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LOGBUCH

Montag 16. März 2015

Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?

Unser Standort: Vor Anker und mit Heckleine an Land fest in einer namenlosen Bucht im Sueden von Batanta, Raja Ampat, Indonesien

 

Heute ist es also nun so weit. Nichts mehr mit der Photojagd auf Mantas, dem Anpirschen an Pottwale, der Suche nach pelagischen Grossfischen. Das kann ja jeder. Einen Mantarochen mit sieben Meter Spannweite entdecken, schafft selbst jemand, der Flaschenboeden als Brillenglaeser hat.

 

Die neue Herausforderung heisst Mikro und die Fototechnik Makro. Macht Sinn, oder? Wir suchen heute im schwarzen Sand und Geroell nach Mikroorganismen, die wir dann als Makromotiv aufnehmen wollen. Hat sich wahrscheinlich schon einer was dabei gedacht, als er das erfunden hat.

 

Das geistige Auge ist umgepolt, die Wahrnehmung ist eingestellt auf alles, was kleiner als ein Golfball und so schnell in einem Loch verschwunden ist, dass man von "Muck Diving" nicht mal das Muck denken kann. Tolle Voraussetzungen bei unserem Ichtiochromatismus. Aber wer nicht wagt, der verliert automatisch. Und wir verlieren nur aeusserst ungern.

 

So praepariert und eingestellt geht es den schwarzen Sand-/Schlickhang hinab auf 15 Meter und dann dort im Schneckentempo entlang. Interessant ist alles, was im Prinzip ein kleiner Bommie im Mikroformat ist. Der wird untersucht, ganz genau, mit der Lupe sozusagen. Gleiches gilt fuer Baumstaemme und Seegrasfelder. Es koennte sich ja ein Geisterpfeifenfisch darin verstecken. Und das Muck Diving faengt gleich richtig gut an. In kuerzester Zeit haben wir mehrere verschiedene Nacktschnecken, einen Fangschreckenkrebs, eine Sepia, eine Drahtkorallenpartnergarnele entdeckt und auf Film abgelichtet (bzw. auf einen Mikrochip). Ist ja relativ einfach mit dem schwarzen Sand, da wird das Auge nicht permanent von opulent gefaerbten Korallen und hin und her flitzenden Fischen abgelenkt.

 

Siebzig Minuten lang kaemmen wir den Hang systematisch ab, die Nase immer dicht am Substrat. Aber auch nicht zu dicht, denn jeder Flossenschlag, jede Beruehrung wirbelt das Sediment auf. Dann reicht es fuer den ersten Muck Dive Versuch. War ja gar nicht so schlecht und die Ausbeute auch nicht so schlecht. Vor allem, wenn man bedenkt, dass wir ohne Blitz und Makrokonverter fotografieren muessen. Aber vielleicht ist das ja der Beginn einer wunderbaren Freundschaft...

 

Bild des Tages:

Eine Gymnodoris Nacktschnecke pirscht sich an.