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LOGBUCH
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Donnerstag 31. Januar 2008

Kein guter Tag

Unser Standort: Unterwegs von Nuku Hiva, Marquesas, zum Canton-Atoll, Phönix-Archipel, Kiribati - Tag 11

Seit Nuku Hiva gesegelt: 1.155sm

Noch zu segeln: 884sm

Etmal: 142sm

 

48 Stunden Traumsegeln wurden heute fürs Erste jäh beendet. Das konnte ja auch nicht so weiter gehen. Aber warum müssen uns dann sowohl Äolus wie auch Poseidon gleichzeitig bestrafen? Zunächst zeigt uns der Pazifik mal wieder seine Größe, die durch keine signifikanten Landmassen verstellt ist. Er schickt uns gleichzeitig eine jeweils 3m hohe Dünung aus Nordost und Südost. Aufmerksame Logbuchleser wissen, was das heißt! Kreuzseen bis zum Abwinken. Bei 15kn Wind und Druck in den Segeln wäre das ja gar nicht so schlimm. Doch leider läßt eben auch der Wind massiv nach. Nicht, dass wir bisher zuviel davon hatten. Aber jetzt ist es eindeutig zu wenig. Nur 8kn aus Ost reichen einfach nicht, um LA GITANA zu stabilisieren und so rollen wir 25° auf jede Seite. Alle 5 Sekunden ein Ausschlag, 12 mal in der Minute, 720 mal in der Stunde. Arrgggh! Es ist zum Verrückt werden!!

 

Jeder Handgriff fällt schwer, bei jedem Schritt durchs Schiff läuft man Gefahr, von den Beinen katapultiert zu werden. Nichts kann man Abstellen, alles und jedes muß festgehalten, festgeklemmt, festgekeilt werden und Dinge, die sich in den letzten Tagen nicht bewegt hatten, fliegen urplötzlich auf einer ballistischen Flugbahn durchs Schiff.

 

Wahrscheinlich trägt aber auch unsere akkumulierte Müdigkeit zu einer etwas apathischen Stimmung an Bord bei. Nur 2 mal 3 Stunden Schlaf pro Nacht auf einem sich bewegenden Schiff sind auf Dauer doch zu wenig. So langsam freuen wir uns wirklich darauf, mal wieder 8 Stunden am Stück durchzuschlafen. Doch das dauert wohl noch eine knappe Woche.

 

Und zu allem Überfluß laboriert Michaela nun schon seit einigen Tagen an einem üblen Abszess, der sich einfach nicht von alleine öffnen möchte. Jede noch so hauchzarte Berührung oder minimale Bewegung (Spitze bei der Rollerei!) verursacht ihr Schmerzen. So kann es nicht weitergehen, um den Abszess breitet sich schon eine recht große Entzündung aus. Wir müssen handeln! Nach der mittwöchlichen Funkrunde mit der Antje, die Krankenschwester ist (was ein Glück kennen wir immer eine Krankenschwester in der Nähe), steht fest: Der Abszess muß geöffnet werden. Wir holen die sterilen Einmalskalpelle raus und beissen beide auf die Zähne. Michaela, weil sie die Schmerzen ertragen muß; Volker weil er Michaela kurz nochmal weh tun muß. Zack, ein Schnitt und der Eiter fließt. Michaela verspürt sofortige Erleichterung von den Schmerzen, Volker von der Verantwortung schneiden zu müssen. Schon ein komisches Gefühl für einen Nicht-Arzt, die Haut eines anderen Menschen einschneiden zu müssen. Wir versorgen den Abszess ordentlich mit antibiotischer Creme und Michaela muß zusätzlich Antibiotika schlucken, um den Abszess schnell abheilen zu lassen. Nun hoffen wir mal, dass wir der Eiterbeule damit den Garaus gemacht haben...

 

Bild des Tages:

Man kann es anstellen wie man will, aber unangenehme Bedingungen auf See lassen sich kaum mit einer Kamera festhalten. Im Foto oder auf Video sieht das immer alles aus wie Kinderkram. Wenn man aber auf dem Schiff sitzt, das sich 25° nach jeder Seite legt, hat man den Eindruck, dass jeden Moment die Mastspitze in eine Welle taucht...