Hier berichten wir Euch täglich von unserer Weltumseglung!
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Mittwoch 14. November 2012
Unser Standort: Unterwegs von Fiji nach Opua, Neuseeland - Tag 4
Noch zu segeln: 723sm
Bereits zurueckgelegt: 382sm
Etmal: mickrige 85sm
Irgendein schlauer Kopf praegte mal den Satz „Nichts ist bestaendiger als der Wandel“. War wahrscheinlich ein Segler. Denn wenn ich mir gerade noch einmal die Zeilen von gestern durchlese, faellt es mir schwer, mich zu erinnern, wann das gewesen sein soll. Gestern? Das fuehlt sich eher an wie AEonen!! Aber Wandel hat es gegeben. Und zwar definitiv.
Kurz nachdem das gestrige Logbuch geschrieben und verschickt war, ging’s los. Ploetzlich war die Fahrt aus dem Schiff draussen und LA GITANA hackte und stampfte ganz unangenehm in die Welle. Vorbei war’s mit der gemuetlichen Blauwasserreise. Irgendetwas stimmte nicht. Irgendetwas bremste unsere Fahrt von bisher durchschnittlich 5,5 bis 6kn auf jetzt 3kn ab. Daher auch das fuer unsere Verhaeltnisse mickrige Etmal.
Eine Geschichte ging uns sofort durch den Kopf, von einem Einhandsegler auf der Fahrt nach Neuseeland. Von ihm wird kolportiert, dass er zu einem bestimmten Zeitpunkt urploetzlich fast saemtliche Fahrt aus dem Schiff verloren hat. Nur noch im Schneckentempo ging es voran, egal ob unter Segel oder unter Motor. Das ging ein paar Tage so. Andere Segler ueberholten ihn und er wusste nicht weshalb. Ein Fischernetz, in dem er sich verfangen haette, konnte er nicht erkennen. Dann ploetzlich war der Spuk vorbei, seine Yacht beschleunigte wieder auf normale Geschwindigkeiten und der Vorfall ging in Vergessenheit. Solange, bis die Yacht fuer neues Antifouling an Land gestellt wurde. Da entdeckte man ueberall am Rumpf die suppentellergrossen Abdruecke von den Saugnaepfen eines Riesenkalmars, eines Monster-Tintenfisches aus der Tiefsee. Der hat anscheinend die Yacht mit einem seiner Lieblingsfeinde, einem Pottwal verwechselt und sich daran festgehalten. Super, Kalamari fritti fuer alle, grinsten wir, als wir die Geschichte hoerten. So was passiert immer nur Einhandseglern.
Und jetzt haben wir selber einen Riesenkalmar. Oder wie anders ist es zu erklaeren, dass wir kaum mehr vorankommen?
Der noch nuechterne und weniger zum Seemannsgarn in uns neigende Teil wuerde jetzt sagen „Strom gegenan?!“. Und liegt damit wahrscheinlich goldrichtig. Unser Riesenkalmar spuelt uns Wassermassen aus Suedost mit einer Geschwindigkeit von 1,5kn gegenan. Huebsch, eine natuerliche Gegenstromanlage fuer Yachten. Dumm nur, dass die betroffene Crew auf LA GITANA ziemlich ko... Die Welle ist steil, unangenehm und laeuft voellig wirr durcheinander. LA GITANA bockt entsprechend und unsere Maegen fahren wieder Achterbahn. Hoehe laufen, kennen wir seitdem nur noch vom Hoerensagen. Fuer uns kommt der Wind urploetzlich genau aus Sued und wir zielen um 65 Grad (!!!) am Ziel vorbei. Das Ganze fuehlt sich an, als waere ein Treibanker uebers Heck ausgebracht, als wuerde man durch Gelatine segeln.
Dabei moegen wir Gelatine gar nicht, noch nicht einmal auf dem Obstkuchen, den wir jetzt gerne haetten. Und auf den muessen wir jetzt auch noch deutlich laenger verzichten, so schlecht kommen wir voran. Grrrr!
Bild des Tages:
Als kleine Entschaedigung fuer den entgangenen Riesenkalmar gab’s heute Morgen eine knapp 90%-ige Sonnenfinsternis zu sehen. Hat man auch nicht alle Tage auf See.