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Dienstag 16. November 2010

Allein zuhause

Unser Standort: Vor Anker hinter dem Motu Kumaru, Maloelap Atoll, Marshall Inseln

 

Die Segelbedingungen sind so gut, dass wir schon um Mitternacht die Südostspitze von Aur, dem nächsten Atoll erreichen. Schon aus 15sm Entfernung waren die Motus klar auf dem Radar zu erkennen und jetzt, im Schein eines hellen Halbmondes, können wir die Inselchen recht deutlich in einem Abstand von 3sm erkennen. Wir segeln die Luvküste von Aur entlang, um später abzufallen und in den Kanal zwischen Aur und Maloelap abzubiegen.

 

Ohne Radar oder GPS wäre es auf keinen Fall möglich, so dicht in Luv eines Atolls entlang zu segeln. Doch mit Hilfe des Radars können wir verifizieren, dass die Seekarte recht gut stimmt und auch unseren Abstand von den Riffen kontrollieren. Drei Stunden später reffen wir die Segel weiter, nehmen gar die Genua ganz weg, da wir einfach zu schnell sind. Wenn wir nicht langsamer werden, stehen wir weit vor Sonnenaufgang vor dem Südpass von Maloelap.

 

Doch der Wind meint es gut mit uns und lässt weiter nach. Dank gereffeter Segel, nur noch 11kn Wind und einem halben Knoten Strom, der uns in der Passage zwischen Aur und Maloelap entgegenläuft, reduziert sich unsere Fahrt über Grund auf nur noch 2,5kn, was perfekt passt, um im ersten Büchsenlicht vor dem Pass von Maloelap zu stehen. Und der erscheint auf den ersten Blick recht spannend. In der Seekarte ist nämlich ein kleines Inselchen knapp südöstlich des Passes verzeichnet. Doch auf dem Radar sehen wir nichts. Und auch nach Sonnenaufgang ist keine Spur von dem Inselchen. Es muss irgendwann einmal weggewaschen worden sein!

 

So bleibt uns nichts anderes übrig, als bis auf eine halbe Seemeile an das komplett überspülte Riff heranzusegeln. So nahe, dass wir das türkisgrüne Wasser erkennen können. Dann geht es entlang des Riffs nach Nordwesten, bis wir einen schmalen tiefblauen Streifen erkennen können, der das Hellgrün des Riffs durchbricht. Da ist er, das muss er sein, der Pass! Die Seekarte stimmt nun gar nicht mehr so genau, aber wir sind uns sicher.

 

Langsam, vorsichtig schieben wir uns um 07:00 Uhr morgens, nur eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang in die Rifföffnung. Michaela steht am Bug, Volker hat den Blick aufs Echolot geheftet. Doch der Pass ist tief, 42 Meter im Durchschnitt, und es gibt keine Korallenköpfe. Schließlich sind wir drin in der Lagune von Maloelap, die so groß ist wie der Bodensee. Wir nehmen Kurs auf die Ostseite des Atolls, um uns einen einsamen Ankerplatz hinter einem Motu zu suchen. Zwar müssen wir uns beim Bürgermeister auf Maloelap melden, unseren Cruising Permit vorzeigen und die "Besuchsgebühr" von USD 25 bezahlen, doch das kann noch ein paar Tage warten. Zunächst wollen wir ein paar Tage Ruhe und Einsamkeit geniessen.

 

Als der Anker schließlich auf 24 Meter Wassertiefe fällt, sind wir augenblicklich verzaubert. Vor uns liegt ein kleines Motu mit windzerzausten Palmen und einem weissen Sandstrand. Das Wasser ist so klar, dass wir von Bord aus den Anker in 24m Tiefe liegen und die Fische um die vereinzelten Korallenblöcke herum schwimmen sehen können. Wann hatten wir das letzte Mal so klares Wasser? Es muss eine Ewigkeit her sein, denn es fällt uns nicht ein. Wahrscheinlich war das vor knapp 4 Jahren in den Tuamotus. Wir sind alleine, weit und breit keine andere Yacht, keine Menschenseele. Das Abenteuer Marshall Inseln fängt gut an, so richtig nach unserem Geschmack...

 

Bild des Tages:

 

Einfahrt in den Südpass von Maloelap. Alles ist friedlich und die Passage recht einfach. Doch was, wenn hier der Nordostpassat mit voller Stärke bläst?