch gar nicht“ umzukategorisieren. Ein großes Wunderwerk, das menschliche Gehirn.

 

Nur mit dem Angeln wollte es nun nicht so richtig klappen und Volker hat ganz traurige Äuglein. Doch dann, als wir schon ganz dicht bei Aneityum sind und das Echolot gerade anfängt von 100m Wassertiefe runterzuzählen macht es „ssssssssssssssssssssssssssssssssss“. Und nochmal! Und nochmal!!! UND NOCHMAL!!!! Ein fetter Brummer muss das sein!!! Und ist es auch: Ein Gelbflossen-Thunfisch von über einem Meter Länge hängt an der Leine. Das macht 2 Kilo Thunfisch in allerbester Sushi-Qualität in LA GITANA’s Kühlschrank. Na bitte, geht doch :-)

 

Nach der Ankunft lassen wir zügig das Dinghy zu Wasser und gehen an Land, um den Polizeiposten zum Einklarieren aufzusuchen. Und siehe, obwohl Samstag ist, hängen vier junge Polizisten in Zivil im Büro rum. Nach ein paar Minuten unschlüssigem Nichtstun bittet uns einer der Burschen, am Schreibtisch gegenüber Platz zu nehmen. Die Unlust am Wochenende jetzt ein paar Papiere auszufüllen, strömt ihm aus jeder Pore.

 

Und wir sind ja nicht das erste Mal in den Inseln. Also reichen wir ihm einen kleinen Finger. „Also wenn es ihm am Wochenende ungelegen kommt, dann könnten wir auch gerne am Montag wiederkommen…“ Ein Strahlen erscheint auf seinem Gesicht. Ah, das wäre aber ganz toll, wenn das für uns ok wäre. Na gerne doch.

 

Wir machen noch einen kleinen Spaziergang durchs Dorf und laufen prompt einem anderen Zivilisten in die Arme. Ob wir die Polizeistation suchen würden? Ähm nein, die hätten wir schon gefunden. Aha, und jetzt seien wir einklariert? Äh, nein. Na dann sollen wir doch bitte mit ihm mitkommen, er sei nämlich der Polizist hier und er wolle die Einklarierung heute machen. Auch gut, uns ist alles Recht.

 

Also zurück in die Polizeistation, wo der „neue“ Polizist eine längere Unterhaltung mit den anderen Polizisten anfängt. Wir verstehen kein Wort außer „German“ „Yacht“ „New Zealand“. Das sind dann wohl wir. Dann bittet uns der „neue“ Polizist im nach draußen zu folgen. Also, das ganze sei jetzt folgendermaßen: Heute sei ja Samstag und wenn er uns am Samstag einklariere, müssen wir leider die Overtime-Gebühr zahlen. Und da wir das doch sicher nicht wollten, wäre es doch vielleicht besser, wenn wir am Montag wiederkämen. Aha, wir hatten uns gerade schon gewundert, wie das jetzt ausgeht, ohne dass einer der beiden Polzisten sein Gesicht verliert. Ziemlich clevere Lösung. Die Polizisten sind jetzt beide „good cops“ und wir haben ein Gefallen erhalten. Unser Schaden soll es nicht sein. Aber irgendwie gefällt uns Vanuatu jetzt schon. So lockere Beamte haben wir seit den Marshallinseln nicht mehr gesehen…

 

Bild des Tages:

Nach acht Tagen auf See immer wieder ein erhebender Moment: Landfall auf einer winzigen Insel irgendwo im Pazifik. Back in Paradise!