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Dienstag 18. März 2014
Unser Standort: Vor Anker in der Lagune des Puluwat Atolls, Chuuk State, Mikronesien
Auf LA GITANA ist heute Waschtag. Nach dem Regen vom Wochenende ist der 1.000 Liter Wassertank rappelvoll gefüllt und die Tasche mit schmutziger Wäsche ebenfalls. Also bleibt Michaela erst einmal an Bord und macht auf Weißen Riesen, während Volker an Land tuckert, die Laminierarbeiten auszuführen. Besonders erfreulich ist dabei, dass alle, wirklich alle, ihre Substrat ordentlich vorbereitet, gesäubert und angeschliffen haben. Nur so schafft es Volker heute, alle Boote und Wassertanks zu reparieren.
Der Lohn der Arbeit sind unzählige Trinkkokosnüsse, die Volker vor dem Verdursten bewahren, die größte Staude „Fiji Bananas“, das sind die süßen kleinen „Lady Fingers“, die wir jemals zu Gesicht bekommen haben, ein Sack voll Gemüse namens Kangkong, welches wir schon in Kapingamarangi verköstigen und für lecker befinden durften, sowie ein „Island Chicken“ – und zwar ein echtes also keines, das mal wuff gemacht hat.
„Fringe benefit“ – wie heißt das gleich nochmal auf Deutsch? – sind wieder etliche Geschichten. Zum Beispiel diejenige, die Sky (auch bekannt als Constantin oder seinem Inselnamen Iber) zum Besten gegeben hat. Demnach will nur noch ein kleiner Bruchteil der Puluwatesen auf Puluwat selbst leben. Hier auf dem Atoll sind es irgendwo zwischen drei- und vierhundert. In Chuuk, der Hauptinsel, sollen dagegen schon sechs- bis achthundert Puluwatesen leben. In Guam sind es noch mehr, knapp an die tausend. Und in den USA lebt nochmal eine ganze Menge Puluwatesen, die meisten in Oregon. In Summe. Gerademal jeder fünfte oder sechste Puluwatese lebt demnach auf dem Atoll, das unbestreitbar zu den schönsten gehört, die wir bisher besuchen durften.
Doch dieses Verhältnis ändert sich rasch, wenn die Leute das Zeitliche segnen. Denn dann sind es laut Sky/Constantin/Iber nahezu einhundert Prozent, die als letzte Ruhestätte gerne ihre Heimatinsel hätten. Gerade so, als gäbe es hier besonders freundliche Würmer.
Doch dieser vielfach geäußerte letzte Wille stellt die Puluwatesen vor eine große, vor allem wirtschaftliche und organisatorische Aufgabe. So einfach – und billig obendrein – ist es natürlich nicht, einen Leichnam von Guam oder den USA hierher zu überführen. Aus Chuuk mag es ja noch gehen. Da ist kein Flieger oder Grenzübertritt involviert. Aber aus den USA und Guam muss erst einmal United Airlines mitspielen. Und dann muss natürlich auch der Island Trader, der ja eigentlich nur alle paar Schaltjahre fährt, recht zeitnah von Chuuk, wo sich der internationale und einzige Flughafen befindet, nach Puluwat dampfen. Und das alles mit einem leicht verderblichen Leichnam an Bord.
Gelingt dies alles in einem Zeitfenster, in dem der Leichnam noch in einem bestattungsfähigen Zustand ist, muss selbstverständlich auch noch eine riesige Beerdigungszeremonie organisiert werden, bei der die Angehörigen des Verstorbenen die vollständige Bevölkerung von Puluwat zum Leichenschmaus einladen. In Summe, so meint Sky/Constantin/Iber, kostet ein in Übersee Verblichener damit mehr als dreitausend Dollar! Eine Summe, die man mit Kopra erstmal verdienen muss. Kein Wunder ist Iber der Meinung, dass eine Seebestattung wie früher, wo man die Dahingeschiedenen einfach auf ein Kanu gelegt und dieses den Meeresströmungen anvertraut hat, deutlich sinnvoller wäre. Sonst kommt hier ja niemand wegen der vielen Leichenrückführungen auf einen grünen Zweig…
Bild des Tages:
So nebenbei schafft es Volker noch, der Kanu-Manufaktur von Raymon einen Besuch abzustatten. Raymon ist der Sohn von Hippour, einem der berühmtesten Navigatoren von Puluwat, dem Thomas Gladwin in dem Buch „East Is a Big Bird“ ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Wie vor Äonen wird das Kanu in Handarbeit mit Äxten und Hacken aus einem Brotfruchtbaum gehauen und die einzelnen Segmente werden nur zusammengelascht. Und damit werden dann Seereisen von über tausend Seemeilen unternommen!
Wer sich für die traditionelle Kunst der Navigation der Leute aus Puluwat und den umliegenden Atollen interessiert, dem seien zudem folgende Bücher ans Herz gelegt: „We, the Navigators“ von David Lewis sowie „The Last Navigator“ von Steve Thomas. Wirklich lesenswert alle drei!