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Samstag 12. Januar 2008
Unser Standort: Vor Anker in Taiohae, Nuku Hiva, Marquesas, Französisch Polynesien
Was soll man zur Großherzigkeit der Menschen hier auf den Marquesas nur sagen? Vielleicht am besten gar nichts, dann werden sie nicht ausgenutzt. Vielleicht sollte man dieses Geben und Nehmen aber gerade publik machen; als Referenz, wie man mit Gütern auch umgehen kann.
Bevor wir uns für mindestens drei Monate in die Einsamkeit verabschieden, waren wir heute Abend im Keikahanui Pearl Beach Resort zum Abendessen. Die Speisekarte hatte uns letzte Woche extrem angemacht und heute wurden wir von den tatsächlichen servierten Speisen keinesfalls enttäuscht. Solange der Koch - ein Südfranzose - noch hier ist, können wir das Keikahanui Resort als eines der Restaurants in Französisch Polynesien, das das beste Preis-Leistungs-Verhältnis hat. Von Hirsch-Rücken über Lammkotelettes zu Marquesianischem Ziegenbraten und Mahi-Mahi gibt es alles, was das Herz begehrt. Alles perfekt zubereitet, wunderschön angerichtet und super nett serviert. Ein echter Glücksfall!!
Aber das ist ja eigentlich nicht die Geschichte, die wir erzählen wollten. Diese Geschichte geht so: Wir reden mit unserer Bedienung über dies und das und auch darüber, dass wir morgen Richtung Kiribati auslaufen werden. Da steht plötzlich die Rezeptionistin bei uns am Tisch. "Sie sind Segler und fahren morgen?" Wir bestätigen dies. "Ich habe eine Bananenstaude, die für uns zu schnell reif wird. Ich würde sie ihnen gerne für die Reise mitgeben, bevor ich sie an die Schweine verfüttere." Uns fällt beinahe die Gabel aus der Hand. Überall, aber nicht im doch recht luxuriösen Pearl Beach Resort hätten wir das erwartet. Wir freuen uns natürlich unglaublich über das überaus nette Angebot. Die Rezeptionistin macht sich schnurstracks auf den Weg, die Bananenstaude mit dem Pick Up zu holen.
Als wir schließlich zahlen und uns zum Gehen wenden, erinnert uns die Rezeptionistin nochmals daran, unsere Bananenstauden (wieso eigentlich Plural?) ja nicht im Pick Up zu vergessen. Wenn wir wollten, könnte sie uns auch gerne die paar hundert Meter zum Dinghy fahren! Nein, nein, das geht schon lehnen wir dankend ab und machen uns auf den Weg. Im Pick Up finden wir dann ZWEI riesige Bananenstauden - bestimmt 30kg in Summe und mehr als 200 Bananen!! Meine Güte, wo sollen wir damit hin. Da können wir morgen nochmal ein paar davon an andere Segler verschenken. Und das ist die Geschichte von der sprichwörtlichen Großzügigkeit der Marquesianer.
Wir versuchen, uns zumindest im Kleinen für die Großherzigkeit zu revanchieren. Die Kellnerin erzählte uns nämlich, dass sie einen 10 Monate alten Sohn hat. Wie wir wissen, ist das Warenangebot aufgrund der verspäteten Ankunft der Aranui im Moment sehr knapp. Und auch die Bedienung erzählt uns, dass sie derzeit kein Milchpulver für ihren Sohn kaufen kann. Wir bieten ihr Milchpulver an, das wir an Bord haben. Leider ist es aber nicht das Richtige, dennoch freut sie sich riesig über unser Angebot. So muß doch eigentlich die Welt laufen. Jeder gibt, was er hat und gibt das gerne. Vielleicht (nein, nicht vielleicht)! Wir sollten da alle mal darüber nachdenken!!
Bild des Tages:
Große Augen machen Tikis mächtig - wie schön wäre es, wenn dieser Tiki über unsere Reise nach Canton wachen würde.