Listinus Toplisten



LOGBUCH

Samstag 14. Dezember 2013

Die schönste Nacht der Welt

Unser Standort: Vor Anker vor dem Dorf Bosoria am Südpass des Nuguria Atolls, Papua Neuguinea

 

Als die Sonne langsam im Westen hinter die Wolken sinkt, steht der Mond schon bleich und weiß und glasklar am immer tiefblauer werdenden Himmel. Die Luft ist samtweich, es geht kaum Wind und die Wolken verstecken sich am Rand der sichtbaren Welt. So beginnt die schönste Nacht der Welt.

 

Von Land weht der Geruch nach Kokosnuss von den Kochstellen heraus und die letzten Papageien fliegen kreischend zurück in ihre Nester. Von See kommt ein verspätetes Geschwader Tölpel im Tiefflug von See zurück. Mangels Wind fliegen die begnadeten Segler wie die Gänse in Formation. Heute konnten sie sich Zeit lassen, denn der Mond taucht die Lagune in ein milchiges Licht, ganz so, als hätte Neptun im Wasser vergessen, die Lichter zu löschen.

 

Immer höher wandert der Mond, und auch wenn erst nächste Woche Vollmond ist, ist er schon beinahe kugelrund. Wie flüssiges Silber gießt er sein Licht auf uns herab, so hell, dass man ein Buch lesen könnte, wenn man wollte. Doch wozu sollte man ein Buch lesen wollen, wenn man diese Szenerie in sich aufnehmen kann, ja in sich aufsaugen möchte.

 

Auch die Leute an Land verspüren die besondere Stimmung. Leises Lachen und polynesische Gesänge, im Wechsel zwischen Kindern und Erwachsenen, wehen sanft wie die feuchtwarme Tropenluft, die sich an unsere Körper schmiegt, über die Lagune. Ein paar Sterne funkeln um die Wette, im Mondschein sind nur die kräftigsten zu sehen. Da! Plötzlich malt eine große Sternschnuppe einen langen Strich ans Firmament, erst weiß, dann rötlich und schließlich grün erlöschend.

 

Wir legen uns zurück, richten den Blick ins Graublau dieser stillen Fast-Vollmondnacht, können gar nicht aufhören diese schönste Nacht der Welt in uns aufzunehmen. Mit übergroßer Deutlichkeit wird uns die Schönheit und Harmonie der Schöpfung bewusst. Wir fühlen uns eins mit dem Universum, im Einklang mit der Natur. Allein um diesen magischen Moment erleben zu dürfen, hat sich unser Aufbruch ins Abenteuer schon gelohnt.

 

Bild des Tages:

Es wäre kein verschenkter Moment, wäre diese Nacht das letzte, was man von dieser Welt erblicken würde…