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Dienstag 02. November 2010

Rodeo im Pazifik

Unser Standort: Auf dem Weg von Funafuti, Tuvalu, nach Majuro, Marshall Inseln

 

Noch zu segeln: 82sm

Bereits gesegelt: 991sm

Etmal: 116sm

 

Die nächste Welle, nein, der nächste Wellenberg läuft an. LA GITANA legt sich nach Backbord über, 20°, 30°, 35°! Urplötzlich fliegt der Mülleimer aus seiner Halterung und segelt durch den ganzen Salon, die Bodenbretter hebt es hoch und Flaschen springen aus der Bilge. LA GITANA liegt schwer auf der Seite. Draussen im Cockpit ein einziges Rauschen und Donnern von der Gischt des Wellenberges, der sich eben gebrochen hat. Langsam, beinahe mühsam wie ein angeschlagener Boxer richtet sich LA GITANA wieder auf, schüttelt sich und nimmt schnell Fahrt auf. 10 Sekunden, 20 Sekunden, dann erwischt uns das nächste Wellenungetüm und drückt uns auf die Seite. Zum Glück fliegen die Bodenbretter nur einmal aus ihrer Verankerung. Das ist uns auch noch nie passiert.

 

Anscheinend hatten wir uns zu früh über eine relativ ruhige Überfahrt gefreut. Denn was wir hier auf den letzten hundert Seemeilen erleben, spottet jeder Beschreibung. Den ganzen Tag gab es nicht einen Sonnenstrahl zu sehen. Der Himmel ist vollständig zugezogen, grau in grau. Dafür bläst es um so mehr. Dauerhaft den ganzen Tag mit 25kn. Ohne nachzulassen, aber auch ohne Böen. Die Windsee hat sich mächtig aufgebaut und immer noch laufen die Dünungen von Nord- und Südpazifik an. Die Wellen sind entsprechend hoch und unregelmäßig. Wir werden umhergeschmissen wie in einer Waschmaschine. Bullriding ist dagegen echt ein Scherz.

 

Unsere Nerven sind jetzt ganz schön angespannt. Gefährlich ist das Ganze nicht. Nur unendlich anstrengend und ermüdend. So eine üble See hatten wir seit der berüchtigten Atlantiküberquerung nicht mehr. Von wegen Barfußroute, von wegen Schönwettersegelei. Ein Glück nur, dass wir morgen spätestens ankommen werden. Denn für übermorgen hat der Wetterbericht noch eine um einen Meter höhere Welle vorhergesagt. Prost Mahlzeit. Da müssen wir aber genau hinschauen, wann wir am Wind nach Norden in die Outer Islands segeln können...

 

Bild des Tages:

 

Sieben Knoten durchs Wasser - und die Wellen sehen auf dem Foto mal wieder echt putzig aus (sic!)