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Donnerstag 01. Mai 2014

Alltag im Paradies

Unser Standort: Vor Anker im Sorol Atoll, Yap State, Mikronesien

 

Letzter Tag im Paradies für Westward II, denn jetzt MÜSSEN sie los, ob mit oder ohne Wind, sie können nicht länger auf Wind warten. Kein Gas, kaum noch Essensvorräte, Wassertank halb leer und Wassermacher defekt, 5 von 6 Batterien kaputt – langsam wird es kritisch. Einen zusätzlichen Tag bekommt Steven doch noch geschenkt, denn Montag ist in Palau Feiertag und einklarieren würde viel Geld extra kosten. Volker fährt zu Westward II und schaut sich mit Steven die Batterien an, ob nicht doch noch eine zu retten ist. Aber auch Volker weiß keinen Rat mehr, außer, dass Steven in Palau mindestens eine große LKW-Batterie kaufen muss, die ihm Zeit bis in den Philippinen gibt. Dort will er die großen Schiffsprojekte in Angriff nehmen, da es dort deutlich günstiger sein soll als in Palau. Danach basteln die beiden an unserem Ersatz-GPS respektive Mini-Kartenplotter, damit dies einsatzfähig ist, sollte unser GPS den Geist aufgeben. Auch wir haben schon wieder einige Schiffsprojekte (heißt, es ist einiges kaputt!), die wir jedoch schon hier und in Palau in Angriff nehmen müssen. Paradies hin oder her, der Alltag macht auch hier in Sorol nicht halt.

 

Auch für die Mädels nicht. Michaela hatte den Vormittag u.a. mit Wäsche waschen verbracht (die leider nicht bis Palau warten kann) und wünscht sich einmal mehr, sie hätte eine Waschmaschine zur Verfügung. Das würde ihr Zeit, Schweiß und Schmerzen im Handgelenk ersparen. Das Paradies hat eben seinen Preis. In Deutschland hatten wir Waschmaschine, Spülmaschine, Trockner, Kaffeemaschine, viele Supermärkte usw., alles, was das Leben leichter macht. Dafür hatten wir 50-60 Stunden Jobs, die uns für alles andere nicht viel Zeit gelassen haben. Hier draußen ist dafür der Alltag mühsamer und kostet viel Zeit! Nach der Wäsche machen sich Selena und Michaela an den Brotteig für die Brote, die wir auf LA GITANA im Ofen backen und sie überlegen, was es heute Abend zu Essen geben kann. Jeder Smutje durchforstet die Vorräte und dabei kommen „Fish Cakes“ mit Pesto-Nudeln und Kürbis-Papaya-Gemüse heraus. Das wollen die beiden wieder in ihrer Strand-Sterneküche zubereiten. Denn wer hat schon mal unterm Sternenhimmel im Dunkeln sein Essen zubereitet? Wir waren wegen der Hitze ein bisschen spät dran heute und mussten daher im Schein der Taschenlampen zu Abend essen. Geschmeckt hat es hervorragend, auch wenn die Köchinnen nicht viel von dem gesehen haben, was sie zubereitet haben ;-)

 

LA GITANA sieht jetzt wirklich aus wie eine Zigeunerin, mit all den Tüchern und Gemüsenetzen zwischen den Wanten, die uns vor der gleisenden Sonne schützen sollen. Außerdem hat Volker mit einer Kette und Bojen, die er an Land gefunden hat (es gibt doch was zu finden!), eine Mooring gemacht, an der wir uns mit dem Heck festgemacht haben, damit wir im Schwell liegen und nicht schaukeln. Danke Volker, sagt Michaela! Was wir natürlich nicht wissen konnten, dass der Windhauch abends aus Ost kommt und wir die Abgase des Generators ins Cockpit geblasen bekommen. Nicht gut. Aber deshalb haben wir uns ja an einer Mooring festgemacht anstatt einen Heckanker auszubringen, den wir mühsam wieder raufholen müssten. Von der Mooring sind wir morgen schnell los, falls Wind kommt. Wer weiss, ob überhaupt Wind kommt, denn wir sollten eigentlich heute schon 8 kn haben und es war bleierne Windstille.

 

Zum Abschied gibt es heute Abend noch einmal Freilicht-Kino unter Sternenhimmel, nachdem wir satt gefuttert wie Käfer auf den Rücken gefallen sind. Mit Laptop, Beamer, Leinwand und Lautsprecher ausgerüstet sieht das Setup wirklich aus wie ein Freilicht-Kino. Nur die Zuschauerzahl lässt zu wünschen übrig, wollten wir damit Geld verdienen. Nach dem Film packen wir unsere sieben Sachen wieder ein und fahren zurück auf unsere Schiffe, wo dann wieder Alltag herrscht. Taschen entsanden, alles aus- und wegräumen, alles abwaschen und dann natürlich noch Geschirr spülen. Schwupps ist es Mitternacht und wir fallen in einen tiefen Schlaf, obwohl es immer noch brütend heiß ist.

 

Aber schön war’s! Wir werden die beiden nach dieser intensiven Woche vermissen bis wir sie in Palau wiedersehen. Ab spätestens Samstag sind wir dann alleine im Paradies und dann fängt für uns der Alltag erst richtig an…

 

Bild des Tages:

Voilà, ein Bild aus dem Paradies zum Träumen für alle diejenigen, die einen Fulltime-Job und keine Zeit haben, sondern nur davon träumen können, einmal auf einem unbewohnten Atoll am Strand BBQ zu machen und danach einen Kinofilm anzuschauen.