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Mittwoch 19. März 2014

Hoch hinaus – Leuchtturmbesuch, missglückte Kanufahrt

Unser Standort: Vor Anker in der Lagune des Puluwat Atolls, Chuuk State, Mikronesien

 

Volker wacht schon lange vor dem Bimmeln des Weckers auf, denn heute ist der große Tag! Tobias und Iber haben ihn eingeladen, mit einem seegehenden Kanu hinaus auf die Uranie Bank zum Thunfisch fangen zu fahren. Eine Gelegenheit, die man sich als Segler unter keinen Umständen entgehen lassen darf. Wer weiß schon wie lange diese majestätischen Kanus noch im Einsatz sein werden.

 

Iber und Tobias waren sehr daran interessiert zu sehen, mit welchen Ködern die Kapingas fischen. So hat Volker das komplette Sammelsurium an selbst gefertigten Angelködern dabei, die man ihm in Kapingamarangi und Nukuoro geschenkt hat, als er unmittelbar nach Sonnenaufgang mit vor Aufregung klopfendem Herzen zum Kanuhaus tuckert. Doch irgendwie ist es da recht ruhig. Zu ruhig. Nur Tobias kommt plötzlich ums Eck gepaddelt und entschuldigt sich. Keine Ahnung, was los sei, aber von der Crew sei niemand erschienen, so dass der heutige Angeltrip leider ausfallen müsse. Aber Samstag, da gingen die beiden Kanus von Tobias und Iber wieder raus zum Fischen. Sicher! Und der Platz für Volker sei in jedem Fall reserviert. Garantiert!

 

Zu doof aber auch, denn nun stecken wir wieder ein paar Tage länger fest als geplant. Aber egal, den Samstag werden wir auf jeden Fall noch abwarten, denn nun hat sich auch noch Westward 2 angekündigt. Und die beiden Aussies haben wir seit Fidschi nicht mehr gesehen. Zeit für ein Schwätzchen also.

 

Wir überbrücken die aufkommende Langeweile (Scherz! Uns war’s noch nie auch nur eine Sekunde langweilig seit wir mit LA GITANA unterwegs sind) und wollen hoch hinaus. Am Nordwest-Ende von Alet steht nämlich das angeblich höchste Gebäude von Mikronesien. Höher als die höchsten Hotels und Bankgebäude von Guam soll es sein: ein Leuchtturm von den Japaner zu Beginn des Zweiten Weltkriegs erbaut.

 

Gemeinsam mit Peter und Donna von Kokomo machen wir uns auf den langen und mühsamen Marsch am Ufer von Alet entlang. Die Sonne sengt, es ist unfassbar heiß und kein Lufthauch geht hier in Lee der großen Insel. Über eine Stunde brauchen wir so für die knapp zwei Kilometer, die Zunge hängt uns untrainierten Seglern aus dem Hals und dann verpassen wir beinahe noch den im Unterholz versteckten Leuchtturm. Als wir ihn im letzten Moment erspähen, bevor wir dran vorbei gelaufen sind, bleibt uns der Mund offen stehen: Gute sechzig Meter hoch ist der Betonkoloss!

 

Weit ragt er über die Gipfel auch der höchsten Kokospalmen hinaus und von seiner Spitze kann man die über zwanzig Seemeilen entfernten Eilande Tamatam und Pulap erkennen. Erstaunlich in welch tollem Zustand der Leuchtturm knapp hundert Jahre nach seiner Errichtung ist. Während alle Wirtschaftsgebäude rundherum dem Verfall nicht widerstehen konnten, schlängelt sich die Wendeltreppe im Leuchtturm ohne auch nur einen Riss in die schwindelerregende Höhe. Kein Wunder dass die Puluwatesen der Meinung sind, nur „Made in Germany“ und „Made in Japan“ garantiere gute Qualität. Das beste war aber die kühle Brise oben auf dem Turm, die einem die Moskitobiester vom Leibe hielt, die die Insel Alet beherrschen. Zumindest bis zum ebenso schweißtreibenden Rückweg…

 

Bild des Tages:

Derart atemberaubend ist der Blick vom ehemaligen japanischen Leuchtturm, das wir uns direkt wünschen, so ein Hilfsmittel der Navigation stünde auf allen Atollen.