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Montag 30. Dezember 2013

Schrei nach Hilfe

Unser Standort: Vor Anker vor dem Dorf Bosoria, Nuguria Atoll, Papua Neuguinea

 

Blickt man am frühen Nachmittag vom Schiff aus auf die kleine Insel, auf der Bosoria liegt, wird deutlich, wie prekär die Lage der kleinen Inselstaaten und Atolle bereits ist. Am Nachmittag ist nämlich Hochwasser und aufgrund der Jahreszeit auch noch ein besonders hohes, eine sogenannte „King Tide“. Ringsum schwappt das Meer und leckt an den primitiven Schutzwällen und an der Vegetation. Es sieht wirklich aus, als würde das Inselchen mit dem Dorf, allen Hütten und Bewohnern gleich im Meer verschwinden, so hoch steht das Wasser. Bis zum Hals sozusagen.

 

Es ist Zufall, dass wir gerade beim höchsten Wasserstand Tekahu sowie den Chairman Teka mit Frau und den Kindern Oscilla und Susanna vom Strand beziehungsweise von dort, wo bei normalen Wasserständen der Strand wäre, abholen. So bekommen wir direkt mit, wie sich das Meer langsam aber stetig in eine große Senke auf der Insel ergießt. Ein Teil von Nuguria geht bereits unter.

 

An Bord erläutert uns Teka, wo sie mit den Anpassungen an die steigenden Wasserstände stehen: Nirgendwo! Die Familien, deren Häuser direkt am Wasser stehen, haben zwar bereits kleine Schutzdämme aus Maschendraht und Abfall sowie Korallenschutt gebaut, um die schlimmsten Hochwasser ein wenig einzudämmen. Die Führung von Nuguria wie auch von den anderen zu PNG gehörenden Atollen wünscht sich allerdings, dass sich einmal Ingenieure die Situation vor Ort anschauen und Pläne erarbeiten, wie die Erosion durch professionelle und dauerhafte Schutzwälle oder ähnliches gestoppt werden kann.

 

Bisher wartet man jedoch vergeblich darauf, dass wenigstens eine Bestandsaufnahme der Situation erfolgt. Von tatkräftiger Unterstützung oder finanzieller Hilfe können die Atollbewohner sowieso nur träumen. Immerhin: Im Rahmen der zahlreichen „Climate Change Awareness Programme“ geben die Vereinten Nationen, EU und weitere NGOs jede Menge Geld aus, um den Menschen zu erklären, dass sie aufgrund des Klimawandels nicht mehr lange auf ihren Atollen leben werden können. Zumindest kann man sich so nicht vorwerfen, die Menschen im Dunkeln gelassen zu haben. Im Regen lässt man sie aber schon stehen.

 

Auch hier hören wir wieder die Beschwerde, dass es doch möglich sein muss, ihnen zu helfen, wenn vor der Küste Dubais ganze künstliche Inseln ins Meer gebaut werden. Doch da wird Geld verdient und hier gibt es nichts (mehr) zu holen. Also interessiert sich keiner, aber wirklich gar keiner für das Schicksal der wahrscheinlich ersten Klimaflüchtlinge der Welt. So einfach ist das. Ohne Geld kannst du absaufen, die Welt interessiert sich nicht dafür, ob dir das Wasser bis zum Halse steht. Aber wehe, wenn in China ein offizieller Reissack Blähungen bekommt. Da springt sofort die gesamte Weltwirtschaft zu Hilfe und verabreicht Magentropfen, damit nur ja nicht ein wichtiger Exportmarkt flöten geht.

 

Bild des Tages:

So sieht es aus, wenn auf einem Atoll die „Deiche“ brechen. Nur dass hier das Meer nicht irgendwann versiegt, wenn die Regenfälle nachlassen. Der Nachschub an Fluten ist unendlich…