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Montag 23. Januar 2006

Versöhnung mit Rekord

Unser Standort: Tag 12 auf See/ noch 405sm bis St. Martin

Auf der Homepage auch die beiden Links mit Positionsreportern beachten

 

An unseren letzten Tagen der Überfahrt möchte sich der Atlantik anscheinend doch noch einmal mit uns versöhnen. Nachdem wir auf mindestens drei Viertel der Strecke arg von hohen Kreuzseen gebeutelt wurden und auch der Passat wesentlich stärker als üblich pfiff, normalisieren sich kurz vor dem Landfall nun die Bedingungen. Wir haben zwar immer noch eine hohe See, aber nun nur mehr aus einer Richtung, was die Sache wesentlich erträglicher macht. Und der Wind ist nach wie vor stark mit 6 bis 7 Beaufort. Wir haben uns und LA GITANA inzwischen aber daran gewöhnt. Und da nun der Landfall naht, geben wir so richtig Gas.

 

Insbesondere gestern war das erklärte Ziel, wenigstens einmal auf der Überfahrt ein Etmal von 180sm oder mehr hinzulegen. Und es ist uns tatsächlich gelungen! 181 sm in 24 Stunden!! Und das ohne allzu viel Stress. Wir sind stolz auf unsere alte Lady. Denn wenn man bedenkt, dass die Rumpfgeschwindigkeit von LA GITANA 8,0kn ist, dann ist eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 7,5kn über 24 Stunden wirklich fantastisch. Und das, ohne dass sich das Ganze irgendwie anfühlt, als würden wir am Limit segeln. Weiter so. Und auch heute sieht es so aus, als würden wir nochmal die 180sm knacken.

 

Das Ganze konnten wir heute unter einem nahezu wolkenlosen Himmel geniessen. Sofort schossen die Temperaturen in die Höhe und wir verbrachten einen Großteil des Tages lesend und dösend in der Sonne. Ach, tut das gut. So oder so ähnlich hätte es von uns aus, auch auf der ganzen Überfahrt sein können.

 

Zur Feier des schönen Tages und des tollen Etmals gönnen wir uns heute abend mal einen Sundowner aus unserer Bordbar. Lediglich die Sonne möchte uns dazu keinen dramatischen Sonnenuntergang spendieren. Sie verschwindet völlig unspektakulär hinter den am Abend aufziehenden Wolken im Westen

 

+++ RUBRIK: Was macht man so auf dem Atlantik? +++

+++ HEUTE: Squalls aussegeln

 

Nach allem, was wir so an Erfahrungsberichten von Atlantiküberquerungen gelesen hatten, sind Squalls die unangenehmste Wettererscheinung auf der Passatroute. Squalls sind so etwas ähnliches wie Gewitter, nur ohne Blitz und Donner. Dafür mit jeder Menge Wind und Regen. Squalls ziehen am liebsten in der Dunkelheit der Nacht herauf. Sobald sich achteraus keine Sterne mehr blicken lassen, ist klar: Jetzt geht's bald wieder los. Und dann kommt von einer Sekunde zur nächsten Starkwind mit 7 bis 8 Beaufort herangefegt. Dicht gefolgt von einem Platzregen. Das ganze dauert dann circa eine Viertel Stunde. Danach funkeln die Sterne wieder völlig unschuldig vom Himmel. Wind? Viel Wind sogar? Nein, wir haben nichts gesehen.

 

Als Segler heißt es daher, immer gut den Himmel beobachten. Manche fahren aufgrund der Squalls sogar die ganze Zeit unter Radar, denn auf dem Radar sind diese lokal eng begrenzten Wettererscheinungen gut zu erkennen. Und wen nein Squall aufzieht, gilt es schleunigst zu reffen. Vor allem dann, wenn man unter den normalen Passatwinden von um die 15kn unterwegs ist. Denn dann ist ein Anstieg des Windes auf teilweise mehr als das doppelte von der gesetzten Segelfläche kaum zu bewältigen.

 

Wir haben allerdings festgestellt, dass Squalls auch Gerechtigkeit walten lassen. Denn sie bringen zum Glück keine relative Erhöhung der üblichen Windgeschwindigkeit, sondern sie liefern ihre 30-35, in Spitzen auch mal 40kn unabhängig davon ab, wieviel Wind gerade vorher war. So sind die Squalls weniger schlimm für so arme Segler wie uns, die sich bereits tagelang durch einen verstärkten Passat haben kämpfen müssen. Da wir ohnehin ständig zwischen 25 und 30kn Wind hatten, fiel uns die Auffrischung auf 35kn manchmal kaum auf. Dennoch refften wir jedesmal sicherheitshalber ein wenig des Passatsegels weg. Zum Glück geht das auf LA GITANA ohne großen Aufwand und kann von einer Person erledigt werden. Einfach die beiden Schoten ein wenig fieren, das Segel etwas einrollen. Fertig.

 

Heute Nacht durften wir dann aber doch nochmal miterleben, wie unangenehm ein Squall unter normalen Passatbedingungen sein kann. Wir zogen gerade unter fast vollständig ausgerolltem Passatsegel - immerhin 100qm - bei 17-22 kn Wind dahin, als uns ein besonders starker Squall mit 38kn von hinten überfiel. Da heißt es dann schon schnell reagieren, bevor es Bruch gibt oder das Schiff aus dem Ruder läuft.

 

+++ RUBRIK ENDE +++

 

Bilder des Tages:

- Der Sundowner wird auf LA GITANA vom Skipper höchstpersönlich gemixt

- 8 kn Rauschefahrt bei herrlichem Sonnenschein

- Noch scheint die Sonne hinter dem Passatsegel. Zum Sonnenuntergang verkriecht sie sich leider hinter Wolken.