Listinus Toplisten



LOGBUCH

Montag 24. März 2014

Stolze Inseln

Unser Standort: Vor Anker in der Lagune des Puluwat Atolls, Chuuk State, Mikronesien

 

Nur einen kleinen Einblick durften wir am Samstag erhaschen, welch große Navigatoren und Seefahrer die Mikronesier und Polynesier waren. Zu einer Zeit als wir Europäer uns noch ängstlich entlang der Küsten drückten und sich niemand traute, außerhalb der Sichtweite von Land zu segeln, besiedelten die Polynesier und Mikronesier einen Lebensraum, der praktisch nur aus Wasser besteht und ein Drittel der Erdoberfläche einnimmt. Das alles in hölzernen Kanus, die denjenigen, die am Samstag zum Fischen auf die Uranie Bank hinausgesegelt sind, sehr ähnlich sind.

 

Dass später dann zum Teil intensive Handelsbeziehungen oder gegenseitige Raubzüge zwischen den Inselgruppen stattfanden, zeugt von der phänomenalen Navigationskunst einer Kultur, die kein Metall kannte und noch nicht einmal das Rad für sich erfunden hatte. Aber segeln und navigieren konnten sie. Wer sich für die Sternennavigation und die Kanukonstruktionen der Seefahrer aus Puluwat und den umliegenden Inseln interessiert, dem seien die drei Bücher ans Herz gelegt, die wir am 18.03. genannt haben.

 

Es ist schön zu sehen, dass in Puluwat die Kanus und die Navigationskunst auch heute noch eine zentrale Rolle spielen. Die Kanuhäuser, in denen die Kanus untergebracht werden, wenn sie repariert werden, sind der soziale Mittelpunkt eines jeden Clans. Hier wird geschlafen und gegessen, geratscht und gelehrt. Viele Clans sind nach wie vor dabei, neue Kanus aus traditionellen Materialien auf Kiel zu legen. Junge Männer wollen die Navigationskunst der alten Navigatoren lernen. Dies ist sicher ein Erfolg der weltweiten Beachtung, die Puluwat und die umliegenden Atolle in den letzten dreißig Jahren erfahren haben. Wissenschaftler und Dokumentarfilmer hat es immer wieder hierher verschlagen, um die Kunst und das Wissen der sprichwörtlich letzten Navigatoren des Pazifiks festzuhalten. Und diese Beachtung erfüllt die Leute hier mit Stolz. Und zwar zu Recht. Endlich mal ein Ort im Pazifik, wo die Menschen mit erhobenem Haupt rumlaufen und eine Leistung anerkannt wird, die weltweit ihresgleichen sucht. Hoffentlich bleibt es noch lange so und die grandiosen Kanus von Mikronesien werden noch viele Fahrten zu den benachbarten Atollen, nach Guam, Japan oder Hawaii machen.

 

Für uns ist dagegen schon wieder die Zeit des Abschieds gekommen. Und der fällt mal wieder schwer. Denn wir waren zwar nicht lange hier, aber der Angelausflug mit Iber, David, Roland, Dickson und all den anderen, hat uns deutlich enger zusammenrücken lassen. „Male bonding“ nennen das die Angelsachsen. Und ja, es ist wirklich etwas Besonderes, was Volker am Samstag erleben durfte.

 

So machen wir heute die Abschiedsrunde, werden überhäuft mit Kokosnüssen und Bananen und mit guten Wünschen für die Weiterfahrt. Als wir zurück zu LA GITANA tuckern, stehen Iber und Jacintha noch lange am Ufer und winken uns nach. „We will really miss you!“, waren ihre letzten Worte an uns. Wir werden Euch auch vermissen!