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LOGBUCH

Sonntag 01. Dezember 2013

Je später der Abend…

Unser Standort: Vor Anker in der Südbucht von Masamasa Island, Shortlands, Salomoninseln

 

Irgendwie ist uns gestern Nacht noch ein wenig die gute Laune verdorben worden und wir haben heute Knall auf Fall unseren Traumankerplatz mit Krokodilanschluss verlassen.

 

Gerade als wir gestern Nachmittag ankerten fuhr ein kleines Motorboot mit vier jungen Männer drin an uns vorbei Richtung Süden. Sie machten extra eine große Kurve weg von ihrem eigentlichen Kurs, um nahe an uns vorbeizufahren. An sich nichts ungewöhnliches, die Locals machen eben auch gerne Sightseeing. Und eine Yacht ist hier immer eine Attraktion.

 

Nachdem wir dann zum Abendessen unsere Riesenportion Spaghetti Vongole verdrückt hatten und etwas faul und müde im Cockpit saßen, hörten wir erneut einen Außenborder, der eindeutig auf uns zukam. Gleich mal raus mit dem großen Scheinwerfer und nachgeschaut. Und natürlich kam da ein Motorboot in schwärzester Nacht auf uns zu, leuchtete uns an und ging längsseits. Es waren die vier Jungs vom Nachmittag, allerdings waren sie jetzt so was von vollgesoffen, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnten. Im Boot verstreut lagen bestimmt fünfzig Solbrew Dosen. Alle leer!

 

Dummerweise werden nun ja viele Menschen aggressiv und verlieren alle Hemmungen, wenn sie über Gebühr gesoffen haben. Der Begriff, sich Mut antrinken, kommt ja nicht von ungefähr. So auch unsere nächtlichen Besucher. Der Wortführer, ein gewisser Max, eröffnete die Unterhaltung mit „I want your solar panels, give me your solar panels. Give me beer, give me hard stuff (Schnaps), give me meat“.

 

Die anderen drei Jungs waren eher harmlos und friedlich besoffen, aber Max schien eindeutig auf Konfrontation aus. Die vier sind aus Bougainville und arbeiten angeblich als „Security“ für eine malaiische Logging Company, die hier die wertvolle Tropenhölzer aus dem Dschungel schlägt. Max behauptet, dass diese Seite von Fauro Island von Bougainville kontrolliert wird.

 

Allerdings sollten wir uns keine Sorge machen, lallt uns Max zu, denn sie seien die guten Jungs. Sie würden aufpassen, dass keine „Rascals“, also Aufständige bzw. Banden, uns hier belästigen. Und wir hätten doch Glück, dass sie keine „Rascals“ seien, denn „Rascals“ würden gerne auch mal eine Yacht überfallen.

 

Supi, denken wir uns. Auf Bougainville lebt eine ganze Generation junger Männer, die während des Bürgerkriegs mit dem Gewehr in der Hand aufgewachsen ist, und heute nicht weiß, wohin mit ihrer Frustration. Da kommt so eine nette Yacht doch gerade recht.

 

Eine knappe Stunde hängen die vier Besoffenen bei uns der Bordwand und Volker unterhält sich mit ihnen, um ja keine weiteren Aggressionen aufkommen zu lassen. Allerdings hat Volker dabei eine dicke Maglite in der Hand, um im Fall der Fälle jedem unmissverständlich einzubläuen, dass unsere Erlaubnis erforderlich ist, um an Bord zu kommen. Michaela hat derweil Pfefferspray und Signalpistole zur Hand.

 

Irgendwann haben die Jungs dann doch genug. Ihr Bier ist leergesoffen, von uns gibt’s kein neues, und Volker hat ihnen schlau eingetrichtert, dass wir Seventh Day Adventists wären, und für die ist Alkohol absolut tabu. Wir haben also nichts an Bord. Zum Schluss schenken sie uns dann noch zwei Kokosnüsse und tuckern ab in die dunkle Nacht. Wir hören noch, wie sie mit dem Motor gegen ein Riff knallen, dann ist wieder alles ruhig.

 

Wir wollen diesen nächtlichen Besuch nicht hochstilisieren, die Jungs waren zum Glück harmlos. Allerdings hatten wir das Gefühl, dass insbesondere bei Max ein falsches Wort zu einem unangenehmen Ausbruch hätte führen können. In Summe hatten wir nun aber das Gefühl, dass wir auf der anderen Seite von Fauro, also weiter weg von Bougainville, besser aufgehoben wären. Einen Besuch von echten „Rascals“ braucht nämlich kein Mensch.

 

Bild des Tages:

Zwar haben uns die nächtlichen Besucher ein wenig abrupt vom letzten Ankerplatz vertrieben, aber unser neuer Ankerplatz in Masamasa Island ist wirklich auch nicht schlecht. Wir ankern direkt vor einem kleinen, weißen Sandstrand und wenn der Wind richtig steht, können wir von der Heckplattform in einen türkisfarbenen Pool springen.