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Samstag 19. Juli 2014
Unser Standort: An einer Mooring im Yachthafen bei Sam's Tours, Malakal Harbour, Koror, Palau
Heute gab es mal wieder Hafenkino vom feinsten, jedoch eher für die Ohren als für die Augen. Also strenggenommen "Hafenradio". Unsere amerikanischen Nachbarn hatten nämlich bereits seit ein paar Tagen ein neues „Projekt“. Und dieses Projekt heißt „Eddy“. Eddy hier, Eddy da, Eddy rauf und runter, Eddy, Eddy, Eddy. Der arme Kerl, da draußen auf See, seit einer Woche unterwegs und immer noch nicht hier, so viel Wind, so böse Squalls usw. Den ganzen Tag Unterhaltung über Eddy auf der UKW-Funke und abends eine halbe Stunde live mit Eddy am Kurzwellenfunk. Jeder liest Eddy Wetterinformationen vor, interpretiert Gribfiles und Satellitenbilder für ihn, versucht ihm irgendwie zu helfen. Allein, Eddy interessiert das nicht die Bohne.
Das „Problem“ war, dass Eddy letzten Freitag von Yap los ist, als es keinen Wind hatte, dann aber nicht den Motor angeworfen hat, während es noch ruhig war. So hätte er die 260 sm locker in 2-3 Tagen halb segelnd und halb motorend geschafft und wäre Anfang der Woche in Palau angekommen. Lange bevor der aktuelle Taifun Matmo 200 sm nördlich von hier entstand und echt beschissenes Wetter brachte. Stattdessen aber bevorzugte Eddy es, zunächst drei 3 Tage lang rumzudriften und dann immer noch in Sichtweite von Yap zu sein!!!! Einmal driftete er sogar nach Nordwest statt Südwest! Dann kam der Wind - und der kam aus West und Südwest!!!
Mit dem Wind kamen die Squalls, die bis zu 50 Knoten Wind hatten, viel Regen sowieso und die Höhe der Wellen entsprechend steigen ließen. Also alles in allem sehr ungemütlich da draußen. Natürlich hatten wir uns schon die Frage gestellt, warum man bei einem solchen Wetterbericht überhaupt losfährt? Egal, das muss jeder selbst wissen! Eddy war nun unterwegs, er hatte richtiges Mistwetter und bekam immer mehr Probleme mit seinem Schiff. Genua zerfetzt, mit dem Groß stimmte was nicht, die Backbordschot war zerfleddert und fehlte schließlich ganz, die Gangschaltung vom Motor spann plötzlich – Eddy meldete immer mehr Probleme. Wobei ihn das alles ziemlich kalt ließ. Er barg halt einfach die Segel und driftete wieder rum. Diesmal zwar im Sturm und in hohen Wellen, aber was soll's. Hauptsache der Motor wird nicht angeschmissen. Dabei war Eddy inzwischen schon mal auf 60 sm an Palau herangekommen, bevor in der Taifun wieder über 100 sm nach Osten blies. Diese 60 sm hätte er problemlos motoren können, wollte er aber nicht. Auch gut, seine Entscheidung.
Doch unsere Nachbarn sahen das durchaus anders. Eddy's Wohl und Wehe war nun ihr Projekt. So hatten sie jeden Tag immer mehr zu bereden, sich über Eddy's Starrsinn zu wundern, Strategien und Finten auszubaldowern, wie und wo Eddy ziemlich illegal unterkommen könnte, um die horrenden Overtime Fees fürs Einklarieren am Wochenende zu sparen. Es entbrannte eine regelrechter Wettbewerb, wer sich mehr für Eddy einsetzt.
Als Eddy nach einer Woche dann endlich nur noch 20 sm von Koror entfernt war, war natürlich Samstag und damit der Wochenendzuschlag fürs Einklarieren fällig. Also hatte man bereits gestern morgens und abends eine halbe Ewigkeit am Funk darüber diskutiert, wo Eddy ankern könne.
Die amerikanischen Nachbarn hatten allerlei Ankerplätze definiert und durchgegeben, doch alle waren innerhalb der Lagune und damit eigentlich nur erlaubt, wenn man ein Cruising-Permit und ein Rock Island Permit hat. Wir hätten an keinem dieser Orte ankern dürfen. Immerhin kam man irgendwann auf die Idee (durch diverse Hinweise der restlichen Yachten), Eddy zu sagen, dass er sich hier eigentlich nicht verstecken kann, ohne gesehen zu werden und dass es eigentlich seine Pflicht sei, sofort einzuklarieren, wenn er hier ankommt. Man nannte es „unser offizieller Standpunkt ist…“ Könnte ja jemand den Funkverkehr belauschen und unsere amerikanischen Freunde hinterher für Beihilfe zur illegalen Einwanderung bezichtigen.
Eddy hörte sich das alles in Seelenruhe an und fasste dann Entschluss, es auf die allereinfachste Tour zu probieren: Einfach klar sichtbar vor der Hafenmole zu ankern und drauf zu spekulieren, dass sowieso keiner am Wochenende Dienst tut. So macht er im Prinzip nichts Illegales und wenn die Behörden halt am Wochenende nicht in ihrem Büro sind, ist das ja nicht sein Problem. Eddy kam also gegen Mittag in Koror an und rief tatsächlich auf Kanal 16 die Hafenbehörde, die sich natürlich nicht meldete. Es war ja Wochenende. Er ankerte dann im Hafen und rief wieder 2-3 Mal den Hafenmeister, ohne Erfolg. Und wahrscheinlich wäre er mit der Tour durchgekommen und hätte sich den Wochenendzuschlag fürs Einklarieren gespart. Doch dann schaltete sich der „Hafenmeister“ von der Yacht neben uns ein.
Erst versuchte er, Eddy über die Irrungen und Wirrungen der palauischen Mittagspause in Kenntnis zu setzen. Lange Rede am Funk, wenig Inhalt, ziemlich kompliziert alles. Noch besser wurde es, als die anderen Nachbarn die Idee hatten, man sollte doch bei Sam’s jemanden bitten, bei den Behörden ein gutes Wort für Eddy einzulegen, damit er erst am Montag einklarieren kann oder dass er zumindest hierher kommen und bei Sam’s einklarieren kann. Dann könnte ein Boot von Sam’s Eddy abschleppen, der ja Probleme mit der Gangschaltung und damit mit der Geschwindigkeit des Schiffes hat. Gesagt, getan. Ex-US-Millitär nimmt das Unternehmen in die Hand und versucht einen Gnadenaufschub für Eddy zu organisieren. Dummerweise macht er mit seiner Bitte um Ausnahme nun alle Behörden hellhörig. Weitere lange Gespräche über Funk, viele Telefonate und wieder Informationen für alle über Funk. Jetzt sind Immigration und Customs aufgewacht und die Ansage ist klar: Natürlich muss Eddy SOFORT einklarieren! Und zwar am Dock des Hafens und nicht bei Sam’s oder sonst irgendwo. Keine Ausnahme für Eddy! Basta!! Wieder lange Gespräche über Funk…
Doch es gibt kein Pardon, Eddy muss an die Pier zum Klarieren. Am späten Nachmittag endlich hatte es der arme Eddy dann (gegen seinen Willen) geschafft einzuklarieren und war auf dem Weg zum Ankerplatz vor Sam’s Tours. Erneut lange Gespräche am Funk, welche Mooring nun die beste für Eddy sei, bis sich die beiden Skipper verabreden, um Eddy in Empfang zu nehmen und ihm die vorgesehene Mooring zu reichen. Nicht ohne vorher über Funk eventuelle Rettungsmaßnahmen durch alle anwesenden ausländischen Yachten (also auch uns) zu besprechen. Dann stieg man ins Dinghi und dirigierte Eddy über Funk an die richtige Mooring, reichte ihm die Leine und hieß ihn willkommen. Welch ein vollkommener Service!!! Hut ab für so viel Hilfsbereitschaft. Wahrscheinlich hätte es Eddy ohne ihre Hilfe nie bis ins Mooringfeld geschafft. Vielleicht hätte er aber auch einfach nicht einklarieren müssen und hätte viel Geld gespart. Ein echter Schildbürgerstreich und Bärendienst…
Bild des Tages:
Eddys Yacht "Helena" sicher an der Mooring bei Sam's Tours. Die verwaiste Helena war lange Monate Liegeplatznachbar von LA GITANA in der Vuda Point Marina in Fidschi. Eddy haben wir allerdings nur einmal kurz in Anatom getroffen. Aber das ändert sich nun ja bald…