Listinus Toplisten



LOGBUCH
<<  <  09/2010  >  >>

Dienstag 28. September 2010

It's a small small world

Unser Standort: Vor Anker vor Vaiaku, Funafuti Atoll, Tuvalu

 

Wir sind immer noch dabei, die Kollateralschäden der ruppigen Überfahrt von Fidschi über Rotuma nach Tuvalu zu beseitigen. Auf der ersten Strecke kam eine Welle über Deck und setzte die halbe Achterkajüte unter Wasser. Und auf der zweiten Strecke entschlossen sich zwei Bierflaschen zu explodieren. Beide Ereignisse hatten einen Wechsel der kompletten Bettwäsche zur Folge, die nun gemeinsam mit einem Berg anderer Wäsche gewaschen werden muss.

 

Ein echter Knochenjob so ohne Waschmaschine. Vor allem die großen Sachen wie Bettwäsche und Handtücher verbrauchen jede Menge Wasser und Schweiß. Aber an beidem mangelt es hier nicht. Tuvalu fühlt sich wie eh und je wie das Innere eines Dampfkochtopfs an.

 

Am Nachmittag lassen wir es dann gut sein und machen uns auf den Weg, weitere alte Bekannte zu besuchen. Erster Stopp ist das Haus von Enele und Salilo, doch hier sind nach wie vor alle sehr beschäftigt, da Enele ins Parlament gewählt wurde und mitten in Koalitionsverhandlungen steckt, die bis morgen früh abgeschlossen sein müssen. Aber Salilo gibt uns wichtige Tipps, wo wir Molomolo, unseren Spitzenkoch aus Nukufetau finden können. Und tatsächlich stöbern wir ihn in der Meeting Hall von Nukufetau auf. Wir sind kaum in Sichtweite, ruft es schon von überall her "Molomolo, deine Palagis sind da!".

 

Es ist ein herzliches Wiedersehen. Molomolo ist hier Funafuti, um mit dem Chor von Nukufetau nach Majuro in die Marshall Inseln zu reisen. Dort will die Gruppe mit Gesängen und Tänzen Spenden sammeln. Ein typisches pazifisches Phänomen. Ständig reisen Delegationen von anderen Inseln an, um Geld für ihre Kirchen aufzutreiben. So fließt Geld von links nach rechts, ohne dass es wirklich mehr wird. Nur die Kirchen werden dabei reicher...

 

Gemeinsam mit Molomolo geht es ins Filamona Guesthouse, wo er die letzten Wochen als Koch arbeitete. Jetzt wohnt er nur noch hier bei seinen Kousins. Aber hier warten weitere Überraschungen auf uns. Zunächst lernen wir Faapusi kennen, die zweitälteste Tochter unserer Familie in Nukufetau. Bei unserem Besuch im letzten Jahr haben wir sie nicht getroffen, da besuchte sie noch die weiterführende Schule auf dem Atoll Vaitupu. Inzwischen hat sie die Schule abgeschlossen und jobbt momentan in der Bar des Filamona. Sie erkennt uns sofort, weiß unsere Namen und ist ganz aus dem Häuschen, uns endlich kennenzulernen. Im Nu ruft sie in Nukufetau auf dem Post Office an und ehe ich mich versehe, habe ich Ionatana am Telefon.

 

Beim Abendessen kommen wir schließlich mit einem i-Kiribati ins Gespräch, der hier ein Projekt für die FAO leitet. Wir fragen ihn ein wenig nach der Situation in Tarawa aus und nach ein paar Minuten stellt sich heraus, dass er Paeniu, unseren guten Freund Paeniu aus Kanton, sehr gut kennt. Und auch mit der Familie Nanisenis in Tarawa ist er gut bekannt. Die Krönung ist allerdings, als sich ein weiterer Gast in unsere Runde gesellt. Sofort wird er uns als Bruder von Lili, unserer Großmutter auf Tarawa vorgestellt. Wahnsinn! Letztes Jahr haben wir lange nach Lilis Geschwistern gesucht und niemanden gefunden. Jetzt sitzt uns ihr Bruder gegenüber, kennt unsere Namen, weiß dass wir lange in Kanton und Tarawa waren und freut sich auf die DVD mit Aufnahmen von Lili, die wir ihm morgen vorbeibringen wollen.

 

Die Welt ist wirklich ein Dorf. Und ganz besonders im Pazifik, wo jeder mit jedem verwandt oder bekannt ist...

 

Wer jetzt mit den ganzen Namen nichts anfangen kann, der muss ein wenig Logbuch nachlesen aus der Zeit von Februar 2008 bis Juni 2009 mit unseren Besuchen in Kanton, Tarawa, Nukufetau und Funafuti. Es lohnt sich ;-)

 

Bild des Tages:

 

Großer Waschtag auf LA GITANA - alles bei Hand...