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Dienstag 13. Mai 2014

Ausgehaucht

Unser Standort: Auf dem Weg vom Sorol Atoll nach Palau, Mikronesien

Noch zu segeln: 84sm

Bereits zurückgelegt: 287sm

Etmal: 120sm

 

Die Gedanken, die wir gestern darauf verschwendet hatten zu überlegen, was wir tun, wenn wir schon heute am späten Nachmittag in Palau ankommen sollten, hätten wir uns sparen können. Natürlich.

 

Pünktlich um Mitternacht hat Mutter Natur nämlich wieder den Wind ausgeknipst. LA GITANA fährt gegen eine Wand: von 9 Knoten Fahrt runter auf 4 kn. Und das auch nur, weil wir mit einem Knoten nach Westen geschoben werden. Die Segel schlagen dazu wie zwei Schwergewichtsboxer im WM-Kampf und Michaela versucht in ihrer Wache noch mit Handsteuern ein wenig auszugleichen. Volker macht sich in seiner Wache nicht die Mühe. Hat sowieso keinen Sinn. Der Wind ist wieder runter auf 5 bis 6 Knoten und es steht immer noch eine Welle, so dass die schlagenden Segel nicht zu bändigen sind. Motoren macht auch keinen Sinn, dann kommen wir mitten in der Nacht in Palau an und dafür müssen wir ja keinen teuren Diesel verschwenden. Also nehmen wir die Segel runter und lassen uns treiben. Ein absolutes Novum für uns! Das geht dank dem Schiebestrom erst noch relativ gut, auch wenn wir ganz schön hin- und hergerollt werden.

 

Beim Sonnenaufgang begrüßen uns dann freundliche Passatwölkchen und der Wind gibt sich Mühe, zweistellig zu werden, was ihm hin und wieder auch gelingt. Nun sind es ja nur noch knapp 100 Seemeilen bis in den Hafen und das schaffen wir locker bis morgen früh. Also können wir uns heute die Zeit nehmen, ein wenig Leichtwindsegeln einzulegen. Da das Großsegel nach wie vor zu sehr schlägt, ziehen wir nur unter Genua langsam aber stetig nach Westsüdwest. Geschwindigkeitsrausch kommt bei 4,5 Knoten Fahrt sicher keiner auf. Wenn es aber so bleibt, dann werden wir die erste Yacht auf der Funkrunde sein, die die Strecke von Pohnpei kommend ohne große Motorerei zurückgelegt hat.

 

Inzwischen ist es auch schon wieder verflucht heiß geworden und wir verkriechen uns in den Salon und geben uns den Luxus, uns von Ventilatoren anpusten zu lassen. Das kann ja auch wieder lustig werden in Palau. Scheint ein „heißes“ (und windloses) Pflaster zu sein, wenn man den Berichten der Yachten vor Ort Glauben schenken darf.

 

Ansonsten steht der heutige Tag im Zeichen der Ankunft und der drohenden Inspektion durch Quarantäne-Beamte, denen wohl alles nicht aus Palau oder den USA stammendes Obst, Gemüse und Fleisch suspekt ist. Also vernichten wir die letzten Frische-Bestände: das letzte Ei aus Nukuoro geht gemeinsam mit der letzten Zwiebel aus Gizo (6 Monate lang ohne Kühlung bei uns an Bord!!!!) in eine schöne Portion Eierspätzle ein. Die Bananen aus Sorol werden zu Pancakes verarbeitet und die Kokosnüsse geköpft und in Flaschen zum Kühlen abgefüllt. Der Tiefkühler wird morgen zur Ankunft „unsichtbar“ gemacht, denn dort schlummern noch allerlei „Island-Chicken“, „Inselschwein“, Langusten sowie hausgemachtes Bananeneis. Und das alles werden wir sicher nicht kampflos herausrücken. Ihr seht, provianttechnisch hätten wir es noch eine Weile ohne Supermarkt ausgehalten…

 

Bild des Tages:

Damit es uns in nicht langweilig wird, versuchen wir heute mit allen Mitteln die Windpilot Pazifik Plus am Arbeiten zu halten. Bei vier bis fünf Knoten scheinbarem Wind von hinten ist die Windsteuerung nämlich an ihrem absoluten Limit. Volker probiert und tüftelt und kommt schließlich mit einer Konstruktion aus Bambusspießchen und einer Plastiktüte zum Erfolg. Die Konstruktion wiegt so gut wie nichts und bringt daher nicht die delikate Balance der Windfahne durcheinander, vergrößert aber gleichzeitig die Größe der Windfahne um 50%. Damit fahren wir zwar immer noch ein wenig Schlangenlinien, aber nicht mehr so schlimm wie zuvor. Höchstens noch wie 0,8 Promille ;-)