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Freitag 04. Januar 2008

Invasion

Unser Standort: Vor Anker in Taiohae, Nuku Hiva, Marquesas, Französisch Polynesien

 

Jeder Weltumsegler kennt die Probleme, dass man ungewollt Haustiere an Bord hat. Das Spektrum reicht dabei von Kakerlaken über Rüsselkäfer bis zum wohl Schlimmsten - Ratten an Bord. Und wunderbar, jetzt sind wir an der Reihe. Über zwei Jahre blieben wir verschont, aber seit ein paar Wochen finden wir im Schiff vermehrt kleine braune Käferchen mit einem kleinen Rüssel. Wir wussten zwar nicht genau, was das für unermüdliche Krabbeltierchen sind, aber wir befürchteten bereits, dass wir eine kleine Weevils-Invasion haben.

 

Wir nennen die Dinger jetzt einfach mal Weevils. Das klingt sympathischer und ist der englische Name, den jeder Langfahrtsegler kennt, für den Kornwurm: Einen bräunlichen Rüsselkäfer, der wahnsinnig gerne alles Getreide wie Weizen, Mais, Roggen und Reis befällt aber auch vor Keksen und Nudeln nicht Halt macht. Der weibliche Käfer, selbst nur so groß wie ein Weizenkorn, legt seine Eier in ganzen Getreidekörnern ab, in denen die Larve dann gemütlich und mit aller Nahrung versorgt heranwächst. "Nur" bis zu 400 Eier kann so ein weiblicher Weevil recht zügig legen. Damit erfolgt die Ausbreitung dieser Mistviecher natürlich exponentiell, wenn Du Dir mal welche eingefangen hast.

 

So weit so gut, heute mussten wir nun also die Hauptquelle der Seuche suchen und auch finden. Und schon im zweiten Schapp werden wir fündig: Die Krabbelkäfer haben es sich in unseren Nudelvorräten gemütlich gemacht. Als wir das Schapp öffnen und ausräumen laufen Hundertschaften brauner Insekten durch die Gegend. Allerdings mögen die Weevils anscheinend nicht jede Nudel. Spaghetti scheinen zum Legen nicht besonders beliebt zu sein und auch feine Vermicelli wiesen keinen Befall auf. Bei den Fusili hat's nur eine Packung erwischt, dafür stehen die Weevils total auf alle breiten und dicken Nudeln - Weibchen eben. Sämtliche Penne, Rigatoni, Farfalle und vor allem die Tagliatelle müssen wir zum Müll tragen. Besonders beliebt sind auch Barilla-Nudeln in der Pappschachtel, während die Buitonis etc. in den Plastiksäckchen deutlich weniger Befall zeigen. Dennoch: In jeder einzelnen Nudel wachsen mehrere, gut von aussen sichtbare Larven heran. In Summe erleichtern wir LA GITANA heute um 7kg Pasta. Ekelhaft! Und dabei gibt es Segler, die das überhaupt nicht stört. Bevor sie befallene Nudeln wegschmeissen, essen sie sie lieber weiter mit dem zusätzlichen Protein. Wunderbar, da muß man dann schon keine Corned Beef Dose dazu aufmachen. Igitt!

 

Für heute reicht's uns erstmal und wir gehen mit Laetitia, Hervé und ihren beiden Töchtern zur Happy Hour ins Keikahanui Inn Pearl Resort. Bei Cocktails zum halben Preis, günstiger Pizza und einer traumhaften Aussicht auf unsere Ankerbucht entwickeln sich rasch rasante Gespräche und der Schaden ist Gottseidank schnell vergessen. Für heute zumindest, denn wir müssen noch in ein paar weiteren Schapps nachschauen, in denen wir auch noch Nudeln und Kekse versteckt haben. Aber die Hauptquelle dürften wir heute gefunden haben.

 

Bilder des Tages:

- An dieser Fusili ist die Larve (leicht weiß) des Weevils recht gut zu erkennen. Von den stark befallenen Nudeln haben wir uns nicht getraut, sie zu öffnen und ein Foto zu machen. Wir hatten Angst, von einer braunen Welle Rüsselkäfer überrannt zu werden - Ein Kornwurm, auf englisch Weevil. Nur 4mm lang aber eine große Pest auf Segelschiffen - und auch in Getreidespeichern etc. auf der ganzen Welt. Die Weevils können ganze Silos befallen und alles Getreide ungeniessbar machen