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Donnerstag 04. November 2010
Unser Standort: An einer Mooring in "Downtown" Majuro, Marshall Inseln
Die Republik Marshall Inseln ist ein Inselstaat aus 29 Korallenatollen und 5 einzelnen Inseln mit einer Gesamtbevölkerung von 52.000 Menschen, die sich auf einer Landfläche von nur 171 Quadratkilometern drängen. Die Hoheitsgewässer gehören dagegen mit 2,6 Millionen Quadratkilometern zu den größten des Pazifiks. Viel Wasser und wenig Land dominiert hier also. Die Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Mikronesiern, dem Bevölkerungsstamm, der den Nordwesten des Pazifiks besiedelt hat. Doch die zahlreichen Kolonialmächte, unter anderem Deutsche, Japaner, Amerikaner sowie die zahlreichen Tunfischer und zugezogene Chinesen, Japaner und Koreaner haben einiges zur Aufmischung des Erbgutes beigetragen.
In den Marshall Inseln wurden in den fünfziger und sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts unzählige Atombomben von den Amerikaner gezündet. Zu dieser Zeit waren die Inseln ein Treuhandgebiet der USA. Schön, wenn Treuhänder so sorgsam mit den Dingen umgehen, die sie treuhänderisch verwalten. Da bekommt der Begriff Treuhänder doch eine ganz neue Dimension. Am schlimmsten betroffen waren die Inseln Bikini und Enewetok, die auch heute immer noch unbewohnt und trotz Millionen von Dollar zur Entseuchung auch noch weitgehend unbewohnbar sind. Durch Fall Out wurden aber auch andere Inseln wie Rongelap unbewohnbar, obwohl hier nie eine Atombombe gezündet wurde.
Auf dem Atoll Kwajalein, dem größten der Welt, unterhält das amerikanische Verteidigungsministerium die Kwajalein Missile Range, eine große Militärbasis und bezahlen dafür ungefähr USD 10 Mio. Miete im Jahr. Die Missile Range ist ein Kernstück der Star Wars Initiative von Präsident Reagan. Denn letztendlich dient Kwajalein in erster Linie als Zielgebiet für Testflüge von Interkontinentalraketen aus den USA. Ein Wunder, dass sich noch keine verflogen hat.
Unabhängigkeit erreichten die Marshall Inseln im jahre 1986, sind aber immer noch durch einen sogenannten "Compact of Free Trade" an die USA gebunden. Dieser Vertrag bewirkt massive ökonomische Unterstützung für die Inseln und eine große Annäherung an die USA. Die Marshallesen können relativ problemlos in die USA einreisen und sich dort auch niederlassen. Auf dem Papier sind die Inseln damit zwar unabhängig, faktisch jedoch weiterhin eine Beinahe-Kolonie der Amerikaner.
Und das zahlt sich für Marshallesen aus. Bei unseren ersten Erkundungsgängen an Land haben wir das Gefühl, in einer etwas runtergekommenen Kleinstadt irgendwo im Süden Mississippis angekommen zu sein. Es gibt - wie sollte es auf einem Atoll auch anders sein - eine Hauptstrasse, auf der sich mächtige Pick Ups drängen. Wir finden einen Ace Hardwarestore, wie er überall in den USA zu finden ist, und direkt gegenüber unseres Dingidocks ist des Postamt der Vereinigten Staaten. Jawohl, die Marshall Inseln werden von der US Post bedient. Und zwar so als ob sie irgendwo in Kontinentalamerika lägen. Hinsichtlich Ersatzteilversorgung bietet daas natürlich ungeahnte und preiswerte Möglichkeiten.
Die Supermärkte sind top sortiert und die Preise kaum höher als in den USA. Kein Wunder, dass sich zahlreiche amerikanische Segler hier mehrere Jahre aufhalten. Für sie ist es genauso einfach, hier eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten, wie für die Marshallesen in den USA. Zur Einreise genügt ihnen sogar der Führerschein! Und die hiesigen Langzeitlieger sind amerikanisch top organisiert. Bei unserer Ankunft hat sich sofort jemand darum gekümmert, dass Zoll und Immigration zu uns kommen. Dann kam ein anderer Yachtie vorbei, um uns willkommen zu heissen und uns die "Yacht Yellow Pages" sowie zahlreiche Führer und Informationsblätter vorbeizubringen. Ein klasse Service! Das muss man den Amerikanern wirklich lassen, darauf verstehen sie sich wie keine zweite Nationalität.
Wir werden uns die nächsten Tage mal ein bißchen einleben, die Cruising Permits für die Outer Islands beantragen und auf Post aus den USA warten (ich sag doch: Super-Ersatzteilversorgung). Was wir bisher gesehen haben, gefällt uns recht gut. Zwar nicht optisch, denn Downtown Majuro ist nun wirklich nicht schön. Aber die Segler-Infrastruktur ist angenehm, gut ausgebaut und breit gefächert, die Preise sind günstig und die Leute freundlich, wenn auch ein wenig zurückhaltender als in Fidschi...
Bild des Tages:
Das nördliche Mooringfeld von Majuro