Listinus Toplisten



LOGBUCH

Freitag 13. Mai 2011

Ereignisreicher Tag auf See

Unser Standort: Unterwegs von Majuro, Marshall Inseln, nach Lautoka, Fiji

 

Noch zu segeln: 382 sm

Bereits gesegelt: 1.266 sm

Etmal: 147 sm

 

Wow, heute war eine ganze Menge an Bord los. So viel, dass wir schon Mühe haben, uns an alles zu erinnern. Die Aufregung ging gestern unmittelbar nach Sonnenuntergang los, als ein Tölpel bestimmt zwanzigmal versuchte, auf unserem Masttopp zu landen. Aber irgendwie kam er jedesmal mit unserer UKW-Antenne ins Gehege und gab schließlich auf. Anstatt in der absoluten Windstille die Nacht gemütlich auf LA GITANA zu verbringen, musste er nun wohl irgendwo auf dem Wasser sitzend die Nacht verbringen. Vermutlich nicht etwas, was man als Vogel gerne macht. Wer weiß schon, wie viele hungrige Haie unter der Wasseroberfläche lauern.

 

Wesentlich geschickter stellte sich eine kleine Seeschwalbe an. Als es schon beinahe Nacht war, flog sie einmal an und landete auf unserem Bugkorb. Dort putzte sie sich erst einmal ausgiebig, steckte dann ihren Schnabel ins Gefieder und schlief ein. Die sass die ganze Nacht ungerührt vom Geschaukel auf dem Bugkorb. Und als die Morgendämmerung heranbrach, streckte sie ein paar Mal ihre Flügelchen und startete wieder. Woher die Vögel wissen, wo sie nun sind, ist uns ein absolutes Rätsel.

 

Der nächste Aufreger dann um 12:00 Uhr. Wind. WIND! WWWIIIIINNNNDDDDDD!!!! Drei Tage lang haben wir nie mehr als 3 Knoten auf dem Anemometer gesehen und der Motor nagelte uns so langsam den letzten Nerv raus. Und nun war es soweit. Seit bereits einer halben Stunde hatte der Wind auf 10 Knoten aufgefrischt. Zeit, die Segel hochzuziehen und den Diesel abzustellen. Ahh, ist das schön. 72 Stunden am Stück ist unser lieber Perkins gelaufen. Jetzt hat die arme Seele Ruh'.

 

Dachten wir zumindest. Denn nun kam so langsam Rotuma in Sicht und der Wind entschloss sich, sein letztes Lüftlein auszuhauchen. Um 15:00 Uhr standen wir also mit im Schwell flappenden Segeln eine Seemeile vor Rotuma. Kawummm, kawummm, kkkkaaawummmmm. Dann doch lieber das monotone Geräusch von unserem Diesel. Wie lange wird die Flaute wohl noch anhalten? Laut Wettervorhersage sollte es eigentlich heute abend besser werden. Und das muss es langsam auch, denn uns geht der Diesel aus. Uns bleibt noch eine Reserve von 72 Stunden, doch davon werden wir einiges im Windschatten Fijis benötigen. Spätestens heute um Mitternacht müssen wir die Maschine abstellen und uns treiben lassen und auf Wind hoffen. Acht oder neun Knoten würden uns ja schon reichen.

 

So eine ausgedehnte Flaute auf See hatten wir noch nie. Und wir hatten auch nicht damit gerechnet, sonst hätten wir unsere Reservekanister sicher auch mit Diesel gefüllt.

 

Dennoch wollen wir uns nicht beklagen, es geht uns immer noch wesentlich besser als den 6 i-Kiribati, die letzten Samstag als auf See vermisst gemeldet wurden. Noch immer haben wir auf Radio Australia nichts gehört, dass sie gefunden worden wären. Das neuseeländische SAR-Flugzeug vom Typ Orion hat die Suche inzwischen einstellen müssen, da es keinen Sprit in Tarawa gab. Die Jungs sind zweimal vom Suchgebiet westlich von Tarawa nach Port Vila in Vanuatu geflogen, um aufzutanken. Da die Anflugstrecke ins Suchgebiet daher aber sehr lang war, konnten sie kein so grosses Seegebiet absuchen, wie es nötig gewesen wäre. Inzwischen hat die Regierung von Kiribati auch die amerikanische Coast Guard um Unterstützung gebeten. Ohne Erfolg bisher...

 

Bild des Tages:

 

Spiegelglattes Meer - Zeit für einen Sundowner auf dem Vordeck