Hier berichten wir Euch täglich von unserer Weltumseglung!
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- Unsere aktuelle Position und bisherige Route über Shiptrak
Dienstag 03. Januar 2006
Unser Standort: 370 sm südsüdwestlich von Gran Canaria - Tag 3 auf See/ noch 2.425sm
Auf der Homepage auch die beiden Links mit Positionsreportern beachten
Volker hat sich immer die Frage gestellt, ob er mitten auf dem Atlantik bei Flaute, großer Hitze und angenehmer Wassertemparatur wohl zum Vergnügen schwimmen gehen würde. So ein bißchen komisch ist es nämlich schon, über 5.000m Wassertiefe ohne Landsicht rumzuschwimmen. Wer weiß, was da alles an hungrigen Fischen rumschwimmt??
Diese Frage konnten wir heute zwar nicht beantworten. Dafür wissen wir nun aber, dass Volker ins Wasser geht, wenn es sein muß. Denn das war heute der Fall. Nach der morgendlichen Funkrunde mit der Morgi, bei der wir das Poltern unserer Schraube nochmal diskutiert haben, soll nun also ein Inspektionstauchgang erfolgen.
Wir bergen den Booster und drehen LA GITANA unter Groß und Fock bei, so dass sie möglichst ruhig liegt und wenig Fahrt macht. Zwei Sicherheitsleinen werden ausgebracht und dann schwingt sich Volker ins 21° kühle Nass. Huhu - ganz schön unheimlich. Le Grand Bleu ringsum. Und Volker ist wirklich nicht alleine im Wasser. Um ihn herum sieht er tausende Medusen am Rumpf entlang driften. Wo die wohl alle hinwollen? Und verursachen die nachts das Meeresleuchten?? Und wer frißt die??? Sicher irgend etwas größeres!!! Schnell machen!!!!
Was wir allerdings nicht sehen können, ist irgendein offensichtliches Problem mit der Schraube. Alle Flügel sind dran. Der Bewuchs ist in Ordnung. Kein Fischernetz. Die Schraube sitzt fest auf der Welle und diese ohne erkenntliches Spiel im Lager. Hier ist also kein Problem. Na dann nix wie raus aus dem Wasser. War auch anstrengend genug, denn selbst beigedreht macht LA GITANA noch 1-2kn Fahrt.
Anschließend nehmen wir alle Schrauben und Muttern am Antriebsstrang unter die Lupe und ziehen sie alle nach. Aber auch hier ist kein offensichtliches Problem zu erkennen. Wenn das so ist, dann ist es vielleicht doch eine Eigenfrequenzschwingung, die irgendwie mit der Rumpfgeschwindigkeit, dem Wasserdruck, Kavitation etc. in Verbindung steht. Wir werden mal schauen, wie sich das so entwickelt.
Nach nur 2 Stunden setzen wir dann wieder Segel und ziehen weiter unsere Bahn Richtung Südsüdwest. Das Poltern der Schraube ist zwar nicht weg, aber wir haben den Eindruck, dass es etwas weniger geworden ist. Michaela macht mal wieder Akrobatik in der Kombüse. Es lohnt sich aber, denn sie zaubert ihrem Skipper einen zauberhaften Lunch sowie ein ausgezeichnetes Abendessen.
Trotz der zweistündigen Schwimm- und Reparatur-Unterbrechung sind wir auch heute wieder gut vorangekommen und haben ein Etmal von immerhin noch 127sm hingelegt. So darf's weiter gehen.
+++ RUBRIK: Was macht man so auf dem Atlantik? +++
+++ Heute: Wache gehen
Wir sind natürlich nicht verantwortungslos und überlassen LA GITANA in der Nacht sich selbst. Wie es sich für brave Segler gehört, gehen wir die Nacht über ein Wachsystem. Tagsüber ist dann sowieso immer einer wach, auch wenn sich der andere mal zum Schlaf nachholen hinlegt.
Die Wache hat die Aufgabe, den Kurs, das Wetter, die Segelstellung und andere Schiffe zu beobachten. Wir sind mit einem 12-Stunden Wachsystem gestartet, das von 18:00 Uhr bis 06:00 Uhr Bordzeit ging. Alle drei Stunden ist ein anderer mit Wache gehen dran und die Freiwache darf (bzw. muß) sich in die Koje legen, um zu schlafen. Die vier mal drei Stunden Wache erlauben jedem von uns (zumindest theoretisch) 6 Stunden Schlaf pro Nacht). Praktisch ist es aber deutlich weniger. Zum einen haben wir uns an das Geschaukel noch nicht so richtig gewöhnt, so dass wir relativ schlecht schlafen. Zum anderen wird die Freiwache geweckt, sobald es an Deck etwas zu tun gibt wie z.B. Segelmanöver, Angel einholen, ausgerauschte Schot einholen etc.
Heute Nacht haben wir die Wachzeit auf 19:00 Uhr bis 07:00 Uhr Bordzeit geändert, da wir um 18:00 Uhr schlecht einschlafen und um 06:00 Uhr immer noch müde sind. Mal schauen, ob das jetzt dann besser geht.
Etwas Schlaf finden wir übrigens auch während der Wache. Dank eines idiotensicheren Systems mit Hilfe eines Küchenweckers, den wir auf 15 Minuten einstellen, kann sich der Wachgänger auch hinlegen, dösen und nach 15 Minuten wieder eine Inspektion an Deck mit Rundumblick machen. Das reicht, um in der Nacht einen uns direkt entgegen kommenden Tanker noch rechtzeitig vor einem möglichen Zusammenstoß zu sehen. Leider hat das System den Fool-Prove-Test heute in der Früh nicht bestanden, als Volker den Wecker überhörte und gemütlich eine Stunde schläft. Aber wie heißt es immer so schön - menschliches Versagen, legt auch das beste System lahm.
+++ RUBRIK ENDE +++
Bild des Tages:
Volker im Motorraum, um die Schrauben an der Wellenanlage nachzuziehen