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Dienstag 03. März 2015

Am Ursprung der Arten

Unser Standort: Zwischen Felsen vertäut in der Nähe von "The Passage", Kabui Bay, Raja Ampat, Indonesien

 

Als letztes großes Highlight steht noch "The Passage" aus. Ein enger Kanal zwischen den Inseln Gam und Waigeo, durch die in Abhängigkeit der Gezeit Unmengen Wasser mal in die eine, dann in die andere Richtung gepresst werden. Links und rechts ragen senkrecht blendend-weiße Kalksteinfelswände in die Höhe, in jeder Nische krallt sich ein Strauch, ein Busch, ein Bäumchen fest. Es ist noch nicht einmal zweihundert Jahre her, dass der Naturforscher und Evolutionstheoretiker Alfred Russel Wallace durch diesen Kanal fuhr, um die Flora und Fauna von Neuguinea zu erkunden, und von den Eindrücken überwältigt war. Auf den ersten Blick scheint sich seitdem nichts verändert zu haben. Willkommen im Jurassic Park.

 

Wir vertäuen LA GITANA in inzwischen altbewährter Manier zwischen ein paar Felsinseln, wo es zum Ankern viel zu eng wäre und lassen die Landschaft auf uns wirken. Schön ist es hier, so ganz anders als wir es oft auf unseren geliebten Atollen hatten. Kakadus und Papageien fliegen kreischend von links nach rechts, vom Tukan hört man das rauschende und ächzende Gefieder, bevor man den ungelenken Flieger am Himmel sieht. Irgendwelche Tiere pfeifen und singen im undurchdringlichen Busch. Sind das nun Vögel, Insekten oder gar Frösche? Oder alle auf einmal?!

 

Irgendwie ist es recht schade, dass das Land hier so unzugänglich ist, sonst könnte man sicher auch in der Fauna oberhalb der Wasseroberfläche schwelgen. Doch auch hier sind die im Lauf der Äonen ausgewaschenen Felsen so scharfkantig, dass man keinen Fuß draufsetzen kann.

 

Also tauchen wir ab. Wieder einmal. Und lassen uns durch "The Passage" treiben. Einmal, zweimal. Obwohl das Wasser sehr trüb ist, bekommen wir mehrere riesige Büffelkopfpapageienfische, einen Napoleonfisch sowie einige Monsterbarrakudas zu Gesicht. Drei Schildkröten nehmen hektisch Reißaus, als sie uns sehen. Auch die Querstreifenstachelmakrelen lassen uns nicht wirklich nahe kommen. Ganz offensichtlich wird hier reichlich gespeert, so scheu wie die Fische sind.

 

Highlight des Tages sind aber einige gestreifte Schützenfische, denen wir bei der Jagd zuschauen dürfen. Diese eigentlich recht unscheinbaren Fische lauern direkt unter der Wasseroberfläche und schießen dann einen kurzen Wasserstrahl ins über ihnen hängende Gebüsch, um so Insekten ins Wasser zu befördern, die sie dann fressen. Es ist überwältigend, wie hoch und genau die Schützenfische "spucken" können. Der Wasserstrahl geht bestimmt eineinhalb Meter in die Höhe und trifft sehr regelmäßig Blätter, auf denen Insekten sitzen. Wunderwelt Natur! Und ein spektakuläres Beispiel, wie die Evolution hochspezialisierte Tiere hervorgebracht hat, die in einer ganz engen Nische leben.

 

Bild des Tages:

Nach den ganzen Unterwasserfotos mal wieder einen kleinen Eindruck, wie schön es hier auch über Wasser ist.